06. April 2022
Der unternehmerische Weg: Warum Eigentum der Schlüssel zur Freiheit ist
Eine Absage an den Marsch durch die Institutionen
von Oliver Gorus
Kurz bevor der wirkungsmächtigste lebende Unternehmer, Elon Musk, gut neun Prozent von Twitter kaufte, fragte er seine 80 Millionen Follower (ja, diesem einzelnen Menschen folgen alleine auf Twitter so viele Menschen, wie Deutschland Einwohner hat, während dem Bundeskanzler auf Twitter knapp 400.000 Menschen folgen, also 0,5 Prozent von 80 Millionen … was sagt Ihnen das darüber, wie Öffentlichkeit heute funktioniert …?), also er fragte seine riesige Schar Follower zuerst, ob sie denn glaube, dass Twitter sich an das Prinzip, das essenziell für das Funktionieren einer Demokratie ist, nämlich Meinungsfreiheit, gebunden fühle. Die Antwort: 70 Prozent sind der Meinung, dass Twitter das nicht tut.
Und das stimmt ja auch. Ich selbst bin – wie fast alle meiner Weggefährten auf Twitter – zigmal zensiert und zweitweise gesperrt worden, habe deswegen sogar einmal Twitter verklagt und gewonnen, habe also die amtsrichterliche Bestätigung, dass Twitter unrechtmäßig unliebsame Meinungen zensiert und gegen die im Grundgesetz verfassten Grund- und Freiheitsrechte verstößt, die es wegen seiner Monopolstellung genauso achten muss wie der Staat, der das allerdings ebenfalls nicht für nötig hält. Wozu auch? Das Grundgesetz ist ja nur ein Stück Papier, das Verfassungsgericht ist zu einem Organ der sozialistischen Parteien aller Farben verkommen, der Regierungschef kennt keine roten Linien, wie er offen zugibt.
Aber dennoch ist und bleibt die Meinungsfreiheit eine der Grundlagen der westlichen Zivilisation. Es gibt also ein Problem: Es gibt eine Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Dann fragte Musk seine Gemeinde, was denn nun zu tun sei, da Twitter zum einen die De-facto-Öffentlichkeit der Gesellschaft sei, aber das Prinzip der Meinungsfreiheit nicht anerkenne und damit das Fundament der Demokratie untergrabe? Ob vielleicht eine neue Plattform gebraucht würde?
Die Antworten waren wild, aber ein deutlicher Teil der Leute sagte: Kauf Twitter!
Also kaufte er. Zumindest so viele Anteile, dass er jetzt der größte Einzelaktionär von Twitter ist. Und damit Einfluss darauf hat, was Twitter tut und lässt. Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird. Der Aktienkurs von Twitter stieg um 30 Prozent.
Politik ist nicht der Schlüssel
Die zeitliche Verknüpfung seiner öffentlichen Überlegungen mit seinem Aktienkauf nähren die Hoffnungen von Millionen von Menschen, dass Elon Musk seinen Einfluss auch tatsächlich nutzen wird, um Twitter zu entgiften, um das kulturmarxistische Toxin auszuspülen, um der westlichen Welt einen befreiten Marktplatz zu überlassen, auf dem man nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage legen und nicht mehr in Codes kommunizieren muss wie einst in der DDR, um den Sperren und dem organisierten Denunziantentum der Linkstwitteria zu entgehen.
Da dieser erstaunliche Mensch in der Vergangenheit schon oft die verrückten Dinge, die er angekündigt hat, tatsächlich auch in die Tat umgesetzt hat, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass diese Hoffnungen berechtigt sind.
Selbstverständlich liefert das noch lange keinen Grund für Heldenverehrung. Und selbstverständlich ist die Abhängigkeit vom Willen einer Einzelperson auch ein zentralistisches und kein freiheitliches Organisationsmuster: Wenn Elon Musk der König ist, der kraft seiner finanziellen Macht auf dem Marktplatz das Sagen hat und Regeln durchsetzen kann, dann ist das noch nicht der Idealzustand von dauerhafter und systematischer Freiheit, den sich Libertäre erträumen würden.
Aber immerhin: Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Eins nach dem anderen. Wenigstens wäre erstmal auf einem der großen Plätze der Öffentlichkeit wieder möglich, was mittlerweile nur noch in wenigen Nischen (wie auch übrigens in dieser hübschen und eigentümlichen Nische hier) möglich ist: sagen können, was wir denken, ohne dafür bestraft zu werden.
Was mir an dem ganzen Vorgang sehr gefällt: Musk geht den unternehmerischen Weg. Anstatt wie all die anderen Maulhelden ohne jede Macht Forderungen zu stellen und Tugend zu signalisieren, verschafft er sich erst mal Eigentum. Denn nur als Eigner hat er wirklich die Möglichkeit, etwas zu verändern. So geht das.
Wer einen Missstand aus der Welt schaffen will, sollte etwas unternehmen. Sollte also Unternehmer sein. Sollte also Privateigentum bilden und dieses Eigentum für das einsetzen, was seiner Meinung nach mehr werden soll auf der Welt.
Ich selbst bin seit zwanzig Jahren ebenfalls auf diesem Weg unterwegs. Und ich nehme diesen verblüffenden Schachzug von Elon Musk als Mahnung an mich selbst, mir in dieser Hinsicht treu und weiterhin unternehmerisch aktiv zu bleiben. Ich nehme mir außerdem zu Herzen, was Musk immer wieder vormacht: Walk your talk. Tu, was du sagst.
Nun, ich bin frisch motiviert …
Der Sozialismus ist den politischen Weg gegangen: Die freiheitsfeindlichen Kollektivisten haben den Marsch durch die Institutionen absolviert, um, auf den Spitzenposten angekommen mit Zwang und Gewalt, also mit Politik, die Welt zu unterjochen und auf Kosten anderer zu leben. Wir stecken mittendrin in dieser betrüblichen Phase.
Aber das ist ein Irrweg. Es ist jedenfalls nicht der Weg von uns Freiheitlichen. Wir sind keine Politiker, wir sind Eigner. Denn Politik ist nicht der Schlüssel zur Freiheit.
Eigentum ist der Schlüssel zur Freiheit. Es bleibt dabei!
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Kommentare
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