09. August 2024

RezensionMichael von Prollius: Wirtschaftsfaschismus

Extremer Etatismus in Aktion

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Im neuesten Werk des liberalen Berliner Autors Michael von Prollius geht es um die Frage, ob der Begriff „Sozialismus“ eine geeignete Bezeichnung für die gesellschaftlichen Missstände und Fehlentwicklungen ist, die auf staatliche Steuerung zurückzuführen sind. Um es kurz zu machen: Michael von Prollius meint: Nein. Die Begründung des Autors überzeugt nur teilweise. Natürlich ist es richtig, dass derzeit der Marxismus-Leninismus nicht Staatsideologie ist, wir keinen „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ haben und auch keine zentrale Plankommission. Auch ist es richtig, dass die Begriffe „Bürokratismus“ und „extremer Etatismus“ den aktuellen Zustand aus akademischer Sicht gut beschreiben. Wie aber der Autor selbst erkennt, kann es keinen „dritten Weg“ geben. Es gibt nur zwei Wege: Kapitalismus mit freien Märkten oder Sozialismus mit unfreien Märkten. Um Letzteres zu erreichen gibt es eben dann viele Varianten. Egal, ob es der italienische Faschismus, der deutsche Nationalsozialismus (beides im Werk vorzüglich analysiert), der Stalinismus, der Sozialismus in der DDR, die kubanische Einparteiendiktatur oder das nordkoreanische neofeudale System ist, die direkt miteinander verglichen jeweils erhebliche Unterschiede aufweisen: Immer geht es darum, dass eine Minderheit als Räuberbande zuerst den Staat okkupiert und dann die Mehrheit ausraubt unter dem Vorwand, „sozial“ und „demokratisch“ zu sein. Und selbstverständlich gibt es in Deutschland eine Ideologie der Gleichheit. Und selbstverständlich ist das Mehr-Parteien-System eine Illusion (die herrschenden Parteien entsprechen der „Nationalen Front“ der DDR und das „Politbüro der SED“ dem Koalitionsausschuss). Die Wirtschaft nicht enteignen zu müssen, sondern mittels Vorschriften zu „regulieren“, ist ein genialer Schachzug der Antikapitalisten. Und mit dem Verbot von Verbrenner-Autos und -Heizungen greift der aktuelle Staat mindestens genauso tief in die Privatheit seiner Bürger ein wie in der DDR. Warum man dann eine solche Wirtschaftsordnung nicht „Sozialismus“ nennen sollte, überzeugt mich nicht.


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