16. Juni 2025

ef 254 Editorial

Der neue deutsche Totalitarismus

von André F. Lichtschlag

Dossierbild

Artikel aus ef 254, Juli 2025.

An was haben wir uns nicht alles gewöhnt. Die Freiheit starb scheibchenweise. Erst – damals versuchsweise? – für die wenigen echten Nazis, dann für alle Regierungskritiker und Andersdenkenden, vulgo „Nazis“. Von Kontenkündigungen bis Razzien im Morgengrauen, von millionenfachen Löschungen auf Social Media bis Vereins- und Medienverboten, von Hausbesuchen staatsfinanzierter brutaler Schläger- und Brandschatzerbanden bis jahrelanger ungesetzlicher Untersuchungshaft, von Ausgangssperren bis Nötigung und so vieles mehr. Der neue deutsche Totalitarismus – es ist nun schon der dritte – kam nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt im Laufe von Jahrzehnten, gaaanz langsam.

In den letzten Wochen wurde wieder ordentlich zugelegt. Ausreiseverbote, Einreiseverbote, Vermögensbeschlagnahme, Festnahmen durch Anti-Terror-Spezialeinheiten. All dies traf nicht irgendwelche gemeingefährlichen Schwerstterroristen, sondern schlichte „Meinungstäter“ mit etwas anderen Auffassungen als die von der Regierung erwünschten in dieser unserer demokratischen Republik. Sie können das kaum glauben? Dann lesen Sie bitte nach, im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe.

Wie heißt es so schön? Die Ultima Ratio der Politik, sozusagen ihre Endstufe, ist der Krieg. Und in dem befinden wir uns immer offener. Bei allen Propagandalügen auch der russischen Regierung hat diese nämlich in einem Punkt recht: Der russische Staat steht nicht im Krieg mit dem Staat der Ukraine, sondern mit dem Staatenbund des „kollektiven Westens“, aus dem die US-Regierung unter Donald Trump auszusteigen beabsichtigt. Die „Europäer“ aber, in Wahrheit die „Koalition der Willigen“, der Kern der kontinentalen Kriegsbetreiber, sie wollen sich ihre Kriegsbeteiligung nicht verderben lassen. Und so wird nun also mit Kriegskritikern noch ein wenig strenger umgegangen als damals mit den Corona-Maßnahmen-Kritikern. Kaum ein Staat duldet im Krieg eine zweite Front im Innern.

In finsteren Not- und Kriegszeiten schart sich die Mehrheit des Volkes wie automatisch hinter die Regierung. Dieses Herdenverhalten ist vermutlich genetisch tief in uns Menschen veranlagt. Der Feind steht außen, da hält man zusammen oder wenigstens still. Was die Luft für Kritiker noch einmal wesentlich dünner werden lässt. Ich glaube, dass die jüngst steigenden Umfragewerte für die Regierung Merz weder Eintagsfliege noch Zufall sind. Ganz bewusst wurde bei der schwarz-roten Regierungszusammenstellung Wert darauf gelegt, „fest entschlossen erscheinende Männer“ (und Frauen) zu berufen. Keine Gesichter von Kleinganoven und Grenzdebilen mehr, sondern eben Kaliber wie Merz, Wadephul und Konsorten. Die Deutschen in zunehmender Not werden dankbar für die ausgestrahlte „Führungsstärke“ sein. Denn bedarf es nun nicht der Orientierung? Ist es nicht bravourös, wie „unser Kanzler Merz“ sogar auf dem heißen Stuhl im Oval Office bestanden hat? Wie er Donald Trump und seinen Friedensplänen kriegerisch kühn widersprach?

Meine These in diesem kulminierenden Tohuwabohu: Wir werden nach der Ampel als unbeliebtester Bundesregierung aller Zeiten nun die beliebteste seit langer Zeit erleben. Eine tragische historische Entwicklung, denn die Clowns zuletzt haben den ganzen Unsinn, den sie veranstaltet haben, womöglich nicht verstanden, aber selbst auch noch geglaubt. Zumindest gilt dies für das Fußvolk der Grünen, die bis heute überzeugt sind, die Guten zu sein. Die neuen Machthaber der Regierung Merz wirken wesentlich ernsthafter, klüger, durchtriebener. Sind es womöglich keine Überzeugungstäter, sondern abgezockte Exekutoren einer sehr finsteren, böswilligen Agenda?

Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe lesen wir die schaurigen Nachrichten vom Amoklauf an einer Schule im österreichischen Graz. Ich muss Ihnen hier von einer makabren Angewohnheit berichten. Nach jedem Amoklauf und nach jeder Terrortat in Europa erhalte ich irgendwann eine E-Mail von unserem Autor Robert Grözinger, der die Berichte über die Täter durchstöbert. Und ja, auch diesmal hat er sehr schnell den kleinen versteckten Hinweis gefunden: Der Täter ist ohne Vater aufgewachsen. Wie immer (eine Ausnahme mag die Regel bestätigen, aber ich kann mich an keine bislang erinnern): Ob rechter Massenmörder wie Anders Breivik oder linker Terrorist wie damals Andreas Baader oder islamistischer Attentäter wie zum Beispiel Nordine Amrani in Lüttich. Ob die in ihrer Staatsschulzeit ohne Fluchtmöglichkeit allzu sehr in ihrer Seele noch zusätzlich verletzten Schul-Amokläufer von Winnenden oder jetzt in Graz, es ist immer und immer wieder dasselbe: Aufgewachsen sind sie im Waisenhaus, in zerrütteten Patchwork-Zusammenhängen oder allein bei der Mutter – stets wurden die männlichen Täter ohne Vater groß. Natürlich interessiert das verstörende Detail niemanden, natürlich geht es jetzt nur wieder einmal darum, die Waffengesetze weiter zu verschärfen.

Dass auch dies nur gezieltes Mittel zum Zweck eines noch allmächtigeren Staates gegenüber einer wehrlos gemachten, komplett entwaffneten „eigenen“ Bevölkerung ist, das versteht in Europa schon kaum jemand mehr. Auch dieser Gedanke wurde uns erfolgreich aberzogen, benannter Schulen sei Dank. Amerikaner wissen immerhin um den politischen Zusammenhang.

Von Robert Grözinger ist jetzt ein sehr kluges Buch erschienen: „Kulturkampf“, siehe Anzeige auf Seite 25. Ich kann Ihnen die Lektüre nur empfehlen. Zunächst aber, verehrte Leser, wünsche ich Ihnen viel Erkenntnisgewinn und Lesefreude mit dieser Ausgabe. Man sieht sich vielleicht im Sommer bei der libertären Heerschau in Regensburg, dem Afuera-Fest, der großen Wundertüte für Freiheitsfreunde (siehe Anzeige und Artikel auf den Seiten 16 und 17). Ich würde mich sehr freuen! Bis dahin gilt wie eh und je: Kein Fußbreit den neosozialistischen Ausbeutern in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Mehr Freiheit!

Information

Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 20. Juni erscheinenden Juli-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 254.


Artikel bewerten

Artikel teilen

Anzeigen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv Abonnenten der Zeitschrift „eigentümlich frei“ zur Verfügung.

Wenn Sie Abonnent sind und bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, nutzen Sie bitte das Registrierungsformular für Abonnenten.

Mit einem ef-Abonnement erhalten Sie zehn Mal im Jahr eine Zeitschrift (print und/oder elektronisch), die anders ist als andere. Dazu können Sie dann auch viele andere exklusive Inhalte lesen und kommentieren.

drucken

Mehr von André F. Lichtschlag

Über André F. Lichtschlag

Anzeige

ef-Einkaufspartner

Unterstützen Sie ef-online, indem Sie Ihren Amazon-Einkauf durch einen Klick auf diesen Link starten, Das kostet Sie nichts zusätzlich und hilft uns beim weiteren Ausbau des Angebots.

Anzeige