23. November 2025
Bürgerlicher Anarchismus: Französische Revolution
Damals und heute?
von David Dürr
In Frankreich wird wieder einmal der Absolutismus abgeschafft; etwa so wie schon 1789, als aufgebrachte Massen vom wichtigtuerischen Gehabe der etatistischen Mainstream-Prominenz genug hatten und ihre Wut an der Bastille ausließen. Die Bastille, das war eine Festung in Paris, die als Gefängnis für politische Gefangene benutzt wurde. Was allerdings eher ein Gerücht als eine Tatsache war: Die befreiten Gefangenen, die von ihren jahrzehntelangen Qualen in dunklen Folterkellern berichteten, waren Fake News der Protestbewegung; und das Bewachungspersonal, das von den Revolutionären brutal gelyncht wurde, war nicht schlimmer, als es kleine Staatsbeamte eben sind.
Etwa das läuft in Frankreich gerade heute wieder ab: Die Gelbwesten haben vom wichtigtuerischen Gehabe der etatistischen Mainstream-Prominenz genug und machen gegen alles, was damit irgendwie zu tun hat, Radau, errichten Straßenblockaden und bescheren der Polizei nicht nur schlecht bezahlte Überstunden, sondern auch handfeste Blessuren.
Damals, vor gut 200 Jahren, blieb es dann nicht bei diesen blindwütigen Straßenschlachten, sondern es begannen politische Veränderungen, die ziemlich grundsätzlich ansetzten. Vor allem sollte die absolute Macht des Königs in eine Verfassung eingebunden werden. Den aufgebrachten Demonstranten brachte dies nichts; es war eher ein intellektuelles Gutmenschenprojekt gebildeter Aristokraten und emporgekommener Bürger, die vor sich und der Welt ihre Sorge um das Wohl der Gesellschaft aufführten.
Etwa so wie gerade heute in Frankreich, wo sich die zerstrittene politische Klasse öffentlichkeitswirksam um das jeweils beste Ranking als Retter der Nation balgt und der Staatspräsident in seinem Königsschloss in Paris hektisch immer wieder gescheiterte Regierungschefs entlässt und neue unverbrauchte an ihre Stelle setzt. Und auch hier ist dies den Leuten auf der Straße gleichgültig; was sie interessiert, ist die Armut, die der präsidiale Sozialstaat mit seiner 3,3-Billionen-Euro-Verschuldung dem Land beschert hat.
Und so wurde damals zur revolutionären Tat geschritten, der König nicht bloß eingebunden, sondern kurzerhand abgesetzt; er war nun nicht mehr „König Louis XVI.“, sondern nur noch „Bürger Louis Capet“. Es gab keinen Thron mehr, auf dem er oder wer auch immer nach ihm sich wichtigmachen konnte.
Ein bisschen in diese Richtung gehen heute Forderungen gewerkschaftlicher Kreise, wonach die quasimonarchistischen Kompetenzen des präsidialen Sonnenkönigs aufzuheben seien, er nicht mehr „seine Eminenz, der Staatspräsident“, sondern nur noch „Bürger Emmanuel Macron“ sein soll.
Doch schon seinerzeit war der König dumm genug, auf seiner Stellung als Verkörperung des Staates – „L’État, c’est moi!“ Der Staat, das bin ich! – zu bestehen und zudem noch bei Königskollegen in anderen Ländern Europas Unterstützung anzufordern. Das hätte er lieber sein lassen; denn, wie wir wissen, kostete ihn dies nicht nur die Königswürde, sondern letztendlich seinen Kopf.
Etwa gleich dumm verhält sich heute der französische Präsident, indem er (Stand Anfang Oktober) nicht im Traum darüber nachdenkt, zurückzutreten, sondern seine Wichtigkeit nur umso mehr mit Unterstützung von Amtskollegen in anderen Ländern Europas zelebriert. Sein Lieblingsplan: französische Bodentruppen an die Kriegsfront im Osten zu schicken. Wenn das nur gut geht mit seinem Kopf!
Information
Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 24. Oktober erscheinenden November-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 257.
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