08. November 2025

Propaganda und Prognose Zeitenwende in den USA, dann in Deutschland

Wird es einen „Charlie-Kirk-Moment“ bald auch in Europa geben?

von Martin Moczarski

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Bildquelle: Phil Mistry / Shutterstock.com „Turning Point USA“: Charlie Kirk (1993–2025)

So alt wie die Menschheit selbst ist vermutlich die Frage danach, was die Zukunft bringt. Dass diese Frage den Menschen, seit sie sich des Denkens bemächtigt haben, unter den Nägeln brennt, erkennt man unschwer daran, dass aus der Beantwortung dieser Frage schon in vorchristlicher Zeit ein auskömmliches, weil auch staatlich gefördertes Gewerbe entstanden ist. Schamanen, Propheten, Priester, Astrologen – sie alle lebten wohl nicht schlecht davon, der Herrscherkaste ihre Dienste angedeihen zu lassen. Selbst Konrad Adenauer soll eine Hellseherin konsultiert haben, die ihm unter anderem seinen Wahlsieg 1953 vorausgesagt haben soll.

Auch in der breiten Bevölkerung gab es bereits seit der Antike eine Nachfrage nach Zukunftsprognosen und Weissagungen, die, ganz marktwirtschaftlich, durch ein entsprechendes Angebot gedeckt wurde. Wie Tontafeln belegen, wurden etwa in Mesopotamien Astrologen nicht nur durch die Regierung, sondern auch durch einfache Landwirte und Händler konsultiert. Und ja, auch in der Gegenwart lässt sich mit dem berufenen Blick in die Zukunft immer noch die eigene Existenz bestreiten, wenn auch der Ruf dieses Gewerbes, verglichen mit früheren Zeiten, deutlich gelitten hat und Astrologen, Hellseher und Wahrsager heutzutage nur sehr selten als seriös gelten. Dennoch besteht die Nachfrage weiter. Auch Sie und ich, liebe Leser, möchten wissen, wie es weitergeht in diesen „interessanten Zeiten“. Fällt uns der Himmel auf den Kopf? Oder lohnt es sich doch noch, die Saat auszubringen für eine fruchtbare Ernte, die wir dann in der Zukunft einfahren können?

Um diese Frage für mich zu beantworten, habe ich mich in den vergangenen Jahren einer Methode bedient, die weniger auf das Legen von Tarotkarten oder auf den Blick in die Kristallkugel setzt als vielmehr auf die Interpretation des uns präsentierten politischen und gesellschaftlichen Geschehens aus der Sicht eines Propagandisten. Als Diplom-Kommunikationsdesigner bringe ich diesbezüglich nämlich eine gewisse Fachkompetenz mit. Um Ihnen nun begreiflich zu machen, wie ich hierbei vorgehe, sollten Sie zunächst einmal eine grundlegende Annahme für sich verinnerlichen: Alles ist Propaganda. Alles, was Sie über die Medien empfangen, ob Nachrichten, Reportagen, Diskussionsrunden, auch Kinofilme, Fernsehserien und der ZDF-Sommergarten, dient ausschließlich dem Zweck, Ihnen ein Weltbild zu zeichnen, das Sie möglichst unreflektiert und kritiklos adaptieren und, viel wichtiger noch, als Multiplikator unter Ihre Mitmenschen tragen sollen. Alles, was Sie zu sehen, zu hören und zu lesen bekommen, ist Bestandteil einer großen Darbietung, eines einzigen Bühnenstückes. Eben „Bretter, die die Welt bedeuten“. Alles ist Theater. Als Leser von eigentümlich frei werden Sie das zumindest teilweise auch schon so für sich erkannt haben.

Bevor wir nun den Ausblick auf das Kommende wagen, möchte ich zunächst ein Stück weit die Gegenwart beleuchten und diese in den Kontext der jüngeren Vergangenheit setzen, um so darzulegen, warum wir uns gerade inmitten eines Epochenwandels befinden, der sich bereits seit einigen Jahren erahnen ließ. Dabei möchte ich Sie zunächst auf ein psychologisches Phänomen aufmerksam machen, das auch in der Werbewirtschaft eine gewisse Relevanz hat, nämlich die Reaktanz. Reaktanz tritt immer dann auf, wenn eine Werbe- beziehungsweise Propagandamaßnahme in ihrer Anwendung „übersteuert“, wenn sie also zu aggressiv, zu penetrant oder auch zu absurd daherkommt. Statt das beworbene Produkt nun zu kaufen oder die Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, reagiert der Kunde mit Ablehnung und Widerwille auf die Werbebotschaft. Gute Werber wissen um dieses Phänomen.

Betrachten wir nun die deutsche oder auch westliche Medienlandschaft beziehungsweise das westliche Bühnenbild und stellen wir uns die Frage, was man in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten versucht hat, uns „zu verkaufen“. Vorneweg sei da die „multikulturelle Gesellschaft“ genannt, also die unbegrenzte, politisch forcierte Zuwanderung auch von solchen Leuten, die mit den heimischen Sitten und der heimischen Kultur unter Umständen kaum oder gar nicht kompatibel sind. „Vielfalt ist unsere Stärke“ war und ist dabei einer der Slogans, der sehr häufig zur Anwendung kam und immer noch kommt. Praktischerweise ließ sich dieser Slogan sogar zweitverwerten, nämlich in Bezug auf den Hype um die „sexuelle Diversität“ der Menschen, also etwa der Annahme, es gebe mehr als nur zwei Geschlechter und diese seien ohnehin nur „soziale Konstrukte“. Die Kastration beziehungsweise Sterilisation von zum Teil jungen Menschen, noch vor ihrer Geschlechtsreife, durfte und darf daher nur als Wahrnehmung ihres Selbstbestimmungsrechtes gedeutet werden. Wer in einem biologischen Mann, der sich selbst als Frau identifiziert, immer noch einen biologischen Mann zu erkennen glaubt und diesen auch als solchen anspricht, macht sich strafbar.

Das Weltklima ist in Gefahr, und Schuld daran trägt ausschließlich die Menschheit, die, angetrieben durch ihre grenzenlose Gier, die eigenen Lebensumstände zu verbessern versucht. In ihrer Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Planeten leben die Menschen (der westlichen Welt) weit über ihre Verhältnisse und gefährden so nicht weniger als die Freiheit kommender Generationen. Um dieser Fehlentwicklung entgegenzutreten, ist es nun notwendig, den Menschen den Zugang zu günstigen und reichlich vorhandenen Energiequellen zu kappen, um auf diese Weise den Wohlstand auf ein klimaverträgliches Minimum zu reduzieren.

Zuletzt sei an dieser Stelle noch „unsere Demokratie“ genannt. Sie ist es, die all das erst ermöglicht, die den stabilen Rahmen schafft, in dem die so dringend benötigte kulturelle und sexuelle Vielfalt gedeihen und das schwer angeschlagene Klima gerettet werden kann. Aber es droht Ungemach, denn auch „unsere Demokratie“ ist in Gefahr und damit alles, wofür sie steht. Finstere Mächte haben sich nämlich verschworen, um „unsere Demokratie“ zu beseitigen und den Menschen die Vielfalt zu nehmen und den unnötigen, weil klimaschädlichen Wohlstand zurückzubringen. Gegen diese finsteren Mächte gilt es, über alle Parteigrenzen hinweg, eng zusammenzuhalten, um so gemeinschaftlich „unsere Demokratie“ zu verteidigen.

An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass man kein Propagandist sein muss, um zu erkennen, dass die Intensität oder auch Penetranz, mit der diese Botschaften vorgetragen werden, in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, und zwar so weit, dass die Reaktanz mittlerweile unübersehbar ist. In Deutschland lohnt hier ein Blick auf die AfD, die in Umfragen mittlerweile bei 26 bis 27 Prozent liegt, in den Vereinigten Staaten ist man diesbezüglich sogar schon viel weiter, dort regiert mittlerweile, beziehungsweise wieder, der fleischgewordene Widerwille gegen offene Grenzen, zügellosen Exhibitionismus und Klimagedöns: Donald J. Trump.

Wie ich bereits erwähnte: Gute Werber wissen sehr genau, dass eine freidrehende, ins Absurde abgleitende Propaganda, die an der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen vorbeischießt, auf Ablehnung, nicht auf Zustimmung stößt. Wenn man diese Reaktanz nun noch steigern wollte, hätte man die Möglichkeit, auf entsprechende Testimonials, also Werbebotschafter, zurückzugreifen. Diese sollten dem Betrachter idealerweise nicht nur inkompetent und unterbelichtet, sondern auch verlogen und korrupt erscheinen. Möglicherweise erscheint Ihnen jetzt die Besetzung der Ampel-Regierung vor Ihrem geistigen Auge. Wenn ja, könnte das auch genau so gewollt sein.

Bleiben wir in Deutschland: Die Zustimmungswerte für die einstigen Ampel-Parteien haben dramatisch gelitten. Die ehemalige Volkspartei SPD kommt, je nach Umfrageinstitut, auf gerade noch 13 bis 15 Prozent und unterbietet damit sogar noch ihr historisch schlechtestes Ergebnis vom Februar 2025. Die FDP ist aus dem Bundestag geflogen und würde, Stand heute, auch nicht wieder einziehen. Von der einstigen Stärke der Grünen, die in Umfragen auch schon mal 25 Prozent erreicht haben, ist ebenfalls nicht mehr viel übriggeblieben. Zehn bis zwölf Prozent, das ist weniger als die Hälfte.

Auch die Kanzlerpartei CDU, zusammen mit der CSU, hat es nicht leicht dieser Tage. Nicht nur, dass sie bei der letzten Bundestagswahl an der psychologisch wichtigen Marke von 30 Prozent gescheitert ist, nein, von den erreichten 28,5 Prozent sind mittlerweile auch nur noch 24 bis 26 Prozent übrig. Hinzu kommt, dass seit Wochen die AfD mit, wie erwähnt, 26 bis 27 Prozent aus den Umfragen als stärkste Partei hervorgeht.

Hätte man all das vor vier Jahren nach der Bundestagswahl ahnen können? Ganz ohne falsche Bescheidenheit: Ja, ich habe es geahnt, und jeder hätte es ahnen können, oder vielmehr, ahnen müssen, der um das Phänomen der Reaktanz Bescheid weiß.

An dieser Stelle sind wir nun beinahe da angekommen, wo es um die Beantwortung der Frage geht, was denn nun die Zukunft bringt. Jedoch muss ich hier nochmal ein Stück weit ausholen und zunächst einen Blick in die USA werfen. Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse dort sind beziehungsweise waren mit denen hier in Deutschland zumindest teilweise vergleichbar. Noch vor der Amtsübernahme durch Donald Trump waren die gesellschaftlich relevanten Themen praktisch identisch: Klimaapokalypse, offene Grenzen und unbegrenzte Zuwanderung, sexuelle Diversität, befeuert durch einen linken Hauptstrom aus „demokratischer“ Partei, Massenmedien und üppig finanzierten NGOs, die die Demokratie vor dem Faschismus aka Donald Trump zu schützen versuchten.

Mit der Wahl Donald Trumps sind die Themen zwar geblieben, aber der Umgang damit hat sich doch dramatisch geändert. Seit Januar 2025 ist der Grenzzaun zu Mexiko um etwa 130 Kilometer gewachsen, gleichzeitig bemühen sich ICE-Beamte im ganzen Land, illegale Einwanderer aufzuspüren und abzuschieben. Dabei kommt es zuweilen auch zu unschönen Bildern. Bilder, die Angela Merkel durch die Grenzöffnung 2015 in Deutschland zu verhindern wusste.

Bereits am 5. Februar 2025 unterzeichnete Donald Trump die Executive Order 14201 mit dem eingängigen Namen „Keeping Men Out of Women’s Sports“ (zu Deutsch: Männer aus Frauensport fernhalten). Diese Order verpflichtet Bundesbehörden, jene Universitäten und Schulen, die Transfrauen, also Personen, die bei der Geburt als männlich klassifiziert wurden, in Frauensportarten antreten lassen, von der staatlichen Finanzierung auszuschließen.

In seiner jüngsten Rede vor der UN-Vollversammlung ließ Donald Trump die Weltöffentlichkeit dann noch wissen, Zitat: „Der CO2-Fußabdruck ist ein Hoax, der von Menschen mit bösen Absichten erfunden wurde, und sie steuern auf einen Pfad der totalen Zerstörung zu.“

Zu guter Letzt sei auf den Kampf für die Demokratie und gegen den Faschismus hingewiesen, der in den USA, wenn man der Erzählung Glauben schenken darf, mit noch härteren Bandagen geführt wird als hierzulande. Zumindest bisher. Am 10. September 2025 wurde Charlie Kirk, Gründer der Non-Profit-Organisation „Turning Point USA“ und bekennender Trump-Unterstützer, von einem Attentäter durch einen Schuss in den Hals getötet. Der Attentäter Tyler Robinson, ein 22-jähriger Student, wird dem linken Spektrum zugeordnet und soll zudem eine Liebesbeziehung zu einer Transfrau gepflegt haben. So viel ist zumindest „offiziell bekannt“.

Charlie Kirk galt unter seinen Anhängern als glühender Verfechter der Meinungsfreiheit, mehr noch, er galt als Verfechter der Debatte. Nicht die Predigt von Parolen war sein Mittel, sondern das offene Gespräch mit jenen, die eben nicht seiner Meinung waren. Das machte Eindruck, selbst bei einigen von denen, die in ihm einen Anhänger des Faschismus zu erkennen glaubten, weil er sich als gläubiger Christ zu erkennen gab und sein Meinungs- und Weltbild eben auf dem Christentum aufbaute. Einem Christentum, in dem es tatsächlich nur zwei Geschlechter gibt und in dem der Mensch schon vor seiner Geburt Würde besitzt.

Die Bilder seiner Ermordung gingen dann schlagartig um die Welt. Und genauso schnell, wie das Blut aus seinem Hals schoss, erzeugte seine Hinrichtung neue Bilder. Bilder seiner „demokratischen“ Gegner, also jener Leute, die sich selbst im Kampf gegen den Faschismus wähnten und wohl noch immer wähnen. In Windeseile wurden in den sozialen Medien mal kürzere, mal längere Videos veröffentlicht, in denen gelacht, geklatscht, getanzt, gescherzt wurde, in denen die Freude über den Tod Charlie Kirks zügellos zum Ausdruck gebracht wurde. Sogar in Deutschland, wo Charlie Kirk bis dahin nur einem politisch sehr interessierten Publikum bekannt gewesen war, ließen es sich „unsere Demokraten“ nicht nehmen, seinen Tod, nach ihrer Sicht, „richtig einzuordnen“. Und das sogar zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen.

Für den „Wertewesten“ im Allgemeinen waren das ein paar sehr offenbarende Tage, ganz so, wie es sich für eine Apokalypse gehört, um hier mal Bezug zu nehmen auf einen in ef 255 erschienenen Artikel von Roland Woldag.

Für die USA im Speziellen waren dies hingegen tatsächlich „Wendetage“, die in ihrer Auswirkung vermutlich noch deutlich tiefgreifender sein werden als es die Ereignisse des 11. Septembers gewesen sind. Dieser Gedanke liegt jedenfalls nicht völlig fern, wenn man sich an die „Trauerfeier“ zurückerinnert, die zu Ehren Charlie Kirks am 21. September vor 90.000 Zuschauern in Arizona veranstaltet wurde und in der er zum Märtyrer erhoben worden ist.

In seiner Abschlussrede betonte Donald Trump, dass es der „Hass von links“ gewesen sei, der zu dieser Tat geführt habe. Bereits einen Tag später, am 22. September, unterzeichnete Trump eine Executive Order, in der er die Antifa in den Rang einer inländischen Terrororganisation erhebt. Das wiederum kann und wird nun Folgen haben für all jene Politiker, Medienschaffenden und NGOs, die aus ihrer Nähe zur Antifa oder zu allem, was Donald Trump nun dafür halten möchte, keinen Hehl gemacht haben. Dass die Zeiten in den USA bereits „ruppiger“ werden, lassen aktuelle Videosequenzen beispielsweise aus Portland erahnen.

Was Deutschland betrifft, so vermute ich, dass diese Entwicklungen nicht ganz spurlos an uns vorüberziehen werden. Im Gegenteil. Auch in der Bundesrepublik drohen oder versprechen die Verhältnisse in absehbarer Zeit fundamental zu kippen, insbesondere politisch. Ein Umstand, der mich seit etwa einem Jahr zunehmend fasziniert beziehungsweise hellhörig hat werden lassen, ist die Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland und insbesondere die AfD zunehmend in den medialen Fokus der Vereinigten Staaten zu rücken scheinen.

Vielleicht erinnern Sie sich: Im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl 2025 äußerte sich Elon Musk Mitte Dezember 2024 auf seiner Plattform X mit folgendem Satz: „Only AfD can save Germany.“ Es folgte dann am 29. Dezember ein Artikel in der „Welt am Sonntag“, in dem Musk seine Position nochmal genauer erläuterte. Am 9. Januar führte Musk dann ein Live-Gespräch mit AfD-Parteichefin Alice Weidel live auf X. Es folgten bis heute zahlreiche weitere Postings, in denen er die AfD positiv hervorhob. Am 14. Februar 2025 besuchte US-Vizepräsident JD Vance die 61. Münchner Sicherheitskonferenz und stieß den dort Anwesenden unverhohlen vor den Kopf, als er deutliche Kritik an den undemokratischen Zuständen in den europäischen Staaten äußerte, insbesondere was die fehlende Meinungsfreiheit, die Bekämpfung der Opposition und angewandte Zensur angeht. Nach seiner Rede traf er sich mit Alice Weidel zu einem 30-minütigen Gespräch in seinem Hotel. Am 25. Februar strahlte der Sender CBS eine Sendung „60 Minutes“ aus, die zum Inhalt hatte, wie man in Deutschland gegen „Meinungsverbrechen“ vorgeht, unter anderem durch die Beschlagnahmung von Handys und Laptops durch die Polizei, was, laut interviewten hämisch lächelnden Staatsanwälten, häufig noch die schlimmere Strafe darstelle als die durch ein Gericht dann tatsächlich verhängte. In den USA machte dieser Beitrag die Runde und sorgte, insbesondere im konservativen Lager, für Empörung. Am 9. September stellte der US-Journalist Michael Shellenberger während des „White House Press Briefings“ die Frage, ob Präsident Donald Trump zusätzliche Maßnahmen gegen Europa in Betracht ziehe aufgrund von „Bemühungen, Kandidaten grundsätzlich daran zu hindern, an Wahlen teilzunehmen“. Er nannte als Beispiel Joachim Paul, den AfD-Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters in Ludwigshafen. Paul war zuvor von der Kandidatur ausgeschlossen worden. Pressesprecherin Karoline Leavitt antwortete darauf, dass die Trump-Administration europäische Einschränkungen der freien Meinungsäußerung, wie zum Beispiel das NetzDG oder den Wahlausschluss von AfD-Politikern, als Bedrohung für die transatlantischen Beziehungen sehe. So weit die Belege dafür, dass sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die AfD in den Fokus der US-amerikanischen Öffentlichkeit gerückt werden.

Meine Vermutung ist nun, dass dies nicht „zufällig“ geschieht, sondern dass hier bewusst ein Narrativ aufgebaut wird: Deutschland erscheint dabei unverkennbar als meinungsfreiheitsbekämpfender Bösewicht, die AfD nimmt dagegen die Rolle des bekämpften und unterlegenen „Underdogs“ ein. Diese Erzählung, das möchte ich betonen, ist speziell für das US-amerikanische Publikum kreiert.

Wenn wir dieser Annahme nun folgen und uns nochmal vergegenwärtigen, dass wirklich alles Propaganda, alles eine Darbietung ist, dann wissen wir, dass Rocky Balboa am Ende eines zähen Kampfes obsiegt. Dass das Logo der AfD in denselben Farben gehalten ist wie die Hose von Rocky, die er im Ring trägt, nämlich blau, weiß und rot, sei hier nur am Rande erwähnt.

Aber wie kommt es denn nun zum Sieg der AfD? Genau weiß ich das natürlich nicht. Hier ist jedoch weniger die Stimmung der US-Amerikaner als vielmehr die Stimmung der deutschen Wählerschaft entscheidend. Denken wir an das Phänomen der Reaktanz zurück, wissen wir, dass hier immerhin bereits ein fruchtbarer Boden gelegt worden ist.

Was jetzt noch zur „Zeitenwende“ fehlt, ist der „deutsche Kirk-Moment“. Ein erschütterndes Ereignis, das weiten Teilen der Bevölkerung die Schlechtigkeit der hier herrschenden Zeitgeistträger eindringlich vor Augen führt. Und nein, das kommt Ihnen natürlich nicht von ungefähr bekannt vor.

Ich vermute, dass es hierzulande, anders als in den USA, kein Attentat geben wird. Viel eher denke ich, dass es zu einem kataklystischen Ereignis auf wirtschaftlicher Ebene kommen könnte. Vielleicht macht Wolfsburg dicht? Oder Sindelfingen? Oder Ingolstadt? Vielleicht kommt es aber auch zu dem, was nicht wenige Fachleute schon seit Jahren befürchten, nämlich zu einem Brown- oder sogar Blackout, der uns von dem einen auf den anderen Tag in die Steinzeit zurückbefördern würde? Ein solcher Blackout hätte den praktischen Nutzen, dass es ein direktes und gleichzeitig friedliches Eingreifen der US-Amerikaner nötig machen würde. Etwa durch Hilfslieferungen, Unterstützung bei der Sicherung der öffentlichen Ordnung oder bei der Wiederinbetriebnahme des Stromnetzes.

Wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich spekuliere nur. Aber so viel sei abschließend gesagt: Ich glaube nicht, dass an Alice Weidels Kanzlerschaft irgendetwas vorbeiführt.

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Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 24. Oktober erscheinenden November-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 257.


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