21. November 2025

EinBlick Kulturkampf – wie wird er ausgehen?

Womöglich werden wir eine neue Spaltung der Welt erleben

von Thorsten Polleit

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Bildquelle: ChatGPT Kulturkampf: Zerfallener Sozialismus, aufstrebende Freiheit

Nein, der Sozialismus-Kommunismus ist nicht mit dem Fall der Berliner Mauer, dem Zusammenbruch des Ostblocks gegen Ende der 1980er Jahre, untergegangen. Seine Vertreter haben seither lediglich die Strategie gewechselt. Sie streben nicht mehr die unmittelbare Verstaatlichung der Produktionsmittel an – wie man es in der DDR und der Sowjetunion noch praktizierte (wenn auch nicht in ganzer Vollendung). Denn dieser Weg führt erwiesenermaßen geradewegs in den Ruin. 

Heute setzen die Sozialisten-Kommunisten daher auf den „Interventionismus“: die schleichende Unterwanderung der freien Wirtschaft und Gesellschaft durch staatliche Eingriffe in Form von Steuern, Regularien, Geldpolitik, Inflation, Staatsverschuldung et cetera. Vor allem aber bedienen sich die modernen Sozialisten-Kommunisten der geistigen Unterwanderung – etwa, indem in Schule und Universität neo-sozialistisch-kommunistische Lehren verbreitet und gleichzeitig freiheitliche Lehren unterschlagen, zurückgedrängt, diskreditiert werden. Der „Kulturkampf“, der nun schon seit Jahrzehnten in der westlichen Welt geführt wird, ist daher vor allem ein geistiger. Er wird unter modernen, zuweilen wohlklingenden Slogans wie „Great Reset“, „Grüne Politik“, unkontrollierte Masseneinwanderung, „Deindustrialisierung“ und „De-Growth“ geführt. 

Er hat aber, und darüber sollte man sich nicht täuschen lassen, auch eine gewaltsame, terroristische Seite: Einschüchterung, Einschränkung der Redefreiheit, Antifa-Attentate bis hin zu Mord und Totschlag. Die öffentliche Hinrichtung von Charlie J. Kirk am 10. September 2025 ist der bisher wohl erschütterndste Gewaltexzess eines sozialistisch-kommunistischen Kulturkampfes, dessen geistige Zerrüttung seit geraumer Zeit Enthemmung, Entmenschlichung, Gewalt und Terror genährt hat. Das Ergebnis ist keine Überraschung: Gewalt und Terror sind nämlich im Sozialismus-Marxismus angelegt, sie sind seine logischen Mittel zum Zweck. So schrieb auch Karl Marx im Kommunistischen Manifest (1848, gemeinsam mit Friedrich Engels) unmissverständlich: „Indem wir die allgemeinsten Phasen der Entwicklung des Proletariats zeichneten, verfolgten wir den mehr oder minder versteckten Bürgerkrieg innerhalb der bestehenden Gesellschaft bis zu dem Punkt, wo er in eine offene Revolution ausbricht und durch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie das Proletariat seine Herrschaft begründet.“ 

Da sich mittlerweile Widerstand gegen den bislang ungezügelten geistigen Siegeszug der Sozialisten-Kommunisten formiert, stellt sich die bange Frage: Ist das Ganze denn überhaupt noch zu stoppen? Ist es möglich, den Konflikt zwischen miteinander unvereinbaren Gesellschaftsmodellen friedlich, allein durch einen „geistigen Kampf“ zu schlichten, zu lösen? Lässt sich ein Bürgerkrieg noch verhindern? Diese Fragen lassen sich tatsächlich nicht mit Gewissheit beantworten. 

Und doch sind die Antworten von allergrößter Relevanz. Denn wenn es in der westlichen Welt nicht gelingt, den (Kultur-) Kampf gegen den Sozialismus-Kommunismus zu gewinnen, dann geht der wirtschaftliche Niedergang weiter, nehmen staatliche Enteignungen und Unterdrückung zu, wird das aufklärerische Ideal des selbstbestimmten Menschen zu Grabe getragen. 

Es spricht nun allerdings eine ökonomische Realität dagegen, dass es zu einem solch finsteren Ergebnis tatsächlich kommt. Denn der Staat (wie wir ihn heute kennen), den die Sozialisten-Kommunisten für ihre Zwecke gekapert haben, ist längst hinfällig, wird zusehends zu einem stumpfen Schwert. Er ist überschuldet, ineffizient, vor allem lässt er sich nicht mehr durch einen „Mauerbau“, wie es noch zu DDR-Zeiten möglich war, verteidigen und künstlich aufrechterhalten. Neue IT-Technologien, erhöhte Mobilität von Kapital und Menschen, demographischer Wandel – sie alle schwächen die (Zwangs-) Macht des Staates (wie wir ihn heute kennen), graben ihm sprichwörtlich das Wasser ab; eben so etwas stellten William Rees-Mogg und James Dale Davidson in ihrem Buch „Sovereign Individual“ im Jahr 1999 weitsichtig in Aussicht. 

Auch ist die Interessenlage der Menschen in den verschiedenen Regionen der Welt zu unterschiedlich (geworden), als dass der sozialistisch-kommunistische Kulturkampf zeitgleich und überall auf der Welt obsiegen könnte. Er wird vielmehr dazu führen, die Welt in prosperierende Regionen (in die Kapital und Menschen einwandern) und verarmende Regionen (aus denen Kapital und Menschen abwandern) aufzuteilen. 

Und so lässt sich sagen: Die geistige Zerrüttung, die der sozialistisch-kommunistische Kulturkampf betreibt, macht nicht nur eine Phase von Gewalt und Terror wahrscheinlicher. Sie erhöht insbesondere auch die Ungleichheit auf der Welt – befördert den Wohlstand dort, wo die geistige Zerrüttung weniger ausgeprägt ist, schafft Armut dort, wo sie die Oberhand gewinnt. Aus gegenwärtiger Sicht betrachtet, ist vermutlich der amerikanische Kontinent (von Nord bis Süd) letztlich der Gewinner. Europa, insbesondere Deutschland, ist der große Verlierer des Kulturkampfes.

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Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 24. Oktober erscheinenden November-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 257.


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