28. Oktober 2025

RezensionLudwig von Mises: Der historische Rahmen der österreichischen Schule der Nationalökonomie

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Wahrscheinlich hat sich ausnahmslos jeder schon mal mit der Frage auseinandergesetzt, wie in Deutschland 1933 Hitler an die Macht kommen konnte. Aber abgesehen von Ludwig von Mises hat dabei vermutlich niemand ausschließlich das Feld der Wirtschaftswissenschaften betrachtet. Mises startet im Jahr 1871 mit der Gründung der Österreichischen Schule, die eigentlich nur Carl Menger und sein Buch „Grundsätze der Volkswirtschaftslehre“ beinhaltete, und katapultiert den Leser auf ansprechende und nachvollziehbare Weise in ein vergangenes Jahrhundert, das im Bereich der Ökonomie von der deutschen historischen Schule geprägt war. Preußische Gelehrte empfanden eine starke Abneigung gegen britische Ikonen der Wirtschaftswissenschaften wie Adam Smith und David Ricardo. Auch der Begriff „Österreichische Schule“ war zunächst eigentlich ein Schmähbegriff deutscher Akademiker, da zu dieser Zeit praktisch keinen relevanten Erkenntnisse aus Österreich kamen. Carl Menger, Friedrich Wieser, Eugen von Böhm-Bawerk und Ludwig von Mises selbst sorgten in mehrfacher Hinsicht dafür, dass der österreichische Staat in seiner Finanzpolitik – insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg – besser wegkam als Deutschland. Mises erläutert in diesem sehr kurzen Werk nicht nur die technischen Hintergründe des Methodenstreits, sondern besonders die Tatsache, warum er sich so ergeben hat, wie es letztendlich geschehen ist, und warum die Untersuchung menschlichen Handelns von anderen Akademikern zurückgewiesen wurde. Angesichts des allgemeinen Desinteresses an intellektuellen Themen im 21. Jahrhundert ist es doch erstaunlich zu erfahren, dass die gebildete Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert regelmäßig zu Vorlesungen an Universitäten erschien. Hätte die Mehrheit Menger statt Schmoller und Mises statt Sombart gelesen, wäre uns möglicherweise einiges an schmerzhaften historischen Ereignissen erspart geblieben. Das Buch ist als Hardcover im Handel erhältlich, steht aber auch kostenlos zum Download und als Hörbuch zur Verfügung.


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Dossier: ef 257

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Andreas Tank

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