28. Oktober 2025

RezensionUlf Poschardt: Shitbürgertum

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Der Autor ist promovierter Journalist und Herausgeber der „Welt“. Das Essay ist im Eigenverlag erschienen, da der ursprüngliche Verlag kurz vor der Veröffentlichung absprang, weil das Buch „zu polemisch sei“. Ein Grund mehr, es zu lesen. Das Essay beginnt mit einem historischen Abriss, wie es zum Aufstieg des woken und klimahysterischen Zeitgeistes und damit der Ampelregierung kommen konnte. Der Autor bemüht Bismarck (die erste Generation verdient Geld, die zweite verwaltet das Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte und die vierte verkommt vollends), Günter Grass, Walter Jens, Paul Celan und die Gruppe 47. Letztere hält er für die „Akademie des Shitbürgertums“. Weiter geht es über Brandt, Kohl, Weizsäcker, Bohrer und Böll. Sodann beginnt die Analyse des aktuellen Zeitgeistes. Er erkennt, dass die Anmaßung die typische Geisteshaltung des Shitbürgertums ist, „dem Anführer und geistigen Ernährer seiner rückratlosen Mitläufer aus der Lauchbourgeoisie“. Überhaupt sind das die liebsten Worte von Poschardt: Shitbürgertum und Lauchbourgeoisie. Wobei die Begriffe leider nicht definiert werden, sondern das linksgrüne, woke und klimahysterische Milieu ganz allgemein beschreiben sollen: „Weltanschaulich entkoppelt von der Wirklichkeit, beamtenrechtlich abgesichert, im moralisch hohen Ton“. Auch Nietzsche wird bemüht: „Der Staat ist des Deutschen Götze.“ Und ja, manche Tagesthemen-Kommentare erinnern an Predigten, und „wer des Staates Geld nimmt und sich damit in Sicherheit weiß, wird dieses Privileg verteidigen“. Ursache für das alles? Eine Entwicklungsstörung der Nachkriegsgesellschaft. Für mich als Ostdeutscher ein Aha-Effekt. Der kulturelle Überbau braucht dringend eine Therapie, und das Therapieziel ist die Integration von Widersprüchen. Fazit: „Der vorpolitische Raum muss von Steuergeldern bereinigt werden. Dort ist das Biotop der Shitbürger. Sie leben vom Geld derjenigen, die sie beschimpfen, verachten und zerstören.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Leseempfehlung!


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Dossier: ef 257

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Autor

Ronald K. Haffner

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