26. November 2025
RezensionGerd Morgenthaler: Oswald Spengler – Praeceptor Historiae
Journal of the Oswald Spengler Society 3/2020–2023 (Edition Sonderwege bei Manuscriptum)
Das vorliegende Buch ist der Abdruck diverser Aufsätze der Zeitschrift der Oswald Sprengler Gesellschaft aus dem Zeitraum 3/2020 bis 2023. Wer wissen möchte, wer Oswald Sprengler war, den verweise ich auf den Wikipedia-Artikel. Zum Verständnis wichtig ist, dass Sprengler (1880–1936) ein lineares Geschichtsbild ablehnte, vielmehr eine Zyklustheorie vertrat, nach der immer wieder neue Kulturen entstehen, eine Blütezeit erleben und sich durch eine Phase des Verfalls vollenden oder untergehen. Wichtig ist auch zu wissen, dass Sprengler zwar den Nationalsozialismus, den Stalinismus und die Weimarer Demokratie ablehnte und eine autoritäre Ordnung präferiert haben soll. Der Buchinhalt: Neben Aufsätzen zur späteiszeitlichen Jägerkultur, zur Orgel, mathematischen Betrachtungen zur Weltgeschichte, einer Abhandlung über das Geschichtsbild im antiken China, einer Diskussion zum Stadt-Land-Gegensatz und Buchbesprechungen ist der größte Aufsatz (168 Seiten) bedeutsam: eine umfassende Abhandlung über die russische Geschichte. Der Autor Frol Vladimirov präsentiert seine These, dass Russland keine politische und wirtschaftliche Wirklichkeit sei, sondern nur eine Idee, und daher Rasse, Sprache, Volkstum, Religion gleichgültig seien, da dies grundlegend umgestaltet werden könne. Russland stellt daher lediglich eine „Vorkultur“ dar, im Gegensatz zur abendländischen Zivilisation, die derzeit das einzige Subjekt der Geschichte sei. Russland befindet sich demnach in der Übergangsphase von einer Vorkultur zur Hochkultur. (Egal ob New York, Shanghai oder Doha, sie alle denken und handeln nach Mustern der westlichen Spätzeit.) Schlussfolgerung: Zwischen einer Zivilisation und einer Vorzivilisation kann es keinen Kompromiss geben. Russland ist zu groß, um in die Pax Americana oder Pax Asiatica aufgenommen zu werden, und zu klein und zu abhängig, um eine eigene Pax Russia zu gründen. Interessante Thesen, die aber sicherlich nur einem Fachpublikum vorbehalten bleiben.
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