19. Mai 2025
ef 253: Editorial
Haben es die Boomer schlicht versaut?

Artikel aus ef 253, Juni 2025.
I n der April-Ausgabe (ef 251) erschien ein Artikel von Oliver Gorus, der zuvor schon als Kolumne auf unserer Partnerseite Freiheitsfunken.info für einiges Aufsehen und manchen Aufschrei sorgte. Der Titel: „Generationenkonflikt: Die Boomer haben es schlicht versaut“. Im Anschluss kochten auch bei eigentümlich frei die Emotionen hoch. Grund genug, dachten wir, uns einmal schwerpunktmäßig mit der Schuld oder Unschuld der Babyboomer-Generation in diesem Heft zu beschäftigen. Und da für die Juni-Nummer auch der Startaufruf zum diesjährigen Jungautorenwettbewerb anstand, möchten wir auch dafür dankbar ein Thema aufgreifen, das ganz offensichtlich die Jüngeren wie die Älteren zunehmend bewegt, nämlich ein sich abzeichnender Generationenkonflikt – siehe Aufruf auf Seite 43.
Über einen Nebensatz von Rahim Taghizadegan in dessen Kolumne (Seite 16) musste ich lange nachdenken. Wie viel und wie oft haben wir in dieser Zeitschrift in mehr als 27 Jahren und nun 253 Ausgaben über das Wesen der Politik nachgesonnen. Viele Nuancen wurden, so meine ich, klug und zuweilen tiefschürfend analysiert, philosophisch und ökonomisch seziert, etwa der grundsätzliche Unterschied zwischen dem ökonomischen und dem politischen Mittel der Bedürfnisbefriedigung nach Franz Oppenheimer (1864–1943) aus dessen Grundlagenwerk „Der Staat“. Oder die zwangsläufige politische Interventionsspirale nach Ludwig von Mises (1881–1973) gemäß dessen Klassiker „Kritik des Interventionismus“. Oder die zunehmende personelle Negativauslese in der Parteipolitik frei nach Max Weber (1864–1920) aus dessen Schrift „Politik und Beruf“. Und das, um nur drei Vordenker aufzugreifen mit Thesen, die auch in eigentümlich frei im Laufe der Jahre aufgegriffen und weitergeführt wurden. Ich hatte immer das Gefühl, dass diese scharfsinnigen Betrachtungen rational stimmig sind, aber einen irrationalen Kern des politischen noch außer Acht lassen. Und nun schreibt Rahim Taghizadegan, einer der in der Tradition der Genannten stehenden ganz wenigen Vordenker unserer Zeit und ef-Kolumnist, fast beiläufig in dieser Ausgabe, er „habe eine zynische – oder besser: realistische – Sicht auf die Politik“ als solche, die er nämlich „im Grunde als das Ausnutzen von Identitätssehnsüchten betrachtet“. Das könnte er sein, denke ich: der irrationale Kern des Wesens der Politik. Und endlich eine ergänzende Erklärung für ihren fatalen, auch nach ihren schlimmsten Wucherungen und Niederlagen immer fortlaufenden „Siegeszug“, obwohl doch Politik nie die Lösung, sondern immer das Problem war und ist. Was meinen Sie?
Besonders gefreut hat mich auch die kleine Geschichte über den Barden Heino von David Andres (Seite 10). Ich habe Heino bereits in den frühen 90ern gefeiert, damals ist er in Düsseldorf auf der Königsallee aufgetreten – vor einem gemischten Publikum, wie ich es so nie wieder erlebt habe: zur Hälfte treue, schunkelnde Fans im gesetzteren Alter – und zur anderen Hälfte bunt darunter gemischte Punks, die halb ironisch, aber irgendwie doch auch begeistert mitgrölten, weil sie Norbert Hähnel alias „der wahre Heino“, ein Barbesitzer und Hobbysänger aus dem Umfeld der Toten Hosen, zuvor über die Lokalpresse dazu aufgerufen hatte. Mir wurde damals schlaglichtartig klar, dass der wirkliche Punk in diesem Pulk auf der Kö da oben auf der Bühne stand. Zum Fremdschämen ist und war eben nicht der Konditor aus Düsseldorf und später Bad Münstereifel, sondern vielmehr damals bereits die gewandelten Toten Hosen um Sänger Campino, einer besonders peinlichen Schach- und Witzfigur jenes politmedialen Establishments, das die Punk-Bewegung ursprünglich einmal mit beinahe libertärer Verve verachtete. Heino aber blieb sich treu und machte einfach weiter sein Ding.
Ich wünsche Ihnen, verehrte Leser, nun ebenso viel Lesefreude und Erkenntnisgewinn mit dieser Ausgabe, wie ich sie schon haben durfte. Ob Jung, ob Alt, Sie wissen ja, hossa: Kein Fußbreit den neosozialistischen Ausbeutern aller Generationen! Mehr Freiheit.
Information
Diesen Artikel finden Sie gedruckt zusammen mit vielen exklusiv nur dort publizierten Beiträgen in der am 23. Mai erscheinenden Juni-Ausgabe eigentümlich frei Nr. 253.
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