18. Dezember 2022

RezensionKarsten D. Hoffmann: Gegenmacht

Die militante Linke und der kommende Aufstand

Der Autor, ehemaliger Polizist und jetzt promovierter Politikwissenschaftler, versucht mit diesem Buch die Lücke in der Literatur über die militante Linke zu schließen. Ausgehend von einer systematischen Beschreibung der Szene und ihrer Methoden über die Analyse der strafrechtlichen Relevanz der Aktionen bis hin zu einem Vergleich mit rechtsextremen Ereignissen entwickelt Karsten D. Hoffmann seine Sicht auf die Strukturen und die Gestalt dieser politischen Bewegung. Faszinierend die soziologische Einordung: „Die Militanten von heute wohnen in innenstadtnahen Wohngemeinschaften oder noch bei den Eltern. Sie entstammen nicht dem Prekariat, sondern aus bürgerlichen Verhältnissen, die sie so verachten.“ Sehr gut sind die verschiedenen Strömungen der Linken dokumentiert. Neben Kommunisten und Anarchisten gibt es „Autonome“, „Anarchosyndikalisten“, „Antispeziesisten“ (das geht zurück auf den Philosophen Peter Singer, die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier sei ein Konstrukt), „Antiimperialisten“, „Antideutsche“, „Trotzkisten“, „Punks“ und die „Antifa“. So vielfältig wie die sozialistischen Ideen, so vielfältig sind auch deren Protagonisten. Auch interne Machtkämpfe werden beschrieben, die überwiegend sexuell konnotiert sind. Dabei geht es um jede ungewollte Handlung, jeden anzüglichen Blick und jedes unanständige Wort, das von den Betroffenen als sexuell motiviert wahrgenommen als „Vergewaltigung“ denunziert wird. Umfassend wird auch die Finanzierung durch eigene Unternehmen (Konzerte und Cafés) und durch die indirekte staatliche Förderung beleuchtet. Schlussendlich gibt es 28 Seiten Handlungsempfehlungen, die sich wie ein politisches Programm lesen. Dabei geht es dem Autor aber nur um den „Fanatismus“. Denn „eine der Stärken der Linken ist, dass sie auf reale Probleme aufmerksam machen wie Wohnungsnot, die Ausbeutung von Arbeitnehmern, Rechtsextremismus und Umweltzerstörung“. So versteht der Autor sein Werk als Protest gegen die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft.


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