08. Dezember 2021

Übergang in den totalitären Staat Wie Demokratien zu ihren Straflagern kommen

Nun heißt es, eine klare Entscheidung zu treffen!

von Oliver Gorus

Dossierbild

mittwochs um 6 Uhr

Über ein Jahr lang war ich Twitter-abstinent, weil ich gegen dieses Netzwerk prozessiert und für meine in Artikel 5 GG verbriefte Meinungsäußerungsfreiheit gekämpft habe. Erfolgreich. Aber davon erzähle ich ein andermal. Nur so viel: Während ich jemanden vor Gericht schleife, möchte ich nicht dessen Leistungen nutzen. Das gehört sich irgendwie nicht. Also schwieg ich und erholte mich nebenbei von dem täglichen Hauen und Stechen per 280 Zeichen.

Twitter ist wie ein Brennglas auf die Gesellschaft: übertrieben, hysterisch, schnell, unmittelbar. Auf Twitter bilden sich die Erregungsspiralen, die ein wenig später auch im Fernsehen hochflimmern und in den Zeitungen widerhallen. Wer drin ist, kann dort einen grotesk verstärkten Puls der Zeit fühlen. Der Ton auf Twitter war schon immer rau und albern – man muss das eben abkönnen.

Kollektiviert die Egoisten!

Seit Kurzem nun bin ich also wieder zurück auf diesem leicht geisteskranken „sozialen Medium“, weil ich es derzeit trotz allem nötig finde. Allerdings hat sich da in dem einen Jahr etwas Grundlegendes verändert. Ich kann es fühlen, wenn auch nicht so gut beschreiben. Vielleicht zeige ich es Ihnen mit einem Beispiel. Stellen Sie sich vor, Sie sind aus gutem Grund und nach reiflicher Überlegung ungeimpft geblieben und lesen etwa das hier: „Man kann die Impfgegner auch gleich in Quarantänelager stecken, damit sie dort sinnvolle Arbeit für die Gemeinschaft leisten können. Denn den Egoismus, den diese Querdeppen und Impfleugner an den Tag legen, kann sich eine menschliche und soziale Gesellschaft einfach nicht leisten!“

Ja, Twitter halt, denken Sie. Aber dann bekommen Sie mit, dass Tausende in ähnlichen Tweets so denken und ganz dreist auch der zwangsfinanzierte Rundfunk sowie die politische Exekutive und weite Teile der Legislative. Objekt von Hass und Hetze nicht nur einiger sozialistischer Seelenkrüppel zu sein, sondern einer breiten nationalen Front der Feindseligkeit gegenüberzustehen, fühlt sich dann doch ein wenig ungemütlich an.

Wen interessiert schon Medizin?

Und dann ist klar: Es geht jetzt nicht mehr darum, ob das Virus wirklich so schlimm ist, wie die Politiker es besingen. Es geht nicht mehr darum, ob die Nebenwirkungen des Impfstoffs wirklich dessen Nutzen konterkarieren, wie Impfgegner munkeln. Es geht nicht mehr darum, ob das Spikeprotein toxisch ist und ob es Long-Covid überhaupt gibt. Es geht nicht mehr darum, ob die Infektionszahlen gefälscht sind, ob Lockdowns helfen oder schaden, ob Kontaktbeschränkungen, Maskentragen, 2G und Abstandsgebote rechtens, töricht, kontraproduktiv, dumm oder übergriffig sind. Es ist nämlich nun auch offiziell kein Gesundheitsthema mehr. Wahrscheinlich war es nie eines.

Denn eine Corona-Impfpflicht ist ja offensichtlich aus medizinischer Sicht Quatsch, was auch jeder Laie versteht: Um mit einer Impfpflicht Einfluss auf das epidemische Geschehen zu nehmen, bräuchten wir einen Impfstoff, der sterile und dauerhafte Immunität bringt und die Weitergabe des Virus unterbindet, sowie ein stabiles Virus, das nicht ständig mutiert. Beides haben wir nicht. Also bräuchte man gar nicht weiter darüber diskutieren. Und hätten wir beides, würde freiwilliges Impfen ohnehin genügen.

In der historischen Dunkelkammer

Aber darum geht es eben gar nicht mehr. Seit letzter Woche ist ausgesprochen, wohin die Reise geht. Nachdem das Bundesverfassungsgericht klar gemacht hat, dass es kein Gericht, sondern ein von Parteipolitikern geführtes Quasi-Ministerium zur Rechtfertigung der Regierungsmaßnahmen ist, sehen die Parteigranden, die sich zum bunten Kesseltreiben im neuen Kabinett zusammengerottet haben, keine roten Linien mehr: Niemand wird ihnen in den Arm fallen! Und prompt schwenkt die ganze Bande wie orchestriert um und bricht unisono das einzige Wahlversprechen, auf das es ankam. Vor der Wahl: Die Impfpflicht kommt nicht! Nach der Wahl: Die Impfpflicht kommt!

Und das heißt: Exakt das ist jetzt der Übergang in den totalitären Staat. Selbstbestimmungsrecht? Recht auf körperliche Unversehrtheit? Hahahaha! Der die demonstrierenden Querdeppen auslachende Staat Österreichs hat bereits den Gesetzesentwurf dazu, der in Deutschland wegen der Regierungsbildung noch fehlt. Unsere Urenkel werden diesen Moment einst im Fach Geschichte behandeln.

Jeder mache sich klar, dass der Staat den allgemeinen Impfzwang nur durchsetzen kann, wenn dessen Akteure letztlich bereit sind, die Pflicht- und Strafzahlungsverweigerer zu Hunderttausenden in Beugehaft zu nehmen. Selbstverständlich werden die Absonderungslager nicht KZ oder Gulag heißen, sondern vielleicht Quarantänezentren oder so. Und man wird dort nicht umgebracht werden, sondern man kommt wohl wieder frei – bis zur nächsten Zwangsimpfung.

Dazu muss sich nun jeder positionieren. Ich jedenfalls habe mich entschieden: Ich werde keine Strafe bezahlen für meine freie Entscheidung, ein Arzneimittel nicht zu nehmen. Ich gehe ins Lager. Und Sie?


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