24. Dezember 2020
Weihnachten 2020: Frohes Fest
Ein Weihnachtsgedicht in Rap-Form als Gruß an unsere Leserinnen und Leser
von Volker Boelsch

Wenn Sie der Text in Stil und Struktur an ein Lied der Fantastischen Vier aus dem Jahre 1991 erinnert, dann ist dies unbeabsichtigt und rein zufällig.
Mein Bub schaut trüb den leeren Esstisch an
Kein bunter Teller heuer für den Sohnemann
Das letzte Geld ging grad für die Miete weg
Das war’s für diesen Monat mit dem Weihnachtsgebäck
Unser Laden unten hat die Fensterläden dicht
Das bleibt den Tag auch so, denn wir öffnen nicht
Schon seit Wochen kein Geschäft, ist nicht relevant
Das bedeutet nicht essenziell’ im Merkel-Land
Die Angestellten rausgeschmissen trotz der Last
auf dem Gewissen
da ich sie nicht zahlen kann, sind wir alle angeschissen
In Regalen liegt der Staub, weil hier keiner putzt
Ohne Kunden hier im Laden hätt’ das eh nichts genutzt
Was noch brauchbar war vom Inventar auf Ebay
vercheckt
Ohne Weihnachtsumsatz gibt es nichts, was noch die Kosten deckt
Ein Fünfz’gerl für den Obdachlosen ist der letzte Rest
von meinem Bargeld und das war’s dann – frohes Fest!
Mein Schwager wollt’ heut eigentlich
vorbeischauen
und mit uns sein letztes Geld auf den Kopf hauen
Ob er’s wirklich hierherschafft, ich mir nicht sicher bin
Er ist Polit-Aktivist, hat überall die Finger drin
Letzte Woche, so geschehen, wollte er auf die
Demo gehen
Ich war nicht dabei, hab’ nur die Bilder im TV gesehen
Die blauen Wasserwerfer, und die Cops in Kampfmontur
Beliebige Verhaftungen, Schikane und Tortur
Dass die Leut’ für ihre Rechte durch die
Straßen ziehen
Ist doch völlig normal in guten Demokratien
Doch die Willkür der Behörden, die Gewalt der Polizei
Macht das ganze zur Gefahr, da bin ich lieber nicht dabei
Doch mein Schwager, der ist einer, der da gar nichts
kennt
Mit großer Wonne mit dem Kopf durch jede Wand rennt
Nur meine Frau hat schon ihr ganzes Taschentuch durchnässt
Sie hat Angst, dass er nicht wiederkommt – frohes Fest!
Meine Tochter freut sich, weil der Opa kommt
Sein Zug fährt grade los, und sie jubelt prompt
Am Bahnhof hier wartet schon die Polizei
Der Opa weiß davon noch nichts, ihm ist das einerlei
Sein Nachbar hat ihn grad verpfiffen und er hat
noch nicht begriffen
Dass die Rechte unter Merkel momentan total versiffen
Schließlich war der Opa letzte Woche erst beim Test
Und wie war er? Positiv. Hausarrest!
Er hat die letzten Hitlertage live erlebt
Er weiß Familie, kommt nur durch, wenn sie zusammenklebt
Doch lässt du zu, dass sie euch auseinanderbringen
Kannst du der Freiheit schon einmal ein Abschiedsständchen singen
Geht auf die Straße, lasst euch sehen, ihr
müsst jetzt zusammenstehen
Letzte Chance für das Land. bevor wir alle untergehen
Die da oben wer’n uns ficken, wenn du sie nur lässt
Und die Bullen haben sie schon – frohes Fest!
Ohne unnötige Panik schüren zu wollen, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern gesegnete Feiertage, eine ruhige und erholsame Zeit und einen guten Start im neuen Jahr. Es kann ja schließlich nur noch besser werden!
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