26. September 2024
„Energiewende-Gegner“: Der schillernde Herr Vahrenholt
Kompetent und gefragt – und ambivalent
Wenn jemand eigenwillig ist, wird er gern als umstritten etikettiert. So einer ist auch Fritz Vahrenholt. Jemandem Eigenwilligkeit zu bescheinigen und ihn als umstritten hinzustellen, kann lobend gemeint sein. Oder auch nicht; dann will man sich, weil sein Verhalten Missfallen erregt, von ihm distanzieren. Auf Vahrenholt trifft beides zu. Das spricht im Allgemeinen für ihn. Ob aber auch im Besonderen – das hängt davon ab, worum es geht. Nehmen wir als Beispiel die deutsche Energiewende-Politik. Sie wissen schon: Industrielles CO2 sei zu unterbinden und auf null zu bringen, um vorgeblich das Klima vor Erwärmen zu schützen. Daher fort mit dem Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas, her mit dem Erzeugen elektrischer Energie (Strom) nur noch mit Wind, Sonnenschein und Pflanzenmasse (Vergärung zu „Biogas“), wobei alle drei Energielieferanten fälschlich als „erneuerbare“ Energie angepriesen werden. Vahrenholt kennt sich in dem Thema bestens aus.Häufig wird er dafür zu Podiumsgesprächen, Vortragsveranstaltungen und Fernsehrunden aufgeboten, sie schmücken sich mit ihm. Er gilt als fachliche Kapazität. Man hofiert ihn. Warum genießt er diesen guten Ruf?
Als Energiewende-Gegner wahrgenommen, ohne es zu sein
Vahrenholt hat an der Energiewende viel auszusetzen. Daher wird er als Gegner der Energiewende wahrgenommen. Das ist er aber nicht, jedenfalls kein fundamentaler. Den wenigsten fällt das auf. Doch das lässt er mit sich geschehen, widerspricht der falschen Wahrnehmung also nicht. Zwar übt er an der Energiewende deutliche und kundige Kritik, ist deshalb für Klimaschutztypen wie Habeck und andere Grün-Beseelte eine Reizfigur, aber er fordert nie in Bausch und Bogen, mit ihr Schluss zu machen. Wer sich wie Vahrenholt mit seiner Energiewende-Kritik nur auf kritikwürdige Details konzentriert, will die Energiewende nicht abschaffen, sondern sie verbessern und perfektionieren.
Warum Vahrenholt kompetent wirkt und gefragt ist
Allgemein wird Vahrenholt als objektiver und unabhängiger Experte empfunden, als wissenschaftlicher Beobachter, als erfahrungsgeprägter Praktiker und Manager in einschlägigen Unternehmen sowie als mit der Materie vertrauter Sachbuchautor. So sieht er sich selbst gewiss ebenfalls. Damit kommt er gut an. Damit ist er im Tagungs- und Konferenzgeschäft gut unterwegs und jenseits der Pensionärsgrenze bestens beschäftigt. Weil er die Materie Energiewende vor und zurück ausgiebig kennt, sie beherrscht, weil er seine Kritik verständlich vorträgt und überzeugend aufzutreten versteht, wirkt er kompetent, vertrauensweckend und glaubwürdig.
Vahrenholt im Interview – ein Beispiel
Einen Eindruck davon gewinnen kann man zum Beispiel in einem Interview mit ihm vom 5. September 2024 auf dem Youtube-Kanal von Christian Bubeck. Es geht darin um die Gefahren der Energiewende für Unternehmen, die Verbraucher, die deutsche Industriegesellschaft und für den Wohlstand, um die Risiken steigender Strompreise, um die Kosten und um Wasserstoff als zu teurer Speicher für Überschussstrom aus Wind und Sonnenschein. Der Titel des Gesprächs lautet „Energiewende zerstört deutsche Industrie“.
Viele zutreffende Äußerungen wider die Energiewende-Apostel
Für Vahrenholt ist die Energiewende in der Tat und „am Ende eine Ansage zur Zerstörung der deutschen Industrie“. Er sagt, dass die Stromerzeugung allein mit Wind und Sonne scheitern werde. Aber andererseits versichert er auch: „Ich habe nichts gegen erneuerbare Energien.“ Er plädiert dafür, die Angstmache mit dem CO2 zu beenden. Er tritt für die Stromerzeugung mit Kernkraftwerken und für eine deutsche 180-Grad-Wende in der Kernkraftforschung ein. Er rät den Menschen, sich woanders als in den Mainstream-Medien über Klimaschutz und Energiewende zu informieren, und empfiehlt die Alternativ-Medien im Internet. Er verlangt, „der Einfluss der Grünen in der Politik muss auf null gesetzt werden“. Wohl sei CO2 ein Klimagas, aber sein Einfluss aufs Klima unerheblich. Mit mehr CO2werde die Erde grüner und die Agrarproduktion sei dadurch um 15 Prozent gestiegen. Das ist alles zutreffend, aber bei den „Klimaschützern“ und Energiewende-Apostel stößt er damit auf keine Gegenliebe. Vahrenholt äußert sich in ruhigem, nüchternem, sachlichem Tonfall und versteht es, den Zuschauer und Zuhörer für sich einzunehmen. Aber schauen Sie selbst in den unten verlinkten Videos.
Worauf Vahrenholt nicht eingeht
Gleichwohl, ein wirklicher Energiewende-Kritiker ist Vahrenholt nicht. Das muss wissen, wer ihn hört, wer ihn liest, wer sich von ihm beeindrucken lässt. Vor allem bringt er nicht zur Sprache, was als Argument gegen den Alternativstrom aus Wind, Sonnenschein und „Biogas“ entscheidend ist. Es sind die natürlichen Mängel dieser Energie, die physikalisch-technisch-bedingt und ihr daher inhärent sind. Allein sie sprechen entschieden dafür, diese Energie für den Massenbedarf an Strom in Industriegesellschaften nicht zu verwenden. Dies müsste Vahrenholt immer wieder vortragen, damit es in die Köpfe seines Publikums einsickert und von diesem verstanden wird. Das tut er meines Wissens nicht.
Welches sind diese inhärenten Mängel?
Erstens: Wind und Sonnenlicht haben eine viel zu geringe Energiedichte. Das heißt: Um sie zu nutzen, ist zwangsläufig ein riesiger Flächenbedarf mit Zigtausenden von Windkraft- und Photovoltaikanlagen nötig. Das gilt ebenso für den Energiepflanzenanbau zur Herstellung von „Biogas“.
Zweitens: Der Alternativstrom ist unzuverlässig. Denn Wind weht und Sonne scheint, wann sie wollen, und nicht, wann sie sollen. Sie erzeugen daher nur wetterabhängigen Zufallsstrom – oder Wackelstrom genannt. Auch Strom aus Wasserkraft gehört zu den alternativen Energien, ist aber der Menge nach zu unbedeutend und daher zu vernachlässigen. Ohnehin ist ein weiterer Ausbau von Wasserkraft zur Stromgewinnung in Deutschland nicht möglich.
Drittens: Wetterabhängiger Zufallsstrom bedeutet schlechte Regelbarkeit. Dadurch kann man mit ihm die erforderliche Netzstabilität nicht sicherstellen – im Gegensatz zu Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken. Nur diese drei Letztgenannten vermögen es, die Soll-Netzfrequenz von 50 Hertz stabil zu halten. Schon bei einer Abweichung von 0,2 Hertz von der Sollfrequenz besteht die Stromausfallgefahr, kann es zappenduster werden. Daher ist Zufallsstrom nicht grundlastfähig, also nicht in der Lage, den jeweiligen Strombedarf jederzeit sicherzustellen.
Viertens: Der Nutzungsgrad von Alternativstrom ist zu gering. Bei Windkraftanlagen liegt er bei knapp 20 Prozent ihrer Nennleistung, bei Solaranlagen (Photovoltaik) um zehn Prozent. Das heißt: Diese „Stromfabriken“ stehen zwischen 80 und 90 Prozent der Zeit eines Jahres still. Das ist Verschwendung pur.
Fünftens: Strom ist in der nötigen Größenordnung nicht direkt speicherbar. Was die Verbraucher an Strom gerade abfordern, muss sekundengenau in der gleichen Menge auch erzeugt werden. Oder umgekehrt formuliert: Strom muss, so wie erzeugt, auch sofort verbraucht werden – innerhalb einer Zehntelsekunde. Wenn Wind und Sonne mehr Strom erzeugen, als gerade benötigt wird, und der Überschuss nicht im Ausland unterzubringen ist, müssen die Alternativanlagen abgeschaltet werden. Technische Tricks, diesen Strom indirekt zu speichern, indem man die elektrische Energie zum Beispiel in gasförmige Energie (Methan) umwandelt (Power-to-Gas-Verfahren), haben einen extrem schlechten Wirkungsgrad, bei dem drei Viertel der Energie verloren gehen. Das gilt ebenso für das Speichern durch Umwandeln des Überschussstroms in Wasserstoff. Diese Verfahren sind daher unglaublich teuer, also sehr unwirtschaftlich. Rein technisch ist zwar vieles möglich, aber nicht alles technisch Mögliche ist auch sinnvoll und bezahlbar.
Daran wird die Energiewende letztlich scheitern
Diese fünf Mängel sind naturgesetzlich bedingt. Sie hängen dem Alternativstrom unausweichlich und unwiderleglich wie schweres Blei an. Es sind daher inhärente Mängel. Schon sie allein genügen, um von der Stromerzeugung mittels Wind und Sonne die Finger zu lassen. Trotzdem tun seine Verfechter in Politik, Wirtschaft, Medien und anderswo so, als gäbe es diese Naturgesetzlichkeit nicht. An dieser Missachtung wird die Energiewende letztlich scheitern. Ein sachkundiger, kenntnisreicher Mann wie Vahrenholt müsste vor diesen nicht behebbaren Mängeln immer wieder beharrlich warnen.
Apropos 1: Strom ist lediglich eine Form, um Energie zu transportieren. Er wird am Entstehungsort aus einer anderen Energieart erzeugt und am Verbrauchsort wieder in die gewünschte Energie umgewandelt. Speichern im nennenswerten Umfang kann man nur mechanische Energie (Beispiel: Pumpspeicherwerke), chemische Energie (Beispiel: Batterien, Brennstoffe) und Wärmeenergie (Thermosgefäße). Ebendeshalb muss Strom zum Zeitpunkt seiner Erzeugung sofort verwendet werden.
Apropos 2: Der Begriff „erneuerbare Energien“ ist physikalisch falsch.Vahrenholt wird es wissen, verwendet ihn aber trotzdem. Energie ist nicht erneuerbar, nur umwandelbar in andere Energieformen, wie zum Beispiel Windenergie in elektrische Energie und elektrische Energie in Bewegungsenergie (Motor) oder in Wärmeenergie (Heizung). Daher sollte man richtigerweise von „alternativen Energien“ sprechen. Aber der Begriff „erneuerbare Energien“ (abgekürzt: EE) hat sich eingebürgert. Daher kommt man, um verstanden zu werden, schwerlich umhin, ihn zu verwenden. Deshalb wird wohl auch Vahrenholt so verfahren. In der Diskussion sollte man aber auf die falsche Bezeichnung hinweisen.
Ambivalente Haltung zu den industriellen CO2-Emissionen
Vahrenholts Haltung zu den industriell bedingten CO2-Emissionen ist ambivalent. Einerseits sagt er: „Es gibt einen menschlichen Beitrag zur Erderwärmung durch CO2-Emission, keine Frage.“ Andererseits fügt er zutreffend sofort an: „Aber es gibt auch natürliche Schwankungen. Denken Sie nur an die mittelalterliche Wärmeperiode in den Jahren 900 bis 1100 oder an die bitterkalte Phase der kleinen Eiszeit von 1600 bis 1800. Diese Schwankungen sind nicht dem CO2 zuzuschreiben. Wir wissen bislang jedoch nicht sicher, wie groß der Anteil des Menschen als Ursache für die Erderwärmung wirklich ist, auch wenn der Weltklimarat von 100 Prozent ausgeht. Diese Annahme geht jedoch gegen jegliche Klimaerfahrung der letzten 2.000 Jahre. Wir müssen also beides tun: CO2 vermeiden, wo es vertretbar ist, und uns an das geänderte Klima anpassen.“
Mitwirken an der „Klimareligion“
Insofern ist zu konstatieren: Weil Vahrenholt kein wirklicher Gegner der Energiewende ist, ist er auch kein wirklicher Gegner der sogenannten und vorgeblichen Klimaschutzpolitik. Das bedeutet: Er hält sie durch weniger CO2 prinzipiell für sinnvoll und nötig. Er wirkt an der „Klimareligion“ mit. Was er geißelt, sind nur die teuren Verfehlungen bei diesem „Klimaschutz“, aber nicht die Verfehlungen durch diesen „Klimaschutz“ überhaupt. Doch Klima ist Natur pur, vorgegeben durch die Lage der Erdkugel im Weltall und in unserem Sonnensystem. Klima „schützen“, also bewahren zu wollen, wie es ist und uns passt, ist vermessen. Doch gibt es eine Ausnahme (siehe untenstehenden Link)
Vahrenholts Einsatz für das CO2-Verpressen in die Erdtiefe
Dass Vahrenholt die Klimaschutzpolitik im Grundsatz befürwortet, erkennt man auch daran, dass er, was richtig und geboten ist, herkömmliche Kraftwerke (Kohle, Erdgas, Erdöl) weiterbetreiben lassen will, sich aber dafür einsetzt, jenes CO2, das diese emittieren, mittels CCS-Verfahren in die Erdtiefe zu verpressen. Folglich hält er dieses CO2für dermaßen klimaschädlich, dass es wegsoll. Die Abkürzung CCS steht für Carbon Capture and Storage. Es bedeutet, das emittierte CO2 in den Kraftwerken abzuscheiden und mit Hochdruck in der Erde (auch unter dem Meeresboden) zu speichern – zu hohen zusätzlichen Kosten und Energieverlusten natürlich. Der Stromverbraucherschutz NAEB e.V. hat mit eigenen Berechnungen ermittelt, dass sich mit der CCS-Verpressung bei der Kohlestromerzeugung (in der kompletten Kette über Wirkungsgrad-Verlust, Auswaschen-Aufwand, Transport, Verpressen einschließlich Auswaschen von Kavernen oder Tiefenbohrungen) der Primär-Energieverbrauch, hier der von Kohle, verdoppelt.
Vahrenholts Plädoyer für die deutsche Braunkohle
Vahrenholt beklagt: „Kohlekraftwerke werden lautstark zum Hauptfeind erklärt, obwohl diese durchaus umwelt- und klimafreundlich gemacht werden können. Dass das jedoch nicht passiert, wirft die Frage auf: Warum geht man nicht den technischen Weg, Kohlekraftwerke mit einer CO2-Abscheidung auszustatten? Die Antwort ist ernüchternd: Es ist die ideologische Engstirnigkeit, die die Grünen dazu bringt, sich technologischen Lösungen gegenüber zu versperren. Auch hier stelle ich mir die Frage, warum man eine solche Technologie ablehnt. Braunkohle ist der ureigenste Bodenschatz, den wir haben und würde uns eine wettbewerbsfähige Stromversorgung ermöglichen.“
„CO2-Verpressen kostet weniger, als CO2-Zertifikate bezahlen zu müssen“
2023 ließ Vahrenholt wissen: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Abscheidung von CO2 und Verpressung in Tiefengesteinen (vorzugsweise Basalt) vor dem Durchbruch stehen. Denn die Kosten einer CO2-Abscheidung und der Verpressung in Tiefengestein (CCS) kostet nach Schätzungen von Experten etwa 70 Dollar pro Tonne CO2. Den Kosten von etwa 70 Euro pro Tonne CO2 stehen Einsparungen von 100 Euro pro Tonne CO2für nicht mehr zu bezahlende CO2-Zertifikate gegenüber. Und nach den Plänen der EU sollen diese „Straf“-Zertifikate auf demnächst 200 Euro pro Tonne ansteigen.“ (Vahrenholt verweist als Quelle hierzu auf sein Buch „Die große Energiekrise“, Kapitel 4 „Den Krieg gegen die Kohle beenden“). Sagen will er damit: Es ist kostengünstiger, das CO2aus den herkömmlichen Stromkraftwerken wegzuspeichern, als sich mit Zertifikaten die Erlaubnis teuer (und immer teurer) erkaufen zu müssen, dieses CO2 emittieren zu dürfen, nur um auf herkömmliche Weise Strom zu erzeugen. Doch geht es nicht nur um das Abscheiden und Verpressen von CO2 aus der Stromerzeugung, sondern auch um jenes CO2, das bei den Brennprozessen für Baustoffe (Zement, Kalk, Ziegelsteine) anfällt. Auch diese (und andere) Industrie muss ihren CO2-Ausstoß mit kostspieligen Zertifikaten erkaufen und würde diese CO2-Kosten nach Vahrenholts Rechnung verringern können.
Der Einsatz von CCS in weitgehend geleerten Öl- und Gasfeldern
CCS findet heute nur an ganz wenigen Stellen der Erde statt und wird nur dort praktiziert, wo man das CO2 zum Einpressen in Gas- und Öl-Bohrlöcher von weitgehend geleerten Feldern verwendet, um auch noch die letzten Reste herauszuquetschen. Dabei fallen dort wesentliche Kosten-Positionen weg, und die Besitzer der Bohrlöcher bezahlen für dieses CO2 sogar noch Geld, weil sie mit ihm mehr Gas oder Öl fördern und verkaufen können. Ein CCS-Projekt hat zum Beispiel HeidelbergCement in Norwegen errichtet (Zementwerk Brevig). Mit ihm können nach Angaben des Unternehmens jährlich 400.000 Tonnen CO2 abgeschieden und zur dauerhaften Einlagerung transportiert werden. Es sei in einem Zementwerk das weltweit erste CCS-Projekt im industriellen Maßstab. Nach Norwegen gelegt wurde das Projekt wegen der kurzen Pipeline-Strecke in die norwegischen Gasfelder, denn dort wird CO2 noch benötigt, um die Gasfelder leerzupressen. Würden immer mehr solche Öl- und Gasfelder und schließlich alle mit dem CCS-Verfahren gänzlich entleert werden und wären sie dann alle vollgefüllt mit CO2, könnte man nur hoffen, dass so ein Drucklager nicht aufplatzt und sich das CO2 wie ein Tsunami über die Meeres- beziehungsweise Erdoberfläche ergießt und dort lebende Menschen erreicht. Dann würden diese Menschen zwar nicht in einem Wasser-Tsunami ertrinken, aber in einem CO2-Tsunami ersticken. Immerhin wäre es ein schönerer Tod, er eilt unsichtbar herbei (Quelle: Auskunft Stromverbraucherschutz NAEB e. V.).
Vahrenholts Akzeptanz von Belastung mit CO2-Abgaben
Naheliegender und rational wäre es natürlich, die Erlaubniszertifikate für CO2-Emissionen einfach wieder abzuschaffen und den anderen kostentreibenden CO2-Klimbim ebenfalls. Dann nämlich würden auch das Abscheiden und Verpressen, also das CCS-Verfahren, keinen Sinn beziehungsweise erst recht keinen Sinn machen. Dies umso mehr, zumal Vahrenholt selbst die deutsche CO2-Politik als wirkungslos bezeichnet und ihr vorwirft, dass sie immer teurer wird. Auf CO2 sei die Erderwärmung in den letzten zwanzig Jahren nur zu 20 Prozent zurückzuführen. Genau zu diesem Ergebnis sei aktuell auch die amerikanische Nasa gekommen – so wie er es zusammen mit Hans-Rolf Dübal schon 2021 publiziert habe. Dass sich Vahrenholt für CCS starkmacht und damit die Kosten der CO2-Abscheidung in Kauf nimmt, heißt letztlich, dass er die staatliche CO2-Abgabenbelastung akzeptiert, obwohl er die Klimawirkung des CO2 für nicht wesentlich hält.
Noch freilich ist CCS in Deutschland verboten. 2014 war das Verbot beschlossen worden. Daran hatte sich Robert Habeck, damals Energiewende-Minister in Schleswig-Holstein, wesentlich beteiligt. Vahrenholt zitiert ihn mit dessen Äußerung: „Wir wollen kein CCS als Reinwasch-Technologie für die klimaschädliche Kohleverbrennung.“ Für das Verbot gibt es gute Gründe, nur nicht die von Habeck. Derweilen wird jedoch erwogen, das Verpressen unter den Meeresboden zu erlauben.
Die Interessenkonflikte
Vahrenholt ist in der Aurubis AG, Hamburg, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er sitzt auch im Aufsichtsrat der Hamburger Encavis AG. Diese ist einer der größten Investoren in und Betreiber von Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Das kann erklären, warum Vahrenholt nicht rigoros dafür eintritt, mit der Energiewende Schluss zu machen. Er steckt im Interessenkonflikt. Um ihn zu lösen, bemüht er sich, die Energiewende weniger kostenträchtig zu machen. Ihn selbst mag das beruhigen, für die Stromverbraucher ist die Energiewende immer noch zu teuer und die Stromversorgung nicht mehr sicher genug. Und dann noch Aurubis (vormals bis 2009 Norddeutsche Affinerie AG) – dieses Unternehmen ist der größte europäische Hersteller von Kupfer. Die Kupferproduktion ist stromintensiv. Hierzu passen Vahrenholts Bemühungen, die Energiewendekosten, sprich: die Stromkosten, zu senken, ohne die Energiewende selbst infrage zu stellen. Auch nahm und nimmt der Kupferbedarf (für Kathoden, Kabel, Motoren, Generatoren und vieles mehr) mit der Energiewende heftig zu. Kupfer ist gefragt wie nie, und Aurubis verdient daran. Aurubis ist also ein Hauptnutznießer der Energiewende. Ein Interessenkonflikt für Vahrenholt also auch hier. Wohl kritisiert er die Defizite der Energiewende, der Wende hin zu den alternativen Energien, tritt aber, zumindest implizit, für ein Nebeneinander von alternativer und herkömmlicher Stromerzeugung ein – und damit auch für einen redundanten (überflüssigen) Kraftwerksbestand, der mit der Energiewende größer sein muss als ohne Energiewende, denn bei Dunkelflaute gibt es weder Strom aus Wind noch von der Sonne. Dann müssen neben Windkraft- und Photovoltaikanlagen stets auch herkömmliche Kraftwerke bereitstehen.
Was Vahrenholt tun sollte, aber nicht tut
Vahrenholt ist eine schillernde Person. Man muss stets darauf achten, was er nicht anspricht, nicht thematisiert, sondern unter der Decke hält. Er vertritt und fordert viel Zutreffendes, aber das Entscheidende mag er nicht verlangen: das Ende der Energiewende. Zugutehalten muss man ihm, dass er wenigstens Teile der Energiewendepolitik unter seine kritische Lupe nimmt. Diese von ihm angeprangerten Fehler und Folgen würden sich mit einem Ende der Energiewende in Luft auflösen. Würde Vahrenholt der Energiewende ein sicheres Ende bereiten wollen, sollte er sich für folgende Schritte einsetzen:
Erstens: Den Klimawandel und anthropogenes CO2 hinnehmen.
Zweitens: Die CO2-Abgaben beenden
Drittens: Die Vorhaben zur CO2-Langzeitspeicherung (CCS) nicht weiterverfolgen
Viertens: Das Klimaschutzgesetz aussetzen
Fünftens: Den Klima- und Transformationsfonds auflösen
Sechstens: Das Erzeugen von Strom mittels Sonne, Wind und „Biogas“ als zu teuer und zu unsicher aufgeben
Siebtens: Weiterhin Kohlestrom nutzen und Kohlekraftwerke reaktivieren
Achtens: Weiterhin Erdgas verwenden und die unrealistischen Wasserstoffpläne aufgeben
Neuntens: Die Erdgasleitung Nord Stream reparieren
Zehntens: Kein Verbot für bisherige Heizungssysteme
Elftens: Kein Wärmepumpenzwang
Zwölftens: Zurück zur Wärmeschutzverordnung von 1995
Dreizehntens: Kein Subventionieren von Elektroautos und „Bio-Fuels“
Eine Sofortabkehr dringend notwendig, aber politisch illusorisch
Auf diese Schritte lässt sich Vahrenholt bisher nicht ein. Auf sie hingewiesen habe ich auf dieser Blog-Seite schon im April 2024. Es müsste jedem Sachkundigen klar sein, dass bei den derzeit evidenten Schäden einer 23-jährigen, völlig verfehlten Energiepolitik nur eine Sofortabkehr von der Energiewende helfen kann. Das aber ist in der gegenwärtigen politischen Konstellation illusorisch. Und die AfD? Noch steht sie trotz ihrer Wahlsiege in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auf verlorenem Posten – bis zu weiteren Wahlen in anderen Ländern und 2025 im Bund. Doch dann wird die deutsche Wirtschaft noch mehr zerstört sein als schon jetzt.
Prof. Dr. Vahrenholt: Energiewende zerstört deutsche Industrie! (Youtube)
Prof. Dr. Vahrenholt: Umweltschutz, CO2-Zoll, Kernenergie (Youtube)
„Wir schaffen es nicht nur mit Sonne und Wind“ (Wirtschaftswoche“)
Klaus Peter Krause: „Klimaschutz geht ganz anders“
Dieser Artikel erschien mit vielen weiteren interessanten Links zuerst auf dem Blog des Autors.
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Kommentare
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