23. September 2025

RezensionGerald Ehegartner: Ausgegendert

Eine investigative Reise zu den Quellen der deutschen Sprache

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Gerald Ehegartner ist Romanautor und Mittelschullehrer und beginnt sein Werk mit einer Lobpreisung der deutschen Sprache (Goethe benutzte wohl 100.000 Worte). Der Haupttext besteht aus zwei Aufsätzen. Erstens wendet sich Ehegartner der Theorie der deutschen Sprache zu und erläutert die Unterschiede zwischen dem biologischen Geschlecht (Sexus), dem grammatischen Geschlecht (Genus) und dem sozialen Geschlecht (Gender). Wichtigster Fakt: Die grammatikalischen Geschlechter Femininum, Maskulinum und Neutrum korrelieren keineswegs mit den biologischen Geschlechtern (die Eichel, das Glied, der Busen). Auch Objekte sind nicht biologisch: das Haus, der Stuhl oder die Brücke oder noch deutlicher: der Löffel, die Gabel, das Messer. Auch wird bei „der Lehrer“ und „die Vertretung“ nicht zwischen männlich und weiblich unterschieden. Der Autor wendet sich gegen den Zeitgeist, der da meint, das gefühlte Geschlecht stehe über dem biologischen Geschlecht, und dieses wiederum über dem grammatischen Geschlecht. Zweitens beschreibt der Autor ausführlich die Entwicklung der deutschen Sprache und die Funktionen von Maskulinum, Femininum und Epikoinon. So wird das Maskulinum verwendet, um einerseits unbelebte Objekte zu bezeichnen (der Schrank), aber auch als übergeschlechtliche Bezeichnung für Lebewesen (der Löwe, der Lehrer). Das Femininum wird verwendet, um geschlechtsneutrale Begriffe zu bezeichnen (die Person, die Autorität). Epikoina dagegen meinen alle Geschlechter (das Kind, das Mitglied). Mit Luise F. Punsch (Mutter der feministischen Linguistik) beginnt der Irrweg: „Der wahre Feind ist das generische Maskulinum.“ Das von Punsch geforderte generische Femininum (die Professorin) auch für Männer ist die logische Folge (derzeit schon gelegentlich umgesetzt). Faszinierend: Bei negativen Personenbezeichnungen wie Faschist, Mörder oder Rechtsextremist wird interessanterweise kein generisches Femininum gefordert.


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Dossier: ef 256

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Autor

Ronald K. Haffner

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