17. September 2024

Ein Beispiel für heutigen Journalismus Gesinnung vermitteln

Wenn sich ein Vollblut-Unternehmer erdreistet, Tuchfühlung mit der AfD nicht zu scheuen

von Klaus Peter Krause

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Bildquelle: Matthias Wehnert / Shutterstock Winfried Stöcker, Euroimmun-Gründer und „Enfant terrible“ des Mainstreams: Hier mit seiner Ehefrau Lei Zhu

Ogottogott, der Unternehmer Winfried Stöcker hat der AfD-Co-Vorsitzenden Alice Weidel den sächsischen Euroimmun-Standort gezeigt. Schlimm, schlimm. Was für eine unsägliche Verstrickung dieses Mannes in eine für aussätzig erklärte Partei, kontaminiert zudem mit dem Kontakt zu deren Co-Vorsitzenden. Das geht natürlich gaaar nicht. Diese Assoziation, diesen Hintergedanken vermittelt die Meldung auf Seite eins meiner Regionalzeitung mit der Überschrift „Euroimmun: Weidel-Besuch löst Wirbel aus“.

Euroimmun? Na, Sie wissen doch: Das ist dieses Unternehmen für Labordiagnostik, das der (heute 77-jährige) Labormediziner und Unternehmer Winfried Stöcker 1987 mit Sitz in Lübeck gegründet, zu einem global erfolgreichen Unternehmen mit Niederlassungen in sechzehn Ländern ausgebaut und 2017 an das amerikanische Chemie- und Medizintechnik-Unternehmen PerkinElmer verkauft hat.

Der heutige Vorstand von Euroimmun in Lübeck sei, liest man in der Meldung, von dem Besuch im sächsischen Standort überrascht worden und habe sich von der „Aktion“ distanziert. Euroimmun, so der Vorstand, sei ein „weltoffenes Unternehmen“. Aha, weltoffen schon, aber nicht AfD-offen? Soll das die Distanzierung sein?

Doch mit dieser kurzen Meldung nicht genug. Im Innern des Blattes (Seite 8) folgt ein fünfspaltiger Bericht mit der knalligen Überschrift „Wegen Weidel-Besuch: Euroimmun bestellt Stöcker ein“. Damit hebt sie den offenkundig harmlosen Vorgang in den Rang einer diplomatischen Sanktion, mit der eine Regierung ihren Unmut über eine andere Regierung bekunden will, indem sie deren Botschafter zum Rapport einbestellt und das öffentlich macht. Im Text darunter klingt es dann aber schon moderater: „Als der derzeitige Vorstand von dem gemeinsamen Besuch von Stöcker und Weidel in Sachsen erfuhr, hat er den Unternehmensgründer umgehend zu einem Gespräch gebeten.“

Der Zeitungsbericht gibt jenem „unangemeldeten“ Besuch den Anstrich eines höchst bedenklichen Fehltritts. Doch wer als Leser erwartet, nun zu hören, worin denn dieser Fehltritt besteht, erfährt ebendas nicht. Das Blatt zitiert zwar den Euroimmun-Vorstandsvorsitzenden Dirk Beecker, aber von ihm gibt es nur Selbstlob, keinen Vorwurf gegen Stöcker. Beecker möchte klarstellen, „dass Euroimmun ein weltoffenes Unternehmen ist“. Der Konzern habe Niederlassungen in 16 Ländern. Er betont, dass „in Deutschland Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 25 Nationen zusammenarbeiten“. Diese Zusammenarbeit sei geprägt von „einem offenen, freundlichen Miteinander und von Toleranz“. Zu den zentralen Werten des Unternehmens gehören „der Respekt vor der Vielfalt in all ihren Facetten und die Anerkennung unterschiedlicher Hintergründe, Meinungen und Lebensstile“. Dies sei eine wichtige Grundlage des Unternehmenserfolges. Kurzum, viel Geschwafel, wie es der frühere Chef Stöcker überhaupt nicht mochte.

Doch wo bleibt der vom Weidel-Besuch ausgelöste „Wirbel“, den das Regionalblatt angekündigt hat? Im Euroimmun-Vorstand fand und findet er sichtlich nicht statt. Er muss ein Eigengewächs der Redaktion sein, offenkundig frei erfunden. Der Anlass für den Besuch war ihr keine Zeile wert und folglich gleichgültig. Sie blies den Besuch im Titel ihres Berichts irreführend zum Revolverstück auf und hat es mit ihrer politisch linkslastigen Grundhaltung als Aufhänger für eine neuerliche Attacke gegen den ihr missliebigen Stöcker benutzt. Journalismus heute: Gesinnung vermitteln.

Offensichtlich wollte sie nur loswerden, dass dieser „derweil keinen Hehl aus seinen Sympathien für die AfD“ macht, dass dieser auf Einladung des AfD-Landesverbandes Schleswig-Holstein in Nordhastedt am 13. September einen Vortrag halten wollte und dass es darin um Stöckers Buch gehen sollte mit dem Titel „DDR 2.0: Rot und Grün führen uns in die Katastrophe“. Auch Stöckers Erfahrungen „in einem zunehmend unternehmerfeindlichen Umfeld, die unethische und unwissenschaftliche Propagierung von Corona-Impfstoffen und der in diesem Land dringend notwendige Politikwechsel“ waren als Themen vorgesehen. So hat er sie in Nordhastedt dann auch vorgetragen. Mit 120 Teilnehmern war die Veranstaltung gut besucht, der Beifall ihm sicher, und jedem hat Stöcker sein Buch geschenkt.

Stöcker ist ein Vollblutunternehmer und auf seinem Gebiet ein Pionier wie so viele andere deutsche Pioniere aus dem unternehmerischen Mittelstand auch. Nach dem Verkauf von Euroimmun hat er sich nicht zur Ruhe gesetzt. Als reglementierungssüchtige Politiker die Menschen mit gefährlichen Corona-Zwangsimpfungen und totalitären Freiheitsbeschränkungen drangsalierten, hat Stöcker einen einfachen und sicheren Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt, LubecaVax, ein Antigen (Einzelheiten siehe untenstehenden Link). Daneben ist er unternehmerisch auch anderweitig tätig. So betreibt er neben seinem Wohnhaus nicht nur ein größeres Labor, engagiert sich in seiner Heimat in und um Görlitz als Mäzen, sondern bläst auch dem zuvor dahinsiechenden Lübecker Flughafen in Blankensee neues Leben ein. 2016 hat er ihn von der Hansestadt Lübeck aus einer Insolvenz gekauft und die Stadt vor einem noch größeren Schaden bewahrt. Lübeck muss ihm dankbar sein. Andere müssen es auch.

Klaus Peter Krause: „Das einfache und schnelle Impfverfahren aus Lübeck“

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog des Autors.


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