13. Dezember 2025
Sozialstaat ist Sünde: Die Neidökonomie im Licht der Bibel
Freiheit, Eigentum und Verantwortung als Gebote Gottes
von Andreas Schnebel
Freiheit hängt am Eigentum. Die Bibel schützt es doppelt: „Du sollst nicht stehlen“ und „Du sollst nicht begehren“. Damit errichtet Gott eine Schutzmauer – gegen äußeren Zugriff und gegen inneres Verlangen. Wer arbeiten darf und behalten darf, lebt in Freiheit. Wer nicht behalten darf, verliert Anreiz, Freude und Würde.
Doch was geschieht, wenn der Staat selbst zum Dieb wird? Frédéric Bastiat sprach schon im 19. Jahrhundert von „legaler Plünderung“ – dem Moment, in dem Gesetze nicht mehr schützen, sondern selbst zum Werkzeug des Raubes werden. Genau das geschieht im Sozialstaat: Er erhebt Neid zum Prinzip und Raub zum Gesetz. Verträge, Preise und Tausch entstehen nicht mehr frei aus Arbeit und Verantwortung, sondern werden durch Zwang, Abgaben und Subventionen ersetzt. Fürsorge wird verstaatlicht, Verantwortung entkernt – der Hausstand verarmt moralisch und materiell. Gottes Ordnung, die Eigentum schützt und Arbeit belohnt, wird auf den Kopf gestellt.
Ordnung durch Grenzen
Die Bibel zeigt eine Ordnung, die Freiheit schützt: Hausstand, Kirche und Obrigkeit – drei Bereiche, die einander begrenzen.
Der Hausstand ist Ursprung von Arbeit, Markt und Eigentum. Hier entstehen Verantwortung, Vor- und Fürsorge und das Erbe für die nächste Generation. Ohne Land, Werkzeuge, Haus und Herd kann keine Familie bestehen. Darum ist Eigentum keine Luxusware, sondern ein Geschenk Gottes. Psalm 128 sagt es schlicht: „Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit; wohl dir, du hast’s gut.“ Arbeit ist Gabe, Eigentum Frucht, Freiheit die Atmosphäre, in der beides gedeiht.
Die Reformatoren griffen diese Linien auf. In einer Welt mit festen Klassen – Adel, Klerus, Bauern – deuteten sie neu: Nicht Geburt oder Privileg bestimmen die Ordnung, sondern Gottes Berufung. Hausstand (Oikonomia), Kirche (Ecclesia) und Obrigkeit (Politia) sind göttlich eingesetzte Lebensbereiche. Jede Sphäre ist begrenzt – wo sie ineinander aufgehen, entsteht Tyrannei. Damit machten sie deutlich sichtbar: Ordnung ist nicht Menschenwerk, sondern Gottes Gabe – und nur durch Grenzen bleibt Freiheit bewahrt.
Die Kirche sollte Wächterin dieser Freiheit sein. Kein eigenes Eigentum als Machtinstrument, sondern das Gewissen der Menschen und Mächtigen schärfen: gegen Raub, gegen Neid, für Maß und Treue. Wo der Staat Begehrlichkeit ins Gesetz schreibt, hätte sie die Aufgabe zu widersprechen. Schweigen ist Beihilfe zum Raub.
Die Obrigkeit sollte Dienerin – nicht Herrin sein. Paulus sagt: „Sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten.“ Zum Guten hieße: zum Schutz, nicht zur Plünderung. Wo der Staat das Eigentum verletzt, wird er selbst zum Räuber. Luther wusste: Fürstenraub ist schlimmer als Wegelagererraub, weil er Gesetz und Macht auf seiner Seite hat.
Sozialsystem – Bruch des vierten Gebotes
Noch tiefer zeigt sich der Bruch am vierten Gebot: „Ehre Vater und Mutter.“ Das meint mehr als Respekt. Es heißt konkret: Fürsorge für Eltern im Alter, Vorsorge für Kinder, Treue zwischen den Generationen. Paulus spricht unmissverständlich: „Wer für die Seinen nicht sorgt, hat den Glauben verleugnet“ (1 Tim 5,8). Damit wird klar: Der erste Sozialstaat ist der Hausstand – von Gott selbst eingesetzt, lange bevor Staaten diese Aufgabe usurpierten.
Genau diese Ordnung zerstört der moderne Sozialstaat. Er nimmt Kindern die Mittel, ihre Eltern zu tragen, und entreißt Eltern die Möglichkeit, ein Erbe für ihre Kinder aufzubauen. Das Ergebnis ist eine doppelte Entehrung: Einzahler und Erben zugleich werden enteignet. Was über Jahrhunderte selbstverständlich war – Eltern sorgen vor, Kinder sorgen nach – wird durch Steuern, Inflation und Abgaben ausgehöhlt. Hofübergabe, Ersparnisse, Unternehmertum, Erbe – all dies waren Pfeiler der Generationentreue. Heute verschlingt es der Staat, bevor es bei den Kindern ankommt.
Der Angriff des Sozialstaates
Der moderne Sozialstaat überschreitet diese Grenzen systematisch. Er zieht Fürsorge an sich, ersetzt Hausstand und Kirche durch Bürokratie und verschiebt Verantwortung in anonyme Kassen. Damit zerstört er genau das, was er zu schützen vorgibt.
Erstens Steuern
Die direkteste Form des Raubes. Mehr als die Hälfte der Arbeitsfrucht wird heute vom Staat beansprucht. Menschen arbeiten ein halbes Jahr nicht für ihre Familien, sondern für den Fiskus. Was die Bibel Raub nennt, heißt heute Sozialabgabe. Doch die Wirkung ist dieselbe: Abhängigkeit wächst, Freiheit schwindet.
Zweitens Schulden
Der Sozialstaat lebt auf Pump. Er verteilt heute Wohltaten, die kommende Generationen bezahlen müssen. Damit werden Kinder versklavt, bevor sie leben. Das biblische Prinzip des Jubeljahrs sollte dauerhafte Schuldsklaverei verhindern – der Sozialstaat institutionalisiert sie. „Der Schuldner ist des Gläubigers Knecht“ (Spr 22,7).
Drittens Inflation
Der unsichtbare Dieb im Haus. Schon die Scholastiker nannten Münzverschlechterung „verborgenen Diebstahl“. Inflation entwertet Arbeit, frisst Ersparnisse, zerstört Vorsorge. Sie ist kein Naturereignis, sondern bewusste Strategie – die Voraussetzung des Sozialstaates. Ohne ständige Entwertung ließe er sich gar nicht finanzieren.
Viertens Sozialabgaben
Die massive Enteignung unter moralischem Etikett. Paulus sagt: „Wenn jemand für die Seinen nicht sorgt, hat er den Glauben verleugnet“ (1 Tim 5,8). Verantwortung liegt beim Hausstand. Doch Pflichtabgaben entreißen diese Verantwortung den Familien und übergeben sie der Bürokratie. Zwangsbarmherzigkeit ist keine Barmherzigkeit.
Die Folgen von alledem sind sichtbar
Bürger werden zu Untertanen, Familien zu Bittstellern, Kirchen zu Randfiguren. Der Staat inszeniert sich als Versorger und erhebt sich damit in einen Bereich, den Gott dem Hausstand und der Kirche zugewiesen hat.
Mammon – der unsichtbare Gott des Sozialstaates
Hinter diesen Mechanismen steht mehr als ökonomische Zweckmäßigkeit. Die Bibel nennt es beim Namen: Mammon. Falsche Gewichte sind dem Herrn ein Gräuel – und Fiatgeld ist nichts anderes als falsches Gewicht im großen Maßstab. Inflation ist Lüge in Münze, eine Dauerlüge über Wert und Arbeit.
Fiatgeld zerstört Tugenden. Es bestraft Fleiß und Sparsamkeit, es belohnt Schulden und Konsum. Es untergräbt Verantwortung zwischen den Generationen. Eltern können ihren Kindern keine stabile Grundlage weitergeben. Statt Erbe bleibt Schuld, statt Sicherheit bleibt Unsicherheit. Mammon tritt auf wie ein Herr, der totale Loyalität fordert. Jesus sagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Der moderne Sozialstaat lebt aus dieser mammonischen Logik: Er macht Menschen abhängig, verführt sie zum Vertrauen auf Zwangssysteme und ersetzt Verantwortung durch Anspruch.
Freiheit braucht Eigentum – und Verantwortung
Die Linie ist klar: Arbeit, Eigentum und Freiheit bilden eine göttliche Trias. Arbeit ist Berufung, Eigentum ist Frucht, Freiheit ist die Atmosphäre, in der beides lebt. Wird Arbeit entwertet, bricht Eigentum zusammen. Wird Eigentum zerstört, verliert Freiheit ihren Halt.
Wer in einem Familienbetrieb arbeitet, weiß: Es geht nicht nur um Profit, sondern darum, ein Erbe weiterzugeben – Boden, Wissen, Kultur. Hier erfüllt sich Gottes Mandat, zu bebauen und zu bewahren – in Treue und Freiheit. Schon Israel wusste: „Verschiebe nicht die Grenze deiner Väter“ (Dtn 19,14). Jede Grenzmarke war Symbol für Generationentreue. Heute verschiebt der Staat diese Grenzen subtil – durch Erbschaftssteuern, durch Bürokratie, durch Globalisierung.
Die Reformation sah den Hausstand als „erste und ursprünglichste Stätte“ der Berufung. Familienbetriebe verbanden Arbeit mit Eigentum, Risiko mit Vorsorge, Generation mit Generation. Käthe Luther führte Hof, Brauerei und Gästehaus, während Martin Luther predigte. Gemeinsam schufen sie ein Erbe, das weit über ihre Kinder hinausging. Wird dieser Auftrag durch Steuern, Inflation und Enteignung blockiert, verliert der Hausstand seine Rolle als Geduldskapital der Freiheit.
666 – das Malzeichen – totale Kontrolle
Die Schrift warnt, wohin dieser Weg führt: „Niemand kann kaufen oder verkaufen, er habe denn das Malzeichen“ (Offb 13,17). Schon im römischen Reich war Marktteilnahme mit Kaiserkult verbunden. Heute sehen wir Parallelen: Bargeldabschaffung, Digital-ID, Social Credit. Die Botschaft ist klar: Wird der Staat vergöttlicht, endet Freiheit zuerst in der Ökonomie. Wer sich nicht beugt, wird ausgeschlossen.
Wege der Freiheit – Parallelökonomie und Treue im Kleinen
Die Antwort ist nicht Resignation, sondern Exodus. Freiheit wächst von unten, nicht von oben – in Familien, Gemeinden, Netzwerken.
Erstens Versorgung
Einkaufsgemeinschaften, Bauernnetzwerke, Nachbarschaften. Wo zehn Familien direkt beim Hof einkaufen, verliert der Staat Zugriff.
Zweitens Finanzen
Schuldenfreiheit, Gold, Bitcoin. Jeder abbezahlte Kredit ist ein Stück Befreiung. Hartes Geld schützt vor Inflation. Bitcoin kann wie eine Arche wirken – dezentral, unbestechlich, zensurresistent.
Drittens Gesundheit
Netzwerke freier Ärzte und Pfleger – getragen von Familien und Gemeinden, jenseits der Bürokratie.
Viertens Gemeinschaft
Bruderschaften, kleine Kreise von fünf bis zehn Familien, die füreinander einstehen. Einer baut, die anderen helfen; einer fällt aus, die anderen tragen mit. Treue im Kleinen ist stärker als jede Bürokratie.
Fünftens Familienbetriebe
Hier verbinden sich Arbeit, Eigentum und Verantwortung. Schon das Wittenberger Lutherhaus zeigt: Freiheit lebt aus Hausständen, nicht aus Staatsapparaten.
Schluss
Der Sozialstaat ist kein Schutz der Schwachen, sondern eine Maschine zur Disziplinierung der Vielen durch die Wenigen. Er kleidet Begehrlichkeit ins Gewand der Fürsorge, Raub ins Gewand des Gesetzes. Er verletzt Gottes Gebote, zerstört Hausstand und Kirche, und erhebt sich in eine Rolle, die Gott nie dem Staat zugewiesen hat.
Darum gilt: Christen dürfen sich nicht täuschen lassen. Fürsorge geschieht aus Liebe, nicht aus Zwang. Hilfe geschieht durch Hausstand und Gemeinde, nicht durch Bürokratie. Pfarrer sind berufen, das achte und zehnte Gebot auch gegen Parlamente und Steuerbehörden zu predigen. Schweigen hieße, Komplize der Plünderung zu werden. Prophetisches Reden dagegen ist Gehorsam gegenüber Gott – und Schutz der Freiheit.
Eigentum ist Gottes Bollwerk gegen Anmaßung. Ohne Eigentum keine Freiheit. Ohne Freiheit keine Verantwortung. Und ohne Verantwortung keine Liebe.
Der Sozialstaat zerstört diese Linie – und darum muss er im Licht der Bibel entlarvt werden: nicht als Barmherzigkeit, sondern als organisierter Raub.
Information
Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 28. November erscheinenden Dezember-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 258.
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