06. Juli 2022
Kahlfraß und Karl Marx: Wie überwinden wir die Plage?
Was ein asiatischer Kleinschmetterling mit Sozialismus zu tun hat
von Oliver Gorus
Der Buchsbaumzünsler und der Sozialismus sind zwei Feinde der europäischen Kultur, denen wir uns stellen müssen.
Einfach zu warten, ob die Plage wieder vorübergeht und die Schäden vielleicht doch nicht so groß sind wie befürchtet, kann dazu führen, dass am Ende Tod und Zerstörung vollständig sind: Es bleibt nichts Lebendiges, nichts, was sich zu kultivieren lohnte, mehr übrig.
Machtlos ausgeliefert
Die Parallelen dieses Insekts zum geistigen Nachlass von Karl Marx sind frappierend. Auf den ersten Blick wirkt es ganz attraktiv. Der Falter ist vier bis fünf Zentimeter groß und hat leuchtend weiße Flügel, deren schwarzbrauner Trauerrand allerdings bereits Übles erahnen lässt.
Der Übeltäter gehört nicht hierher. Er ist ein Eindringling, der aus Ostasien stammt. Vermutlich reisten einige Eier unter den Blättern eines aus China oder Japan mitgebrachten Buchsschößlings vor etwa 20 Jahren nach Basel mit. Seitdem breitet sich der Zünsler in konzentrischen Kreisen Jahr um Jahr weiter in Südwestdeutschland, der Schweiz und Frankreich aus. Das Problem dabei: Die Raupen, die den Gelegen im Buchsbaum entschlüpfen, fressen das Laub ihres Wirts komplett kahl. Sie töten den Baum oder Strauch kurzerhand ab. Dann verpuppen sie sich, die Falter schlüpfen und suchen sich den nächsten vitalen Buchs und erledigen ihn und immer so weiter. Im Schnitt drei Generationen pro Jahr und Dutzende von Raupen pro Strauch beziehungsweise Hunderte von Raupen pro Baum fressen alles kahl, was sie finden, und vermehren sich immer weiter.
Der Buchswald bei Grenzach war einer der letzten und größten Wildstandorte des Buchsbaums. Die schönen immergrünen Bäume wuchsen hier bis zu vier Meter hoch und wurden uralt. Seit 1939 steht der Wald im Dreiländereck bei Basel unter Naturschutz.
Dann kam der Zünsler. Zwischen 2007 und 2010 entlaubte und tötete er den Wald vollständig. Die Naturschützer waren machtlos. Die Plage war deshalb so unaufhaltsam, weil der Zünsler in Europa keine natürlichen Feinde hat.
Für Vögel nämlich sind die Raupen ungenießbar. Sie sind giftig.
Kulturfeinde
Das geistige Gift des Karl Marx, das durch die europäische Kultur kriecht und in regelmäßigen Vernichtungswellen ganze Volkswirtschaften befällt und zerstört, besteht aus der Verneinung des Selbsteigentums. Alles Weitere folgt daraus in mehreren Verpuppungen: die Bekämpfung materiellen Privateigentums, der Vorrang des Kollektivs vor dem Individuum, die Planwirtschaft und der Staatskapitalismus, der parasitische Lebensentwurf des Lebens auf Kosten anderer, der Kulturmarxismus mit Cancel Culture, Wokeness, Political Correctness, Genderismus, Globalismus, Klimatismus und Covidismus und letztendlich immer wieder, Generation für Generation, die Diktatur einer Minderheit über die verwirrte, verunsicherte und verängstigte Mehrheit, die Vernichtung von Rassen, Klassen, Meinungen oder sonstigen Gegnergruppen sowie die großflächige Zerstörung jahrtausendealter Strukturen und Kulturen.
Wenn der Wirt kahlgefressen ist, findet der Sozialismus keine neue Nahrung mehr und geht ein. Aber ein paar Larven überleben immer irgendwo versteckt. Und sobald irgendwo wieder Wohlstand aufblüht, weil das Privateigentum und die individuelle Freiheit kultiviert werden, erwacht der Sozialismus zuverlässig und befällt erneut die Gehirne.
Die Wende
Die Evolution ist wunderbar. Ein Organismus, der sich ungehemmt verbreitet, stellt implizit eine neue Chance dar: Der potenzielle Fressfeind, der es schafft, sich anzupassen und mit dem Gift des Buchsbaumzünslers klarzukommen, hat ein unermessliches, leicht zugängliches Nahrungsangebot. In den letzten Jahren wurden erste Sperlinge und Meisen beobachtet, wie sie die fetten grünen Raupen aus dem Buchs sammeln und ihrem Nachwuchs verfüttern … ohne daran einzugehen.
Aus dem konkurrenzlosen lebensfeindlichen Aggressor wird so langsam, aber sicher eine lebensspendende Nahrungsquelle für Singvögel. Und dort, wo die Raupen des Zünslers gefressen werden, erholen sich die Buchsbestände. Ein neues Gleichgewicht stellt sich ein.
Gesucht: der Gegenspieler
Während ich durch meinen Garten gehe und meine großen handfrisierten Buchskugeln inspiziere, frage ich mich, auf welche Weise es unsere europäische Zivilisation schaffen wird, sich gerade noch rechtzeitig an das Gift des Karl Marx anzupassen, den Sozialismus zu vertilgen und die europäische Kultur des Individualismus, des Selbsteigentums, des Privaten, der Vielfalt und der Freiheit wieder erstarken und aufblühen zu lassen.
Ich weiß nicht, wie. Ich glaube auch nicht, dass der Sozialismus jemals wieder ganz verschwinden wird, aber ich rechne fest damit, dass wir Europäer diese alles zerstörende Plage überwinden und ein neues lebendiges, dynamisches Gleichgewicht finden werden, in dem der kollektivistische Kahlfraß, den wir derzeit in Deutschland zum dritten Mal erleben, unmöglich wird, weil es einen starken Gegenspieler gibt.
Vielleicht ist dieser Gegenspieler der Libertarismus.
Anzeigen
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv Abonnenten der Zeitschrift „eigentümlich frei“ zur Verfügung.
Wenn Sie Abonnent sind und bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, nutzen Sie bitte das Registrierungsformular für Abonnenten.
Mit einem ef-Abonnement erhalten Sie zehn Mal im Jahr eine Zeitschrift (print und/oder elektronisch), die anders ist als andere. Dazu können Sie dann auch viele andere exklusive Inhalte lesen und kommentieren.