22. Dezember 2021
Zeichen der Hoffnung: Die neue Freiheitsbewegung
Warum Linke, Rechte und Libertäre plötzlich gemeinsam spazieren
von Oliver Gorus
Wenn Hetzer wie Hamburgs Bürgermeister Tschentscher derart unter Druck geraten, dass sie ihre Lügen nur noch mit fadenscheinigen Ausreden in peinliche Irrtümer wandeln können, dann macht mir das Hoffnung.
Hoffnung macht mir auch, dass es im Internet, namentlich in Twitter, viele Argusaugen gibt, die die Widersprüche und Risse in den autoritären Lügengebäuden erkennen und aufspießen. So wie im Fall Tschentscher: Nein, nicht 90 Prozent der Infizierten sind Ungeimpfte. Dafür kennen die Behörden vom größten Teil der Fälle den Impfstatus gar nicht!
Außerdem lässt mich hoffen, dass es in Deutschland immerhin noch ein paar wenige Journalisten gibt. Also echte. Keine speichelleckenden Hofberichterstatter. Neben dem reichweitestarken Boris Reitschuster ist da zum Beispiel der Wahrheitssucher Tim Röhn von der „Welt“. Er griff die Hinweise aus Twitter auf und setzte den Hanseaten, dem es an hanseatischen Tugenden mangelt, gezielt unter Druck – bis der kleine Kaiser nackt dastand und es jeder sehen konnte: Wie, du Lügenbold rechnest die Unbekannten zu den Ungeimpften hinzu, um sie anzuschwärzen? Wie peinlich ist das denn?
Die Agenten des Staats so entblößt zu sehen, zu erkennen, wie nur noch schamlose Dreistigkeit und nackte Gewalt ihren Laden noch eine Weile zusammenhält, das macht mir Hoffnung.
Schulterschluss
Hoffnung habe ich ausgerechnet in diesen Tagen, in denen die individuelle Freiheit unter Beschuss steht wie noch nie, seit ich denken kann. Denn ich sehe es andersherum: Noch nie, seit ich denken kann, haben in diesem Land so viele Menschen ihren Wunsch nach individueller Freiheit erkannt. Und sie artikulieren ihn! Es sind nicht mehr nur die Libertären, die „Freiheit!“ rufen!
Selbst der deutsche Michel beginnt sich langsam zu rühren. Sowohl in den Social Media als auch auf der Straße.
Und erstaunlicherweise – auch das macht mir Hoffnung – diskutieren und spazieren plötzlich Rechte, Linke und Libertäre gemeinsam. Geimpfte und Ungeimpfte. Plötzlich finden die Nichtautoritären, die Nichtobrigkeitshörigen, die Nichtgehorsamen, die Nichtetatisten aller Farben zueinander. Das politische Spektrum sortiert sich neu.
Libertäre und Altlinke beispielsweise haben zwar ganz unterschiedliche Begriffe, zum Beispiel vom Wort „Kapitalismus“, aber beide haben ihre anarchistische Ader und spüren, dass der dirigistische Korporatismus des Establishments, dieser Pakt der sich über das Recht stellenden Big-Pharma- und Big-Tech-Konzerne mit ihren korrupten Kumpanen in den Regierungen, ihrem jeweiligen Weltbild fundamental widerspricht.
Und Libertäre und Rechte? Sie verstehen zwar unter dem Begriff „Liberalismus“ zwei völlig unterschiedliche Ideen, aber beide wissen ganz genau, dass die globalistischen Öko- und Pharmasowjet-Demokratien mit ihren handverlesenen Expertenräten und ihren grenzüberschreitenden Umverteilungsorgien den Bürger nicht weniger als unterdrücken, weichkochen, zersetzen, gleichschalten und ausbeuten wollen.
Erstaunlich, wie die antiautoritäre Integrationsfigur Gunnar Kaiser sich mit allen möglichen Intellektuellen von links bis rechts bestens unterhalten kann und wie viele Menschen da Woche für Woche zuhören. Erstaunlich, wie Rechte plötzlich von Sahra Wagenknecht schwärmen.
Ich kenne etliche Ex-Sozialdemokraten, Ex-FDPler und Alt-CDUler, die sich in letzter Zeit aus ihrer politischen Heimat vertrieben sahen und die plötzlich entdecken, dass sie alle gemeinsam auf der Seite der Bürger und nicht mehr auf der Seite des übergriffigen Staats stehen.
Die Not, in der man sich trifft, hat also auch etwas Gutes: Wir alle kommen miteinander ins Gespräch. Wir vernetzen uns sogar. Denn wir haben den gemeinsamen Feind entdeckt. Wir sind uns keineswegs einig darin, was wir wollen, aber wir sind uns erst mal einig darin, was wir nicht wollen.
Eine neue Chance
Hoffnung geben mir selbstverständlich auch die vielen Spaziergänge im ganzen Land. Eben nicht nur im Osten, nicht nur aus einzelnen politischen Richtungen, sondern aus der breiten Mitte der Normalo-Bevölkerung in kleinen bis großen Städten mit Kind und Kegel, mit Kerzen und ganz, ganz ruhig und friedlich.
Auch wenn die Regierung nun in perfider Taktik den Lockdown verkündet, um die wachsende Spaziergang-Bewegung zu unterbrechen und so der erstarkenden außerparlamentarischen Opposition den Wind aus den Segeln zu nehmen: Das wird vielleicht kurzfristig den Widerstand aufstauen, mehr aber auch nicht. Und wenn uns Bürgern das Demonstrationsrecht durch irgendwelche Winkelzüge dauerhaft verwehrt würde, wir würden dennoch Wege finden, unseren Widerstand zu artikulieren.
Vielleicht findet der Staat, hinterlistig wie er ist, schon bald Möglichkeiten, mit gezielten Provokationen die Gewalteskalationsspirale anzutreiben, um so den Widerstand zu radikalisieren und anschließend gewaltsam bekämpfen zu können. Und ja, vielleicht gehen die Berliner Kontrollfreaks gegen das Oppositionellen-Netzwerk Telegram vor, wo sich derzeit nicht nur der weißrussische, sondern auch der deutschsprachige Widerstand selbst organisiert. Aber was macht das schon – die Bürger schießen dann eben woanders ihre Accounts aus dem Boden wie Schwammerln im Herbst.
Ich bin sicher, es wird noch ganz viel Schlimmes passieren. Ich spüre förmlich, dass die Kollektivisten gerade genau das Gleiche machen wie immer in der Geschichte: es übertreiben.
Aber gerade deswegen dämmert so langsam etwas wie ein neues Chancenfenster in der Geschichte herauf. Immer wenn sie es übertrieben haben, war kurz darauf eine Epoche zu Ende. Und immer am Ende einer Epoche gab es für kurze Zeit eine gewisse Auswahl, wie es weitergehen könnte. Im 19. Jahrhundert stritten die Utopisten verschiedenster Couleur um das Erbe der untergehenden Aristokratien. Und nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich dank der brillanten Vorarbeit der liberalen Vordenker und dank eines ordoliberalen Wirtschaftsministers Erhard für kurze Zeit die Marktwirtschaft durch und zeigte für wenigstens etwa drei Jahrzehnte, was sie draufhat.
Die Parteien haben sich diese einigermaßen freiheitliche Ordnung und den immensen, aus ihr entspringenden Wohlstand mittlerweile zur Beute gemacht. Aber lange wird der Triumph ihrer anmaßenden Pöbelherrschaft nicht währen: Denn sie übertreiben es gerade wieder!
Und dann kommt eine neue Chance. Sind wir darauf gut vorbereitet?
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Kommentare
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