13. Februar 2025

„Jüdisches Poker“ Wir sind die besseren Dichter!

Über Gespräche und andere Verirrungen

von Kurt Kowalsky

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Bildquelle: fiore26 / Shutterstock „Gute“ Räuberpolitiker nehmen uns jeglichen Besitz: Damit wir arm, aber glücklich sein können …

Ein Gespräch ist ein zwischenmenschlicher Kontakt, in dem über das Sprechen, Hören und Verstehen eine Begegnung, Verständigung und (wechselseitige) Einwirkung erzielt wird. Wie man zuletzt an dem „Duell“ der Kandidaten Scholz und Merz erkennen konnte, handelt es sich dabei nicht um Gespräche, sondern um die Proklamation von Halbwahrheiten und Lügen.

Das ist so eine Art „jüdisches Poker“ (Ephraim Kishon). Sie und ich denken uns eine Zahl. Wer die größere Zahl gedacht hat, hat gewonnen. Gemach! Das Spiel wird nicht zwischen Scholz und Merz oder einem Schwachkopf und einem Idioten gespielt, sondern diese Figuren spielen es mit den Menschen (den sogenannten Mitbürgerinnen und Frauen) im Land.

So hat Hinz beispielsweise eine unmaßgebliche, blöde Meinung im Kopf, wie man ein Messerattentat eines Schwarzhaarigen im Schwimmbad verhindert. Und Kunz hat die Idee, dass es ein Gesetz geben sollte, das die Länge von Knäckebrot vorschreibt.
Dann lauschen beide, ob die Figuren im Fernsehen jetzt ihre Idee aufgreifen, bestätigen und versichern, dass sie – sollten sie gewählt werden – sofort die Bundespolizei damit beauftragen würden, Knäckebrot abzumessen und zu kurzes zu beschlagnahmen. In dem Beispiel hätte also der Politiker die größere Zahl, denn Kunz hat nicht an die Bundespolizei gedacht.

Sagt aber jetzt der Schwachkopf nichts von Schwimmbädern, fühlt sich Hinz überlegen, bis ein anderer Idiot proklamiert, für nichtdeutsche Schwarzhaarige nach der Wahl das Wasser abzulassen. (Gilt auch für öffentliche Planschbecken im Kanzleramt.) Und Bingo!

Ich hatte bereits 1989 geschrieben, dass man die „blühenden Landschaften“, die den Menschen in den neuen Bundesländern versprochen wurden, vergessen könne, weil Industrieansiedlungen sich nicht wie Wasser in kommunizierenden Röhren gleichmäßig verteilen. Obwohl auch ausgemachte Idioten Industrieunternehmen leiten könnten, wären sie jedoch nicht so dumm, den Versprechen der Politiker Glauben zu schenken. Nötig wäre demzufolge ein Memorandum, in dem die Regierenden rechtsverbindlich die Steuer- und Abgabesätze für die nächsten 20 Jahre festlegten.

Autsch! Was für eine bösartige Idee. Gewährt doch die Verfassung ausdrücklich den politischen Gaunern das Recht zur Willensbildung beim apathischen Volk. Und welcher Lügner und Beutelschneider wollte sich da schon verbindlich verpflichten, Rechtsicherheit zu gewähren.

Und wie hätte das Land aufgehorcht, hätte Merz mal etwas Neues verkündet. Zum Beispiel: „Wir streichen die Verbrauchssteuern auf Energie. Denn jeder Preis in einem Land ist letztendlich ein Energiepreis.“ Oder: „Wir senken die Körperschaftssteuer auf 15 Prozent und streichen die Gewerbesteuer (wie bereits 1978 angekündigt) ersatzlos.“

Fehlanzeige! Wie ganz nebenbei kaum jemandem auffällt, dass Juristen (als Rechtsanwälte) natürlich keine Gewerbesteuer bezahlen.
Natürlich kommt da sofort die Frage der Gegenfinanzierung auf. Dem Straßenräuber wird der Straßenraub verboten, und da scheint die Frage berechtigt zu sein, von was er denn sonst leben soll.

Sie erinnern sich? Wer die größere Zahl gedacht hat ... Na, da vergisst der Hinz aber schnell die Schwarzhaarigen und der Kunz das Knäckebrot. „Wir“ sehen nicht nur mit Zwangsabgaben besser, „wir“ sind auch die besseren Dichter.

„Arm am Beutel krank am Herzen, schleppten wir die langen Tage. Reichtum ist die größte Plage, Armut ist das höchste Gut.

Um zu enden unsere Schmerzen, gingen wir ein Loch zu graben. Unsere Reichen sollst du haben, schrieben wir in gieriger Wut.

Und so zogen wir Kreis um Kreise, bis ins wunderbare Brüssel. Befolgten von dort jede Scheiße, gaben den Verstand dort ab.

Als der Tüchtigste verschwunden, wurde ein Gesetz erlassen, dass – man konnte es kaum fassen – allen es nun besser geht.

Wir hatten nicht nur hohe Steuern, auch die dicksten Bürokraten, alle durften dreimal raten, ob’s noch was zu kaufen gab.

Und am nächsten Osterfeste schufen wir, das war das Beste, diese Auferstehung ab. Jeder hatte nichts zu essen, alle waren gleich versessen, dass man nimmer sollt vergessen: Lerne nichts aus der Geschichte. Glaube stets den gleichen Wahn. Jeder Bürokratenplunder, schafft, das ist das große Wunder, des Bürokraten Arbeitsplatz.“


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