21. März 2023

RezensionJuli Zeh, Simon Urban: Zwischen Welten

Roman

Da krachen Weltanschauungen aufeinander: Teresa, Brandenburger Milchbäuerin, und Stefan, hyper-woker Mainstreamjournalist, treffen zufällig aufeinander. Früher haben sie mal in einer WG zusammengelebt. Jetzt schreiben sie sich E-Mails und Whatsapp-Nachrichten, berichten sich aus ihrem Leben. Es sind zwei Handlungsstränge, die parallel ablaufen. Sie gerät mit ihrem Hof erst in wirtschaftliche, dann auch in persönliche Schwierigkeiten. Der Grund: Die politische Elite macht planwirtschaftliche Vorgaben wie einst die SED-Bürokratie. Der einzige Unterschied bestehe darin, dass die Vorgaben nunmehr aus Brüssel statt aus Ost-Berlin kämen. In einer Nachricht beklagt sich die Bäuerin: „Wenn du heute versuchst, die Interessen der Bauern zu vertreten, dann heißt es: Egoismus, Lobbyismus. Und im Ministerium bekommt man nicht mal einen Termin. Ganz anders, wenn du mehr Diversität oder ein drittes Klo oder safe spaces forderst. Dann hört dir jeder zu.“ Auf der anderen Seite ein angepasster Hofjournalist, der selbst das Wort Ritterschlag noch gendert („Ritter*innenschlag“) und dessen Probleme sich um einen linken Shitstorm, die eigene Karriere und Ärger mit einer Praktikantin drehen. Die Ich-Bezogenheit der Gutmenschen wird grandios skizziert. Beide Figuren erleben eine Verwandlung. Die ganze Handlung spitzt sich zu und findet in einer großen Party in den Räumen der Hamburger Joschka-Fischer-Stiftung ihren krönenden Abschluss. Von einem Happy End kann allerdings kaum gesprochen werden. Wie sollte das auch möglich sein, wenn Welten aufeinanderprallen? Der Roman ist zudem geeignet, dem Städter die Probleme der Landwirte näherzubringen. Hand aufs Herz: Wer kennt sich schon damit aus oder interessiert sich groß dafür? Aber die Sorgen der Landwirte gehen uns alle an. Schon allein deswegen lohnt sich das Buch. Und es ist eine großartige Karikatur unserer Zeit, denn sie ist eingebettet in die Ereignisse des Jahres 2022. Die Einseitigkeit der Massenmedien und ihre Entfremdung vom normalen Volk werden großartig aufbereitet.


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Dossier: ef 231

Autor

Roland Gläser

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