20. April 2016
RezensionGuy Spier: Die Value-Investor-Ausbildung
Mein ganz persönlicher Weg zu Reichtum und Weisheit

Aufmerksamen Lesern von Nassim Nicholas Talebs Weltbestseller „Der Schwarze Schwan“ wird nicht entgangen sein, dass der bildreich philosophierende Finanzmathematiker und Profitrader dem geneigten Publikum lediglich ein einziges klassisches Börsenbuch anempfiehlt. Jim Pauls „Was Gewinner von Verlierern unterscheidet“ thematisiert die Gefahr permanent positiver Rückkopplung auf Selbstbild und Risikowahrnehmung, stellt das schmachvolle Verlieren statt des glorreichen Gewinnens in den Mittelpunkt einer autobiographisch untermauerten Betrachtung. Deutliche Züge dieser Handschrift trägt auch das Buch des unabhängigen Fondsmanagers Guy Spier. Etwa zwei Drittel des Gesamtumfangs machen dabei die Ausführungen zu seinem beruflichen Werdegang aus. Hierbei konzentriert sich Spier auf die schonungslose Offenlegung seiner Fehlentscheidungen und Schwächen, des Scheiterns und relativer Misserfolge. Als zwei besonders tief im Fleisch sitzende Stacheln erweist sich dabei zum einen sein erster Job nach dem Studium bei einem zweifelhaften Wall-Street-Broker, zum anderen der Umstand, dass ihm erst sein Vater beziehungsweise dessen finanzielle Mittel und Kontakte den Weg in die Selbständigkeit ebneten. Im Gegensatz zu Jim Paul hatte Spier damit allerdings auch das Glück, die Nackenschläge des Berufslebens schon in der Frühphase seiner Laufbahn bezogen zu haben, so dass ihm ein kometenhafter Aufstieg ebenso wie ein jäher Absturz erspart geblieben ist. So spiegelt seine Vita als Finanzinvestor denn eher einen in Demut verlaufenden kontinuierlichen Selbstverbesserungsprozess wider, von dem seit fast 20 Jahren auch seine Kunden profitieren. Keinen Hehl macht Spier aus seiner schon fast manische Züge annehmenden Verehrung für Warren Buffett, dessen Arbeitsweise, Integrität und Normalität ihn einschneidend prägten. Das kurzweilige Buch schließt mit acht Investitionsgrundsätzen sowie vier ebenso lehrreichen wie teuren Fehlinvestments des Autors.
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