24. Dezember 2024

Bürgerliche Weihnachtsansprache 2024 Frohe Weihnachten!

Ein verlässliches Wertefundament wird benötigt

von Joachim Kuhnle

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Bildquelle: www.iostephy.com / Shutterstock „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht: Hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind. Denn uns ist ein Kind geboren!“ (Jesaja, Kapitel 9, Verse 1+5)

In den Städten und auch in den Dörfern strahlen wie immer schöne Lichter und kündigen das große Fest an. Auf den bunten Weihnachtsmärkten tummeln sich die Bewohner zwischen Glühwein, gebrannten Mandeln, Bratwurst und allerlei sonstigen Verkaufsbuden. Der Einzelhandel feiert nicht mehr ganz die Umsätze vergangener Jahre, dafür sind die Online- und Paketdienste umso heftiger am Werk. Unzählige Tannenbäume werden geschlagen und verkauft, Familien freuen sich auf Zusammenkünfte und auf ein paar ruhige Tage.

Doch Weihnachten ist mehr als Kommerz und Familienharmonie, auch wenn es viele nicht mehr wissen. Wir Christen feiern die Menschwerdung Gottes, ohne die das christliche Menschenbild, die Philosophie von individueller Schuld und Verantwortung niemals so eindrucksvoll vorgeführt worden wäre. Es sind die ewig gültigen Wertmaßstäbe der abendländischen Hochkultur, die ohne das Kind in der Krippe zu verwässern drohen.

Diese Wertmaßstäbe sind die Orientierungsmarke auch in verrückten Zeiten wie anno 2024. Die westliche Zivilisation steckt im Würgegriff dubioser Gesellschaftsexperimente. Mit Angstkampagnen vor dem Klimakollaps des Planeten, vor allerlei Viren oder vor herbeihalluzinierten rechten Gefahren werden quasireligiöse Dogmen per Massenpropaganda in die Köpfe der Menschen geschlagen. Gleichzeitig soll man sein Geschlecht nach Belieben wechseln, per einfacher Absichtserklärung an das Rathaus. Die damit verbundene Moral erstickt dabei zunehmend an den eigenen Widersprüchen, sodass das Ganze von vielen nur noch als bösartige Heuchelei wahrgenommen wird.

Die rasante Veränderung der deutschen Bevölkerung, die nicht erst mit Merkels Öffnung aller Scheunentore im Jahr 2015 begonnen hat, wirkt sich unumkehrbar auf die Gesellschaft aus. Das Christentum ist zukünftig nur noch eine Religion unter vielen, der Islam könnte schon bald die häufigste Glaubensrichtung im Land werden. Das Volk der Deutschen des 21. Jahrhunderts wird ein ganz anderes sein als das vor wenigen Jahrzehnten. Das mag man beklagen, doch das kulturelle Leben ist ein dynamischer Prozess. Die Vergangenheit kommt niemals zurück. Das Christentum ist künftig keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern ein Angebot der wenigen Träger des Glaubens an den ganzen Rest. Ein Orientierungsrahmen, der hübsch hergerichtet werden muss, um für ihn zu werben.

Dabei kann man durchaus Verbindungen zur Politik knüpfen, auch wenn an Weihnachten um des lieben Friedens willen politische Streitigkeiten zu Recht verpönt sind. Die weltweit spannendste Entwicklung ist derzeit in Argentinien zu beobachten. Xavier Milei, der sich als Anarchokapitalist bezeichnet, baut den aufgeblähten Staatsapparat spürbar zurück. Interessant ist, dass er seine radikalen Maßnahmen weniger ökonomisch, sondern moralisch begründet. Der Staat, so sein Anliegen, darf niemanden bevorzugen, sondern muss alle Bürger gleich behandeln. Weil staatliche Vorschriften und finanzielle Gaben durch den Staat immer irgendwen begünstigen und andere entsprechend benachteiligen, führen staatliche Aktivitäten in der Regel zu Ungerechtigkeiten. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Dieser Grundsatz muss auch für den Staat gelten.

Der politische Richtungswechsel in den Vereinigten Staaten lässt auf eine bessere und gerechtere Zukunft in Amerika hoffen. Die Euphorie ist dort zu spüren. Interessanterweise spielt im republikanischen Lager die Politik gar keine große Rolle. Nur ein bescheidener Staat, der die Bürger weitgehend in Ruhe lässt, ist ein guter Staat. Im Gegensatz zu Gruppen mit linken Überzeugungen gibt es im rechten Lager keine Hassbekundungen gegenüber den Bürgern mit anderen Ansichten. Vor allem die Tatsache, dass viele US-Bürger stark mit dem christlichen Glauben verbunden sind, ist Grund für einen gesunden Optimismus. Es ist der Glaube an die Kraft des Einzelnen, an den eigenverantwortlichen Bürger. Ein Wertesystem, dass jeden zum gleichen Denken und Handeln zwingen möchte und einen übergriffigen Staat benötigt, ist unterdrückerisch und zerstört die christlichen Werte.

Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit Deutschland aus? Der durch die Zuwanderung bunt gewürfelten Mischbevölkerung fehlt es derzeit an Orientierung. Manche warnen vor einer zunehmenden Islamisierung, eine reale Gefahr, die aber nur dann zum Tragen kommt, wenn es an Alternativangeboten mangelt. Die wirkliche Gefahr ist daher nicht der Islam, sondern der moralische und kulturelle Niedergang der christlichen Urbevölkerung. Die gescheiterte Ampelregierung ist ein Sinnbild dafür: Gesinnungs- statt Verantwortungsethik, Klimareligion statt christlicher Werte, Gender-Gaga statt Familie, Lüge statt Wahrheit, staatlich betreutes Denken statt mündiger Bürger. Natürlich war diese Episode nur eine konsequente Fortführung der Politik der Merkel-Regierungen. Es ist zu erwarten, dass nach dem 23. Februar eine neue Bundesregierung in einer leicht abgewandelten Besetzung den Niedergang genauso weiterbetreibt. Kurzfristig sind das keine guten Aussichten.

In den kommenden Jahren ist mit erheblichen Erschütterungen zu rechnen, ökonomisch, politisch und moralisch. Es ist jedem zu wünschen, dass blutige Bürgerkriege oder gar militärische Gewalt zwischen Staaten das eigene Umfeld nicht betreffen. Ausschließen kann man derzeit nichts mehr. Die Welt ist im Umbruch, auf allen Ebenen.

Die Zukunft will gestaltet werden. Dazu haben die Menschen alle Möglichkeiten. Im Ergebnis kann es schlechter oder besser werden, es gibt kein zu spät, niemals. Gut möglich, dass durch eine miserable Politik die Industrie weitgehend außer Landes gescheucht wird. Diese kehrt dann auch nicht mehr zurück. Der gewohnte Wohlstand geht damit verloren, und um einen neuen Wohlstand zu schaffen, müsste wieder neu investiert werden, wodurch sich das Tal der Armut in die Länge zieht. Wohlstand entsteht nur durch Arbeiten und Verzicht. Wer die Zusammenhänge versteht, kann daraus Zuversicht schöpfen.

Es muss ein Politikwechsel her, der nur dann kommt, wenn eine breite Mehrheit der Bevölkerung umdenkt. Weniger Gleichschritt, weniger Propaganda und mehr Individualismus und Eigeninitiative – das ist das Gebot der Stunde. Das notwendige ethische Grundgerüst für eine blühende Gesellschaft liefert uns an Weihnachten das Kind in der Krippe. Ein wichtiger Aspekt ist das Bewusstsein der Fehlbarkeit eines jeden Menschen, also vor allem die eigene Fehlbarkeit. Schuld ist individuell und damit auch die Verantwortung. Situationsbezogen hat jeder Mensch stärkere und schwächere Momente. In letzter Konsequenz ist es die Verantwortung vor Gott, die jeden mahnt, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen.

Allen Lesern, auch im Namen der Redaktion und der freien Mitarbeiter:
Frohe Weihnachten!


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