24. Juli 2025

RezensionStefan Blankertz: Urbsimsa on air

Novelle

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Eine Indie-Rock-Band, bestehend aus drei Schwester, die zwischen zehn und 14 Jahre alt sind, die im mütterlichen Musikkeller eine Coverversion eines Songs einer Punk-Gothic-Band namens „Anarchy and Her Chaots“ (AAHC) mit dem Titel „Stalingrad“ aufnimmt, sowie der Bassist der Band AAHC stehen im Mittelpunkt der neuesten Novelle von Stefan Blankertz. Der Song selbst beschreibt zwei Kindersoldaten, die sich im Kampf gegenseitig erschießen und deren letztes Wort der Ruf nach der Mutter ist. Obwohl die Punkband eher aus dem linksradikalen Milieu stammt, wird die Mädchenband eher rechts verortet, da die Mutter, die ihre Töchter im Homeschooling vor allem musisch erzogen hat, später mit einem Haftbefehl wegen der Verweigerung der Schulpflicht und der Vater wegen angeblicher Terroranschläge mit internationalem Haftbefehl gesucht werden. Die Kriegserinnerungen des Vaters des Bassisten und dessen geheime Hoffnungen auf eine bessere Welt danach stehen im Zentrum der Novelle. Der Vater, hochbetagt gestorben, lässt seinem Sohn, Tom Prawon, testamentarisch seine Aufzeichnungen zukommen. Eingerahmt werden Toms Auseinandersetzung damit von zwei Auftritten der beiden Bands, während seine Gedanken zwischen dem eigenen Leben, dem seines Vaters und seinen Interaktionen mit den Musikern auf der Bühne hin und her schweifen. Im Mittelteil des Buches nehmen Gedanken zum Krieg, zum Sozialismus à la Proudhon und zum Staat in Gestalt des Gesundheitsministeriums breiten Raum ein. Mit dabei ist die romantische Idee eines Sozialismus, „der nur aus dem Geiste der Freiheit und freien Vereinigung erwachsen (kann)“. Lustige Lebensweisheiten erheitern den Leser: „epidemisches Nichtrauchertum“ oder auch „weswegen müssen sich alle Mädchen heute die Achseln rasieren?“ Oder: „Was für eine verzogene Vernunft, die der Liebe im Wege steht. Solch eine Vernunft kann mir gestohlen bleiben.“ Fazit: Alles, wofür Stefan Blankertz lebt, in einem Werk und sogar mit einem Soundtrack auf Youtube.


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Dossier: ef 255

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Autor

Ronald K. Haffner

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