21. Mai 2025

RezensionDaniel Zöllner: Mut zur Tugend

Essays zur Lebenskunst in der Gegenwart (Bedenken und Besinnen)

Artikelbild

Sittlich und moralisch vorbildlich handeln – dazu befähigen uns die biblischen Tugenden. Das Gegenteil der Tugend sind Laster und Sünde, die Verlockungen der Welt, religiöse Verblendung. Eine Würdigung der Tugend in ihren vielen Handlungsformen suchte man bislang vergebens. Daniel Zöllner schließt diese Lücke. Ein Blick in die Tagespresse genügt: Nichts ist aktueller als eine Neubelebung des Konzepts der Tugend. Natürlich sind diese altertümlichen sechs Buchstaben in unsere Lebensrealität „zu übersetzen“, das ändert aber nichts an ihrer Gültigkeit. Vor einem Welttheater, das beängstigende Kulissen aufziehen lässt, breitet Zöllner kundig eine theologische Folie aus. Vor ihr erscheint dem Leser die heute gleichfalls erkennbare Tendenz zur immer mehr ausgreifenden Psychologisierung mehr als fraglich. Indem er die diesseitsbezogene seelische Erforschung ausblendet, ändert er den Blickwinkel deutlich: „Tugend, also das objektive Gutsein eines Menschen, ist nicht dem subjektiven Belieben anheimgestellt. Es ist auch kein vages Empfinden, sondern klar definierbar.“ Damit kann der Buchtitel „Mut zur Tugend“ als ein verdichtetes Programm gelesen werden. Zöllners Ansatz funktioniert ausgezeichnet. Der Leser bekommt schon jetzt eine Ahnung von Gesamtzusammenhängen, denn den Abhängigkeiten der Welt – symbolisiert in den sieben Todsünden – steht die zuvor ausgelegte Offenbarung einer Glückseligkeit in Gott entgegen, die sich in den drei paulinischen Grundbegriffen, durch die vier Kardinaltugend gestützt, verwirklicht. Das Buch kann daher ein wirksames Vademekum sein, das dem Leser in den Unsicherheiten der Gegenwart Halt schenkt. Das Vorwort steuerte die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz bei. Ein gewichtiges Werk ist entstanden, das in seiner schlichten äußeren Anmutung ganz hinter den Imperativ seiner Titelworte zurücktritt, Programm ebenso wie Hoffnung verheißend: „Habe Mut zur Tugend!“


„Daniel Zöllner: Mut zur Tugend: Essays zur Lebenskunst in der Gegenwart (Bedenken und Besinnen)“ bei amazon.de kaufen


Artikel bewerten

Artikel teilen

Anzeigen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv Abonnenten der Zeitschrift „eigentümlich frei“ zur Verfügung.

Wenn Sie Abonnent sind und bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, nutzen Sie bitte das Registrierungsformular für Abonnenten.

Mit einem ef-Abonnement erhalten Sie zehn Mal im Jahr eine Zeitschrift (print und/oder elektronisch), die anders ist als andere. Dazu können Sie dann auch viele andere exklusive Inhalte lesen und kommentieren.

Dossier: ef 253

Mehr von Sebastian Sigler

Autor

Sebastian Sigler

Anzeige

ef-Einkaufspartner

Unterstützen Sie ef-online, indem Sie Ihren Amazon-Einkauf durch einen Klick auf diesen Link starten, Das kostet Sie nichts zusätzlich und hilft uns beim weiteren Ausbau des Angebots.

Anzeige