28. September 2022

Politik am Ende Entgleitende Krisen – ab jetzt wird’s chaotisch!

Der Westen am kollektivistischen Umkehrpunkt

von Oliver Gorus

Dossierbild

mittwochs um 6 Uhr

Wir sind also ins Endspiel eingetreten. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg haben die staatlichen Akteure in den westlichen Gesellschaften ihr großflächiges gesellschaftliches Zerstörungswerk dermaßen übertrieben, dass in kürzester Zeit nicht mehr nur den weniger Leistungsfähigen und -willigen, sondern auch einem großen Teil der Menschen in der Mitte der Gesellschaft das Geld nicht mehr bis zum Monatsende reicht. Da helfen dann auch keine steuerfinanzierten Beruhigungsschnullergeschenke mehr, schon gar nicht, wenn sie aus wachsweichen Euro-Ramschpeseten bestehen.

Mitten aus dem Wohlstand, aus dem Dämmerschlaf von Frieden und Stabilität gerissen, werden die Völker des Westens plötzlich mit Hunger, Kälte, Armut, Krankheit, Krieg, Mangel und Elend konfrontiert. Und das nicht wegen einer Naturkatastrophe, nicht wegen der Verschlechterung der natürlichen Lebensbedingungen, ganz im Gegenteil – noch nie in der Geschichte der Menschheit waren die Lebensbedingungen auf der Erde so gut wie in den letzten Jahren.

Nein, Millionen Menschen leiden wegen … Politik. Sie schlagen hart auf dem Boden des Grundzustands der menschlichen Existenz auf und lernen für die Dauer einer Generation: Ah, so ist das also mit dem Sozialismus!

16 Wege ins Chaos

Die Politiker und ihre Freunde haben dieses Werk vollbracht, indem sie die westlichen Gesellschaften mit vereinten Kräften, systematisch und vorsätzlich in eine Vielzahl von interdependenten Krisen stürzten:

Durch ideologisch getriebene Verknappung von Energie, Rohstoffen und Technologien – wie zum Beispiel Atomenergie.

Durch Überlastung mit Bürokratie, Steuern und Abgaben – wie zum Beispiel den weltgrößten Wust aus Steuern und Abgaben in Deutschland.

Durch Aufkündigung der Garantie der Grund- und Menschenrechte – wie zum Beispiel mit dem Verbot friedlicher Versammlungen während der Corona-Maßnahmenkrise.

Durch die Auflösung der Gewaltenteilung – wie zum Beispiel durch die parteipolitische Besetzung des Postens des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts.

Durch Ermächtigungs- und Notstandsgesetze – wie zum Beispiel mit dem Infektionsschutzgesetz plus willkürlicher Ausrufung einer angeblichen Notlage nationaler Tragweite.

Durch die Bekämpfung und Annullierung unliebsamer Wahlergebnisse – wie zum Beispiel das Zurückpfeifen der demokratischen Wahl Kemmerichs zum Ministerpräsidenten von Thüringen.

Durch Zwangsmaßnahmen und Eingriffe ins Privatleben – wie zum Beispiel die Lockdowns in den Jahren 2020 und 2021.

Durch politischen Aktionismus und die damit verbundene Rechtsunsicherheit für Bürger und Unternehmen – wie zum Beispiel mit dem Hin und Her bei der Gasumlage.

Durch die Spaltung der Gesellschaft in „gute Bürger“ und „schlechte Bürger“ – wie zum Beispiel mit der offenen Diskriminierung Ungeimpfter.

Durch Dauerpropaganda, Indoktrination, Framing und Moralisieren aller Lebensbereiche – wie zum Beispiel in Deutschland durch einen parteiischen, ideologisierten und täglich meinungsmanipulierenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Durch die Provokation von Kriegen – wie zum Beispiel den zwischen den beiden korrupten Oligarchenstaaten Russland und Ukraine.

Durch politisch induzierte Inflation und staatliche Überschuldung und damit Vernichtung des Geldvermögens der Bürger – wie zum Beispiel mit der Fehlkonstruktion des über unterschiedlichste Wirtschaftsräume gestülpten Euros.

Durch die Zerstörung des für Politiker zu eigensinnigen unternehmerischen Mittelstands – wie zum Beispiel mittels täglichem zermürbenden und wertvernichtenden Bürokratieterror.

Durch die Erzeugung von immer mehr Abhängigkeit und erlernter Hilflosigkeit – wie zum Beispiel mit zu hohen Sozialtransfers.

Durch die Zerstörung regionaler Kulturen und Strukturen mittels politisch geförderter Masseneinwanderung von kulturfremden Transferempfängern – wie zum Beispiel durch die bis heute andauernde Grenzöffnung in Deutschland von 2015.

Durch die Einführung von Dirigismus und Planwirtschaft und Abschaffung der freien Marktwirtschaft – wie zum Beispiel im Energiesektor oder in der Pharmaindustrie.

Der Umkehrpunkt

Die vielen Krisen verstärken sich gegenseitig und resultieren auseinander. In einer sehr stark verflochtenen und internationalisierten Wirtschaft wird dadurch ein unbeherrschbares Chaos ausgelöst, das in den nächsten Jahren auch die staatlichen Strukturen delegitimieren und zerstören wird. Was danach kommt, ist offen.

Die staatlichen Akteure werden eine Revolution von oben durchführen und in Europa aus der EU einen totalitären Superstaat mit digitalem Zentralbankgeld und totaler Überwachung und Kontrolle mittels Social-Credit-Systems entwickeln wollen. Ein gigantomaisches Staatswesen, das auf einer Hölle von Zwang und Gewalt fußt.

Das ist aber ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen von der Dimension des Turmbaus zu Babel. Europa ist nämlich die Geburtsstätte des Individualismus. Die Kerneigenschaft der Europäer ist Vielfalt. Sie werden sich nicht vermassen und vereinheitlichen lassen, sie werden sich nicht unterdrücken lassen, sondern sie werden rebellieren.

Vielleicht werden es die 2020er Jahre sein, die später einmal als historische Wendezeit gesehen werden: Das große Pendel ist am kollektivistischen Umkehrpunkt angelangt. Ab jetzt geht’s – nach einer chaotischen Übergangsphase – für Jahrzehnte zurück Richtung Individuum.

Freilich, wenn es nach den Politikern geht, steht am Ende des von ihnen ausgelösten Chaos ein einheitlicher riesiger Staat. Wenn aber die gesellschaftliche Realität sich durchsetzt, steht am Ende des Chaos Zersplitterung: eine Vielzahl von autonomen Regionen mit Strukturen und Eigenschaften, die den jeweiligen Bewohnern dieser Regionen entsprechen und daher sehr unterschiedlich sind.

Leider ist es sehr wahrscheinlich, dass der Krieg des Staats gegen das Volk vermutlich wieder viele Opfer kosten wird. Ich fürchte das sehr, sehe aber beim besten Willen nicht, wie das vermieden werden könnte, denn die Politiker haben ja erfahrungsgemäß kein Interesse daran, Opfer zu vermeiden, indem sie ihre Macht freiwillig abgeben. Als Beleg dafür reicht ein Blick in die Geschichte der totalitären Staaten. Wir werden darum wohl wieder aufs Neue beschämende Gewalt von oben erleben.

Den Strom abstellen, Gas unerschwinglich machen oder Privatvermögen entwerten sind jedenfalls bereits erste existenzielle Angriffe, die den Wohlstand hart absenken und viele Millionen Lebensjahre kosten – es ist im wortwörtlichen Sinne ein Krieg. Ich gehe den Kriegstreibern in Politik und Medien nicht auf den Leim, das zu verharmlosen.

Nie wieder!

Letztlich haben die staatlichen Akteure keine Chance, diesen Krieg gegen das eigene Volk zu gewinnen. 750 Millionen Europäer können sie nicht beherrschen. Und erst recht nicht im Internet-, Messenger-, Bitcoin- und Starlink-Zeitalter.

Die neuen Ordnungen, die die bisherige staatsdominierte Top-down-Ordnung nach dem großen Chaos ersetzen werden, sollten diesmal nach all den niederschmetternden Erfahrungen, die wir mit Staaten in den letzten 200 Jahren gesammelt haben, besser Bottom-up-Ordnungen sein. Also: Nichts darf in der Machthierarchie über dem Individuum stehen.

Das war auch die Meinung von Konrad Adenauer, der in seiner Autobiographie unter dem noch frischen Eindruck des Dritten Reichs bekräftigte, dass nie wieder der Staat über dem Individuum stehen dürfe. Allerdings war der von ihm angeführte zweite demokratische Staatsversuch in Deutschland, nämlich den der Bundesrepublik, diesbezüglich nur ein halbgares Menü. 

Mag sein, dass unter den damaligen historischen Verhältnissen mehr individuelle Freiheit einfach nicht drin war. Mag sein, dass ein großer Teil der Deutschen den Sozialismus wollte. Und mag sein, dass wir manche Fehler erst mal machen mussten, um zu lernen. Also Fehler wie beispielsweise den Zwangsrundfunk, die Allmacht der Parteien, die fehlenden parteiunabhängigen Direktmandate, die fehlenden Volksabstimmungen, die zu starke Zentralisierung, die fehlende Idee, was nach dem Anschluss der Gebiete Mitteldeutschlands geschehen soll, die fehlende Begrenzung der Staatsfinanzen, das fehlende Verbot der Staatsfinanzierung von NGOs, das fehlende Verbot, Souveränität an suprastaatliche Organisationen abzutreten, und viele weitere fehlende Begrenzungen des Staats.

Jedenfalls war das Scheitern des bundesrepublikanischen Staats spätestens mit der verpassten Chance, die Verfassung 1990 zu reformieren, zu modernisieren und zu innovieren, besiegelt. Denn seitdem driftet Deutschland unaufhaltsam in eine dritte Auflage der totalitären Allmacht der deutschen Politiker ab. Und die ist zwangsweise katastrophal.

Nach dem Krieg des Staats gegen seine Bürger oder vielleicht schon währenddessen werden emergent neue regionale Ordnungen hervortreten. Bei dieser nächsten historischen Chance auf neue Ordnungen sind vor allem die wenigen Freiheitlichen gefragt: Wie kann man im 21. Jahrhundert Gesellschaften so organisieren, dass das Individuum nicht wieder unter die Herrschaft von Fürsten fällt? Auch nicht unter die Herrschaft von Fürsten, die per Parteilisten an die Macht kommen!

Das Internet, der Bitcoin, das Privateigentum, das Prinzip der Freiwilligkeit, die Selbstbestimmung, das Sezessionsrecht, die Marktwirtschaft, der Freihandel – das sind allesamt Variablen einer Gleichung, die vor allem von uns Freiheitlichen gelöst werden will.

Wider den Fassonschnitt

Jeder wird naturgemäß auf die Frage nach der gesellschaftlichen Ordnung andere Antworten finden. Vor allem gibt es viele Deutsche, vermutlich sogar die Mehrheit, die gerne beherrscht werden wollen, was zu respektieren ist. Domestizierte Sozialisten in einer freiheitlichen Wildnis auszusetzen, ist eben auch unmenschlich. Die Forderung nach einer freiheitlichen Ordnung für ganz Deutschland oder gar Europa für alle Menschen ist darum genauso vermessen wie die aktuellen Forderungen vieler Etatisten nach einer Art EudSSR.

Diesmal darf es nicht die eine neue Ordnung geben, sondern besser eine typisch europäische Vielfalt von Ordnungen: ökosozialistische, parteidiktatorische, islamistische, völkische, bürokratische, basisdemokratische, anarchistische, minarchistische, kantonale, zentralistische, monarchistische, kommunistische, parlamentarische, privatrechtliche, planwirtschaftliche, kapitalistisch-marktwirtschaftliche Ordnungen – alle nebeneinander auf kleinen regionalen Gebieten in ganz Europa.

Lasst es die Berliner also endlich mit dem Kommunismus versuchen, die Kölner mit dem Kalifat, die Mitteldeutschen mit einer Volksrepublik und den Schwarzwald mit dem Anarchokapitalismus.

Damit jeder nach seiner Fasson glücklich werden kann.

Ich jedenfalls werde die Hand heben für eine herrschaftsfreie Privatrechtsgesellschaft ohne Politiker auf einem Teilgebiet im Süden des deutschen Sprachraums. Da bin ich mir schon jetzt sicher.

Jeder, der gesellschaftliche Verantwortung übernehmen will, kann sich jedenfalls schon jetzt auf den Moment des Machtvakuums vorbereiten. Der wird nämlich kommen.


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