19. März 2024
Lobeshymne auf die deutsche Bürokratie: Endlich eine gute Nachricht
Der Staat macht keine Fehler …
Das verkündete unlängst der sogenannte deutsche Wirtschaftsminister in seinem gleichermaßen dummbräsigen und überheblichen Duktus.
Formell liegt er denklogisch natürlich daneben. Der Staat ist kein Mensch, er hat keinen Willen, handelt nicht und kann somit auch keine falschen oder fehlerhaften Handlungen vornehmen. Nur seine Protagonisten können das. Aufsummiert bilden alle Handlungen der handelnden Politiker und Staatsbediensteten die real existierende Planwirtschaft ab. In den Bereichen des menschlichen Lebens, in denen sie nicht durch ihr Handeln eingreifen, nicht intervenieren, „herrscht“ der freie Markt. Im modernen westlichen Wohlfahrtsstaat sind diese Bereiche rar, aber immerhin dürfen wir uns noch (unter Wahrung des Kontaktschuldgebotes) unsere Freunde selbst aussuchen, die Farbe unserer Kleidung auswählen und auch die des Lastenfahrrads. Eltern dürfen sogar entscheiden, in welcher Schule ihre Kinder planmäßig indoktriniert werden.
Hingegen basieren sämtliche „staatliche Handlungen“, also die die Staatsbediensteten im Dienst tätigen, unter Zwang und niemals im freien Austausch von Angebot und Nachfrage. Niemand würde sich für 70 Euro einen Reisepass kaufen, wenn man auch ohne dieses fragwürdige Dokument fragwürdige Grenzen überschreiten könnte. Jeder Bescheid, Erlass, jede Verfügung, jede Genehmigung, Zuteilung und jedwede vermeintliche Wohltat – welcher der unzähligen staatlichen Tentakelarme auch immer sie verfügt – sind totalitäre Anmaßung und Zwangseingriff in die Souveränität des Individuums und somit seine Enteignung und Entmachtung. Die kranke Zielsetzung dahinter ist es, den Willen des Einzelnen zu brechen und das Individuum letztlich zu zerstören – zum Wohle des Kollektivs, wie suggeriert wird. In Wahrheit ist es zum Wohle der Herrscherclique, die das Kollektiv anführt.
Kindermund tut Wahrheit kund, weiß das Volk. Und glücklicherweise, muss man vielleicht sagen, hält sich auch unser debiler Kinderbuchautor an diese Volksweisheit. Denn unabhängig von der Spitzfindigkeit, dass nur Personen handeln können, hat Habeck völlig recht. Der Staat macht keine Fehler. Er ist ein Zwangsapparat, und aus seiner Logik heraus kann er gar keine Fehler machen. Sein Ziel und seine Daseinsberechtigung, egal, welchen Anstrich er sich gibt, sind es, Zwang auszuüben, also Menschen zu bevormunden, zu unterjochen, zu enteignen, sie gegenseitig zu entfrieden, sie gegeneinander aufzuhetzen und sie in Kriegen zu verheizen.
Robert Habeck offenbart mit seinem Ausspruch genau dieses Weltbild und verkörpert einmal mehr die böse Fratze des Totalitarismus, die uns implizit anfaucht: Wir machen immer weiter, denn Widerstand ist falsch.
Das Umframen jedes ernsthaften Regierungskritikers zum Staatsdelegitimierer ist nur die anfängliche Konsequenz aus dieser Logik. Es wird noch weitergehen und auf alle Bereiche des Staatswesens angewandt werden. Wir müssen begreifen, dass der Staat keine Fehler macht. Wer das in Zweifel zieht, macht sich verdächtig.
Sie sind geblitzt worden und legen Einspruch ein? – Staatsdelegitimierer.
Sie glauben, dass Ihr Steuerbescheid fehlerhaft ist? – Staatsdelegitimierer.
Sie singen Reinhard Mey „Meine Söhne kriegt ihr nicht!“? – Staatsdelegitimierer
Sie spötteln über Baukosten und -zeiten des BER, der Elbphilharmonie, von Stuttgart 21, den Service der Bahn und den allgemeinen Zustand der Infrastruktur? – Staatsdelegitimierer.
Seien Sie vorsichtig, wägen Sie genau ab, ob und wo Sie die Unfehlbarkeit des Staates leugnen wollen. In den sozial-sozialistischen Medien bedient man sich mittlerweile der sogenannten künstlichen Intelligenz. Regelmäßig überprüft also der kleine Computer des Großen Bruders, welche Ihrer Tweets aktuell noch nicht strafbar sind. Aber auch lapidar gefallene Äußerungen am Stammtisch können nach Stammheim, Bautzen und Hohenschönhausen führen. Denn die klassische Spitzeltätigkeit und das Denunziantentum sind in deutschen Landen traditionell verankert und derzeit wieder en vogue.
Widerstand ist zwecklos. Wenn wir die Unfehlbarkeit des Staates tief in uns einatmen, werden wir auch erkennen, wie paradiesisch die Welt sein wird. Disput wird es nicht mehr geben. Als logische Konsequenz müssen die durch Montesquieu gewaltsam geteilten Staatsgewalten wieder zusammenschmelzen. Das wird auch zum langersehnten Bürokratieabbau führen. Nehmen wir unser Schicksal an. Nehmen wir es hin. Wir Menschen irren ständig, aber der Staat (wie im Osten einst die Partei) hat immer recht.
Erst wenn wir das begriffen haben, wenn wir unsere Eigenwilligkeit ob der Unfehlbarkeit des recht habenden Staates abgelegt haben, werden wir glücklich sein.
Der Staat macht keine Fehler.
Er ist der Fehler.
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Kommentare
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