26. November 2024
RezensionBernd Zeller: Frechheit
Die alternativlose Autobiografie von Angela Merkel (Satte Tiere)
Der begnadete ef-Karikaturist Bernd Zeller, Träger des Libertären Literaturpreises 2023, hat ein weiteres Satire-Bändchen vorgelegt. Darin knöpft er sich wieder einmal Angela Merkel vor, jene Unglücksfigur im Kanzleramt, die seit Hitler die größte Verheerung unserer sozialen, ökonomischen, nationalen und rechtsstaatlichen Substanz zu verantworten hat. Als einstiger DDR-Bürger provoziert es den streitbaren Cartoonisten, dass ausgerechnet sie ihre (für November annoncierten) Memoiren auch noch mit „Freiheit“ betitelt. Antizipierend kontert er per Text und Karikaturen: „Frechheit. Die alternativlose Autobiografie von Angela Merkel“. Darin verpflanzt er ihren verhuscht-intriganten, auf Opportunismus, Verschleierung und systematische Meinungskontrolle basierenden Politikstil in die Geschichte, bietet Merkelismus im Wandel der Epochen. In der Steinzeit plädiert Angela (noch vergeblich) für den „Ausstieg aus dem Feuer“ als „Hochrisikotechnologie“. Die Einführung der „Faustkeilabgabe“ samt „Faustkeilbeauftragtem“ gefallen ihr schon besser. Als Star ideologischer Realitätsverweigerung bestärkt sie die Neandertaler in der Überzeugung, „dass ein Mammutverbot zu einem Schutz der Eiszeit führt“. „Den Limes“, behauptet sie, „habe ich nicht geöffnet“, sondern „bloß nicht geschlossen“. Sie frohlockt über die Erhöhung ihres „Zivilcouragepreises“ auf „dreißig Silberlinge“. Die Bibelübersetzung Martin Luthers, tadelt sie, stärke weder die Inklusion noch zeige sie „Gott in seiner Vielfaltigkeit“. Als Expertin für verwaschene (Tarn-) Sprache überzeugt die historische Bundeskanzlerin sogar Danton. Statt „totale Staatsherrschaft im Namen des Fortschritts“ heißt die Parole also „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Viele der Pointen von Bernd Zeller sind Zeitzünder oder setzen ein wenig (teilweise auch mehr) Geschichtskenntnis voraus. Exemplarisch der Sarkasmus: „Bei der Aufteilung der Besatzungszonen herrschte keine glückliche Auswahl. Die sowjetische Zone hätte im Westen liegen müssen. Da hätte die DDR funktioniert.“
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