28. Oktober 2025

RezensionPhilipp Ammon: Get your kicks

Ein altes Gleichnis

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Das letzte Mal, als ich ein Theaterstück in Textform gelesen habe, war vor 40 Jahren Goethes „Faust 2“. Die Latte hing also hoch. Der Autor ist Historiker und Kaukasiologe, also eher kein Theaterdramaturg. Die gute Nachricht lautet, dass das Werk zweigeteilt ist. Erster Teil: das Theaterstück mit Regieanweisungen. Zweiter Teil: das Ganze als Prosatext. So begann ich dann doch mit Teil 2, was ich auch empfehlen würde. Es ist wie mit einer Oper: Es ist besser für den Kunstgenuss, wenn man die Handlung kennt. So auch hier. Die vielen Protagonisten vom Lachhyänenchor bis zum Frontschwein können den Leser schon verwirren. Mit dabei sind ein deutschdeutscher Schäferhund, eine arme schwarze Katze und, jetzt wird’s interessant, ein Sozialist, ein Konservativer und ein Libertärer. Die Konversation (gekürzt) geht so: Libertärer: Straßen sind öffentliches Eigentum. Eine öffentliche Straße ist eine femme rublique. Sie ist gefallen und bringt zu Fall: So fällt man unter die Räuber. Konservativer: Es gibt Diebeszünfte und Räuberinnungen. Schützenswerte Berufstraditionen. Raub ist hehr: ein altes Handwerk. Sozialist: Löse dich einfach mal von deinen Besitzständen: Sei nicht immer so materialistisch. Später folgt Frau Immaculata (eine versierte Forscherin mit Schäferhund im Gefolge und schwarzer Katze auf der Schulter) und meint: Eigentlich finde ich Eigentum eigen. Eigenbrötler: Die Tümelei um das Eigene. Das Eigene ist nicht tümlich. Die Eigentümelei muss enden. Eigentum verändert sich. Wir haben darüber abgestimmt. Eigentumsrechte – nur über meine Leiche. Du hattest, jetzt hast du nix. Wir sind Brüder. Trotz mehrmaligem Lesen konnte ich allerdings nicht wirklich verstehen, was der Autor möchte (es mag an mir liegen). Auch Gotschi (ein flinkes Ferkel) mit dem Satz „Die Verfassung meines Staates besteht aus diesem Satz: Jeder ist sich der Erste“ hilft da nicht weiter. Und der Schluss mit der „rauchigen Stimme aus dem Off“ mit „Es war und es war nicht“ ließ mich endgültig ratlos zurück.


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Dossier: ef 257

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Autor

Ronald K. Haffner

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