13. Juli 2025
Gute, wahre und schöne Gemälde: Glenn Murray
Von der Therapie zur Erfüllung – eine amerikanische Vision

Glenn Murray, geboren 1956 in Springfield, Massachusetts, ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter amerikanischer realistischer Maler. Schon in jungen Jahren meldete ihn seine Mutter für Kunstkurse im Springfield Museum an. Er erinnert sich, wie er stundenlang das Spiel von Licht und Schatten auf verschiedenen Objekten betrachtete. Seine künstlerische Ausbildung gipfelte in einem Abschluss in Kunst am Springfield College. Vor allem aber war und ist Glenn Murray ein Lebenskünstler.
Er arbeitete im Baugewerbe und in der Fertigung, war Matrose bei der Marine, lebte und reiste in vielen Ländern der Welt, war Verkäufer, Farbtechniker bei Kodak, Kryptologe, Geheimdienst- und Überwachungsexperte, Cyber- und Technologie-Spezialist und ist Veteran der US-Kriege in Libyen, im Irak und in Afghanistan.
2016 fand Murray auf ganz eigenem Weg zurück zur Kunst. Nach seiner Heimkehr aus Afghanistan, wo er als Soldat der U.S. Navy gedient hatte, empfahl ihm sein Therapeut, die Malerei als Teil des Heilungsprozesses bei seiner posttraumatischer Belastungsstörung wieder aufzunehmen. Murray fand in der neuen Herausforderung nun nicht nur Trost, sondern seine Berufung. Seitdem ist die Kunst für ihn ein Medium, um Geschichten zu erzählen – Geschichten, die in der US-amerikanischen Kultur verwurzelt sind und durch realistische Darstellungen von Autos, Diners, Tankstellen und glänzenden Chromoberflächen zum Leben erweckt werden.
Was als Trauma-Therapie begonnen hatte, wurde zu seiner Leidenschaft, seine Sicht auf die Schönheit in funktionalen Dingen zu teilen. Murrays Gemälde strahlen viel Nostalgie aus, erzählen also eine lange Geschichte, sind weniger augenblicksorientiert als andere (foto-) realistische Arbeiten.
Seine Motive – farbenfrohe Objekte und Retro-Szenen – werden zu handgemalten Geschichten, deren ausgesprochene Pracht und Opulenz der Betrachter genießen kann. Seine Werke fangen die Essenz der amerikanischen Alltagskultur mit einer außergewöhnlichen Sensibilität für Licht, Farbe und Detail ein.
Murray verwendet traditionelle Werkzeuge und Methoden und achtet auf höchste Handwerkskunst und Materialien. Obwohl seine Kunst teilweise auf Fotografie basiert, versucht er, über die präzise Wiedergabe eines Bildes hinauszugehen und so eine einzigartige Ästhetik zu schaffen, die ihm allein gehört. Murray beschreibt seinen Stil als „Cool Realism“, eine moderne Form des Realismus, die Präzision mit lebendiger Ästhetik verbindet.
Seine Vorliebe für realistische Details entwickelte sich früh, inspiriert von fotorealistischen Meistern wie Robert Cottingham und Richard Estes, wie er uns erläutert: „Ich habe Realismus immer bewundert. Als ich studierte, war abstrakte Malerei modern, aber ich persönlich mochte immer die Details realistischer Gemälde.“
Murray sucht die Herausforderung: „In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass ich immer komplexere Details wähle, weil ich mich selbst herausfordern möchte.“ Seine akribischen Gemälde sind ein Zeugnis seines Engagements für den Prozess des Malens selbst: „Ich liebe und erlebe intensiv den Prozess, während sich die Vision auf meiner Leinwand langsam entfaltet.“
Seine künstlerische Vision wird von vier zentralen Prinzipien geleitet, wie uns Glenn Murray erläutert: „Erstens fordere ich eine einzigartige Perspektive. Ich möchte kein Bild, das wie eine Fotografie aussieht, die einen Ort oder ein Objekt dokumentiert, sondern eine starke, dynamische Perspektive. Zweitens möchte ich lebendige Farben, fast Primärfarben, die mir helfen, meine Geschichten intensiv zu erzählen. Drittens brauche ich Reflexionen. Ich bin fasziniert von Reflexionen in Chrom, Wasser und Farbe. Und viertens möchte ich ein Bezugsthema, das mich über Amerika inspiriert und bei dem ich erreichen möchte, dass die Betrachter eine Emotion empfinden.“
Die vier Prinzipien spiegeln sich in seinen dynamischen Kompositionen wider, die durch ungewöhnliche Perspektiven, leuchtende Farben und faszinierende Reflexionen eine emotionale Verbindung zwischen amerikanischen Alltags-Ikonographien und dem Betrachter herstellen. Murrays Kunst lädt dazu ein, die Schönheit im „typischen Amerika“ zu entdecken und sich von den patriotischen Emotionen des Malers und seiner Liebe für die Schönheit von Farbe und Funktion begeistern zu lassen.
Murrays Werk, das auch zur Bewegung der „Amerikana-Kunst“ gezählt werden kann, befindet sich in Privatsammlungen und wurden bei nationalen und internationalen Wettbewerben mehrfach ausgezeichnet. Auf seinem Instagram-Profil gewährt Murray Einblicke in seinen Schaffensprozess, von Skizzen bis hin zu fertigen Gemälden. Seine Arbeiten sind direkt über glennmurrayfineart.com erhältlich.
Information
Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 20. Juni erscheinenden Juli-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 254.
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