15. November 2021

Totale Sicherheit #ZeroAlles?

Wir sind auf dem besten Weg zu unbegrenzter staatlicher Macht ohne Freiheit

von Sascha Koll

Dossierbild

Leave no one behind – niemand darf zurückgelassen werden. So lautet das unaufhörlich wiederholte Mantra der #ZeroCovid Blase, die sich in den Medien und sozialen Netzwerken tummelt.

Ich habe schon oft den Gedanken weitergesponnen und überlegt, welche Konsequenzen es hätte, würde man die Forderung nach null Toten konsequent durchsetzen. Denn hat die sogenannte Gesellschaft ihr Endziel erreicht, wäre es doch heuchlerisch, sich als Sieger zu feiern und damit aufzuhören, niemanden zurückzulassen. Es gibt schließlich nicht nur Covid.

Mir stellt sich die Frage nach den Menschen, die an ungesunder Ernährung oder anderen gewöhnlichen Lebensrisiken sterben. Muss in dem Fall nicht auch der Zwang des Gewaltmonopolisten angewandt werden? Sollte es nicht eine Pflicht zu einem wöchentlichen Bluttest und täglicher BMI-Bestimmung geben, um festzustellen, wie sich die Bevölkerung ernährt, ob sie Alkohol trinkt oder dem Genuss von Tabak frönt? Der digitale Gesundheitspass könnte, wie auch beim China-Husten, der Zugangskontrolle für Schädlinge des kollektivistischen Gesundheitssystems dienen. Habe ich in der letzten Woche mal wieder zu viel Fleisch konsumiert, sollte ich doch nur noch Zutritt zu veganen Restaurants haben, oder? Es geht hier schließlich auch darum, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

Auch Sport führt immer wieder zu Verletzungen, bis hin zum Tod. Sollte nicht jeder, der sich freiwillig der Gefahr einer Sportart aussetzt, vorher unterschreiben müssen, dass er auf ein Intensivbett verzichtet, wie es heute von den Ungespritzten verlangt wird? Michael Schuhmacher und seine Familie hätten sicher gerne verzichtet.

Zum Thema Straßenverkehr sind sich EU und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bereits einig. „Null Verkehrstote – das ist das Ziel“, so Andreas Scheuer. Ich ahnte bis vor Kurzem nicht, dass diese in meiner Überlegung präsente und spöttisch belächelte Forderung tatsächlich Realität ist. Die EU fordert 0,0 Promille, Tempo 30 und eine Art Flugmodus fürs Auto, mit dem Smartphones und andere elektronische Geräte ausgestattet werden sollen. Mir geht das dann doch nicht weit genug. Die Abstandspoolnudel am Gepäckträger von Fahrrädern und die Helmpflicht für Fußgänger sollten sie schon noch in ihre Pläne einfließen lassen. Sonst bezweifele ich, dass das #ZeroVerkehrstote-Ziel erreicht werden kann.

Aber auch im Haushalt muss regulatorisch eingegriffen werden. So sind Sturzunfälle eine der häufigsten Unfälle im Haushalt. Die Herrscher sollten doch bitte mal über einen Leiterführerschein oder ein Verbot von Leitern im Privatbesitz nachdenken. Sie wollen doch niemanden zurücklassen.

Der weitestgehend unregulierte Bereich „Schlafgemach“ muss natürlich auch ins Visier genommen werden. Auch wenn die meisten Krankheiten, die sich Beischlafende einfangen können, mittlerweile gut behandelbar sind, sind sie trotzdem eine Belastung für das Gesundheitssystem und führen immer noch zum Tode. Wie wäre es denn mit einer Testpflicht fürs Techtelmechtel? Jeder, der keinen maximal 24 Stunden alten Test auf jedmögliche Krankheit vorweisen kann, macht sich künftig der Körperverletzung verdächtig.

Natürlich sind meine Ausführungen und Forderungen sehr überspitzt, doch ihnen zugrunde liegt die völlig naive und utopische Prämisse, dass es möglich wäre, für null Tote zu sorgen. Vielleicht kann man sich diesem Ziel tatsächlich mit genug Zwang, Bevormundung und Gewalt annähern, aber als Voluntarist will ich mich so weit wie möglich von einer so gearteten Gesundheitsdiktatur distanzieren. Jedes Individuum muss für sich selbst festlegen dürfen, welchen Gefahren es sich aussetzt. Richtig ist aber auch, dass halsbrecherisches Verhalten nicht von einem Zwangskollektiv quersubventioniert werden sollte. Deshalb ist mein Vorschlag für ein friedliches und selbstverantwortliches Zusammenleben ein absolut freies Gesundheitssystem, in dem individuelle Risiken wie Risikosportarten oder Tabakkonsum individuell tarifiert werden können. Ein marodes Kollektivsystem durch #ZeroAlles retten zu wollen, mit dem vorgeschobenen Argument, keinen einzigen Toten zu tolerieren, halte ich nicht nur für zum Scheitern verurteilt, sondern auch für einen sicheren Weg in ein totalitäres System.

„Blick“ – „EU fordert 0,0 Promille, Tempo 30 und Handyverbot“

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur – „Verkehrssicherheitsprogramm 2021 bis 2030“


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