22. November 2022

RezensionAlexander Ulfig: Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit:

Wie die Cancel Culture den Fortschritt bedroht und was wir alle für eine freie Debattenkultur tun können

Harald Schulze-Eisentraut und Alexander Ulfig, zwei ausgewiesene Experten aus dem deutschen Universitätsbetrieb als Herausgeber mannigfaltiger Blicke auf den Zustand der Wissenschaft, sowie der Münchner Finanzbuch-Verlag, wo das Werk erscheinen durfte, haben sich hier verdient gemacht. In einer umfangreichen Einleitung beschreiben sie im Buch „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“ den Verfall eben dieser Wissenschaftsfreiheit unter den Einflüssen politischer Korrektheit, thematischer Verengungen und dem Aufblühen von Intoleranz. Sie zeichnen nach, dass der Niedergang des freien, kreativen Denkens seinen Ursprung weniger in Einflüssen von außen hat als vielmehr in einer eigenwilligen Selbstkorrektur des institutionellen Innenbereiches. An den Beginn und an das Ende des Werkes stellen die Herausgeber Harald Schulze-Eisentraut und Alexander Ulfig Interviews mit Ulrike Ackermann und Axel Meyer, die die Lage vor Ort jeweils lebendig schildern. Beiträge akademischer und öffentlicher Schwergewichte wie Fritz Vahrenholt oder Michael Esfeld vertiefen den Blick auf das strukturelle Problem. Die menschliche Dimension der Intoleranz wird deutlich, wenn Fritz Vahrenholt seinen Fall aus den Höhen der publizistischen Rühmung in die Niederungen der scheinbaren akademischen Irrelevanz beschreibt. Immerhin weiß er – post mortem – von Helmut Schmidt zu berichten, dass dieser die Abirrungen der heutigen Klimapolitik durchaus noch begriffen hatte. Mit einem Bundeskanzler wie ihm wäre überwiegend unwahrscheinlich, dass die Exzesse der Intoleranz ihren Weg so nähmen, wie es leider zu beschreiben ist. Neben der Klimapolitik beleuchtet das Herausgeberpaar mit seinen Autoren die Felder der Einwanderung, des Antirassismus, des Eurozentrismus und der Redeverbote auch in den wissenschaftlichen „Communities“. Gesamthaft gehört das Werk in jede akademische Bibliothek, um ein Stück trauriger Zeitgeschichte zu dokumentieren.


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