21. Oktober 2022

RezensionThorsten Polleit: Der Weg zur Wahrheit

Eine Kritik der ökonomischen

Thorsten Polleit lässt auf 368 Seiten keinen Zweifel aufkommen, worum es ihm geht: die Menschheit vor den „Schrecken eines neuerlichen Kollektivismus, Sozialismus und der mit ihnen unweigerlich verbundenen Tyrannei und ihrem Elend“ zu bewahren. Den Schlüssel zum Erfolg sieht der Autor in einer radikalen Abkehr von der Volkwirtschaftslehre als Erfahrungswissenschaft: Nur als „apriorische Handlungswissenschaft“ lässt sie sich „widerspruchsfrei konzeptualisieren“. Während ergebnisoffener Versuch und Irrtum (Erfahrung) in den Naturwissenschaften wahre Ergebnisse bringen, birgt diese Offenheit in den Sozialwissenschaften eine große Gefahr: die Versuchung, unwahre (populistische) Thesen zu postulieren, die sich empirisch nicht widerlegen lassen. Das umfangreiche Literaturverzeichnis liest sich wie ein „Who is Who“ der Österreichischen Schule der Nationalökonomie: Hayek, Hoppe, Machlup, Menger, Mises, Ratzinger (um einen Nicht-Ökonomen zu nennen), Rothbard und einige mehr. Gute Gesellschaft für den Königsberger Philosophen Kant, auf dessen bekanntestes Werk der Untertitel „Eine Kritik der ökonomischen Vernunft“ Bezug nimmt. Das Buch endet mit dem Kapitel über „Politische Macht, die Intellektuellen und die Wahrheit“. Dabei kommen weder die Intellektuellen noch der Staat („wie wir ihn heute kennen“) gut weg: Entweder macht sich der Staat die Intellektuellen gefügig, um („quid pro quo“) deren Einfluss auf die (Volks-) Massen zu nutzen. Oder er wird Opfer machtgieriger Intellektueller, wie Polleit in Anlehnung an Helmut Schelsky in Betracht zieht: Diese inszenieren sich als „Verkünder des Heils“, die ein Interesse daran haben, „dass die Gegenwart als Notsituation empfunden wird, denn davon hängt ihre Wirkungsmöglichkeit ab“. Resümee:  Die Absicht des Buches ist edel, die vorgeschlagene Methode ist (aus liberaler Sicht) richtig und die Kritik des Wissenschaftsbetriebes berechtigt. Deshalb, wenn auch (für Hobby-Philosophen) nicht immer leicht verständlich: lesenswert!


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Dossier: ef 227

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Stephan Fischer

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