28. September 2025

Im Visier, die Waffenkolumne Generationsablöse bei Kampfflugzeugen

Je moderner, desto teurer

von Andreas Tögel

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Bildquelle: Miguel Lagoa / Shutterstock Militärflugzeug, das über den Himmel fliegt

Das erste serienmäßig gebaute und erfolgreich in Kampfhandlungen eingesetzte Kampfflugzeug war die zweistrahlige Messerschmitt Me-262, von der zwischen 1943 und 1945 genau 1.433 Exemplare gebaut wurden. Fazit: zu wenige, zu spät.

 Nach dem Krieg kam es zu einer rasanten Entwicklung der neuen Antriebstechnik, die sich in einer Fülle neuer Flugzeugtypen niederschlug. Es hat sich eingebürgert, die Technologiesprünge in Generationen einzuteilen. Gegenwärtig halten wir bei der fünften Entwicklungsgeneration.

Die erste Generation von Kampfjets wurde zwischen 1945 und 1955 gebaut. Muster wie die MiG-15 und die F-86 Sabre kamen im Korea-Krieg zum Einsatz. Die MiG-15 ist mit 15.000 gebauten Einheiten das bis heute meistproduzierte Strahlkampfflugzeug der Welt.

Zur zweiten Generation (1955 bis 1960) gehörten überschallschnelle, mit Radar ausgerüstete Typen wie die MiG-19 und die F-104 „Starfighter“. Letzterer erlangte traurige Berühmtheit, weil von 916 von der Bundeswehr beschafften Maschinen ein rundes Drittel, nämlich 292 Stück, abstürzten, wobei 116 Piloten ums Leben kamen.

Zur dritten Generation (1960 bis 1970) gehörten etwa die MiG-21 „Fishbed“, von der 10.300 Exemplare, und die F-4 „Phantom“, von der 5.195 Stück gebaut wurden. Letztere wurde von zwölf Staaten eingeführt. Die „Phantom“ war während des Vietnam-Kriegs seitens der USA in mehreren Rollen im Einsatz – beispielsweise erfolgreich gegen Kampfflugzeuge sowjetischer Provenienz.

Bei der vierten Generation (1970 bis 1990) handelt es sich vielfach um Typen, die für mehrere Einsatzzwecke konzipiert und mit moderner Avionik ausgestattet sind. Die sowjetische Su-17 und die amerikanische F-16 „Fighting Falcon“ (von der rund 4.600 Stück produziert und die in 25 Luftwaffen rund um den Globus eingeführt wurden) gehören in diese Kategorie. 

Zur Generation 4.5 (1990 bis  2000) zählen Typen wie die MiG 35, der „Eurofighter Typhoon“, die F/A-18E/F Super Hornet und die schwedische JAS 39 Gripen E. Diese Kampfflugzeuge unterscheiden sich von jenen der vierten Generation durch weiter verbesserte Avionik, Active-Electronically-Scanned-Array(AESA)-Radar und eine verringerte Radarsignatur. 

In die ab dem Jahr 2000 gebaute fünfte Generation gehören Maschinen wie die Su-57, die F-22 Raptor und die F-35 Lightning II, die auch als „Tarnkappen“- oder „Stealth“-Flugzeuge gelten. Neben der weiter leistungsgesteigerten Bordelektronik ist die Fähigkeit dieser Flugzeuge, ohne den Einsatz von Nachbrennern (der mit hohem Spritverbrauch verbunden ist) dauerhaft mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen („supercruise“), ein Merkmal dieser Generation.

Ausufernde Kosten

Wie auch bei anderen Rüstungsgütern, etwa Kampfpanzern oder Kriegsschiffen, unterliegen auch Kampfflugzeuge einer enormen Preissteigerung. Maschinen der fünften Generation kosten, mit Ausnahme der S-57, durchgängig deutlich über 100 Millionen Dollar pro Stück. Bei der F-22 „Raptor“ kam es zu einer derart exorbitanten Preisexplosion, dass das Bauprogramm im Jahr 2011 nach nur 195 gebauten Einheiten eingestellt und der Produktionsschwerpunkt auf die F-35 verlegt wurde, von der bis dato rund 1.100 Stück gefertigt wurden. 

Die hohen Entwicklungs- und Produktionskosten moderner Kampfflugzeuge haben zu einer drastischen Reduktion der Produktionszahlen gegenüber früheren Modellen geführt. Zu den Anschaffungskosten pro Flugzeug kommen noch der Aufwand für Ersatzteile, Wartung, Instandhaltung und die Ausbildung von Fliegern und Wartungspersonal hinzu, sodass der Gesamtpreis sich am Ende auf ein Mehrfaches der Stückkosten belaufen kann.

Kampfflugzeuge, wie auch andere Rüstungsgüter, unterliegen bekanntlich lediglich staatlicher Nachfrage. Das führt einerseits zur Konzentration auf wenige Hersteller – beispielsweise befindet sich die US-Rüstungsproduktion großteils in der Hand der „big five“ Lockheed-Martin, Raytheon, Northrop Grumman, Boeing und General Dynamics. Andererseits kommt es angesichts der Größe zu verhandelnder Auftragsvolumina zu erheblichen Korruptionsanreizen.

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Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 20. September erscheinenden Oktober-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 256.


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