21. November 2022
RezensionCarlo Masala: Weltunordnung
Die globalen Krisen und das Versagen des Westens
Der Traum einer Neuen Weltordnung ist aus Sicht des Politikwissenschaftlers Carlo Masala ausgeträumt. Schon in der Einleitung konstatiert er, es sei „erstaunlich, wie wenig der Westen aus seiner fehlgeschlagenen Politik der Universalisierung seiner Werte und Normen gelernt“ habe. Das Buch wende „sich gegen all jene, die ihre Analysen und Kommentare der internationalen Politik von dem gefährlichen Wunschdenken leiten“ ließen, man müsse einem bestimmten liberalen Modell einer neuen Weltordnung „notfalls mit Gewalt zum Durchbruch verhelfen“. Die Politik der Demokratisierung von Staaten unterliege zudem „aus westlicher Perspektive dem strategischen Kalkül, dass mit ihr keine fundamentale Veränderung der Außenpolitik einhergehen darf, die westlichen Interessen entgegensteht“. Wenn eine solche Veränderung sich abzeichne, übertrumpfe „realpolitisches Interesse die idealistische Vision“, was dazu führe, dass die Politik des Westens als doppelbödig wahrgenommen werde. Exemplarisch führt Masala den Umgang mit Saudi-Arabien an. Habe ein Land hingegen keine strategische Bedeutung, bekomme es „das ganze Instrumentarium der zur Verfügung stehenden Druckmittel“ zu spüren. Und nicht selten steht am Ende die militärische Intervention. Diese werden „mit dem Verweis auf humanitäre Notlagen und ungerechte Herrschaft begründet und oftmals die ebenfalls vorhandenen konkreten geostrategischen Interessen verschwiegen“. Begonnen habe diese Entwicklung nach dem Ende des Kalten Krieges. Um aber „die Unterstützung der Bevölkerung für Interventionen im Namen der Gerechtigkeit sicherzustellen“, sei „es notwendig, den Gegner als das absolut Böse darzustellen“. Allerdings diskreditiere die Dämonisierung des Gegners diesen „als Partner für mögliche Waffenstillstandsverhandlungen“. Masala rät dazu, künftig „nur in solchen Fällen zu intervenieren, in denen es eine strategische Notwendigkeit gibt“. Man wäre gut beraten, ihm zuzuhören.
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