23. September 2025
RezensionVince Ebert: Wot Se Fack, Deutschland?
Warum unsere Gefühle den Verstand verloren haben | Ein mutiges Buch, das hoffentlich nicht jedem gefallen wird.

Vince Ebert ist vielen Leuten bekannt als einer der Kabarettisten, der die Regierung noch immer dafür kritisiert, was sie falsch macht, statt sie dafür zu kritisieren, dass sie nicht schnell genug tut, was sie ohnehin tut (oder plant). Begleitet von einem Maschinengewehrfeuer an Flachwitzen, nimmt Eberts neuestes Werk den Leser mit auf eine Reise durch die Epoche der Geisteskranken, wie die 2020er bestimmt einmal genannt werden. Durch eine Reihe von Alltagsbeispielen bis hin zu den Themen, die heutzutage die Talkshows beherrschen, entsteht ein bunter Mischmasch der Verrücktheiten der postmodernen Zeiten, die stets kopfschüttelnd kommentiert werden. Besonders anregend ist dabei die Gegenüberstellung der Boomer-Generation mit den Millennials. Während in den 70ern und 80ern, Eberts Jugendzeit, die Selbstverantwortung noch als Tugend postuliert wurde, sorgt die Verhätschelung der heutigen Kinder und Jugendlichen für zunehmende Unsicherheit. Real und gefühlt. Das Buch bringt mit einem stetigen Schmunzeln auf den Punkt, warum immer mehr Gesetze, immer mehr Sicherheit, immer mehr wissenschaftliche Publikationen und immer mehr Tugendprahlerei dem Sozialismus den roten Teppich ausrollen, während der Eindruck einer Hyperindividualisierung nach außen gekehrt wird. Zugegeben: Nicht jedes Beispiel trifft den Nagel auf den Kopf, und viele Libertäre werden mit den Inhalten bereits bestens vertraut sein. Nichtsdestotrotz liest sich das Buch sehr angenehm und wirkt dabei weder von oben herab belehrend, noch völlig hoffnungslos. „Wot se Fack, Deutschland?“ ist ein wenig ernster als sein Vorgängerwerk „Lichtblick statt Blackout“, denn diesmal fällt der „Lichtblick“ ein wenig düsterer aus. Ebert hat inzwischen festgestellt, dass Politiker einem interessiert und besorgt zuhören, bevor sie sich umdrehen und das Gegenteil dessen tun, was sie versprochen haben. Die Kombination Physiker, Komiker und Kapitalist verspricht in jedem Fall einen erkenntnisorientierten Blick auf eine gefühlsduselige Welt und das bringt eine Menge Lesespaß.
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