30. Oktober 2016
Konrad Adenauer und seine „Köterrasse“: Die Macht der Presse
Skandal oder Schweigen, das ist hier die Frage

Ein leitender Funktionär des Türkischen Elternbunds in Hamburg soll einem Bericht des NDR zufolge auf Facebook die Deutschen als „Köterrasse“ bezeichnet haben. Offenbar als Reaktion auf die Armenienresolution des Bundestages habe Malik Karabulut, Mitglied des Aufsichtsrats des Vereins, geschrieben: „Diese Schlampe mit dem Namen Deutschland hat uns den Krieg erklärt – und wir schweigen immer noch.“ Überdies soll er erklärt haben: „Ab jetzt könnt ihr was erleben.“
Der überregionalen Qualitäts- und Wahrheitspresse war dies wie gewohnt keine Mitteilung wert. Hätte ein, sagen wir, sächsischer AfD-Funktionär oder überhaupt ein Sachse die Türken zur „Köterrasse“ erhoben, sähe die Sache gewiss anders aus.
Ebenfalls keinerlei Spuren in der Lückenpresse hinterließ die für ein sich frei dünkendes Land reichlich beschämende Tatsache, dass der renommierte Historiker Jörg Barberowski, der auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Rings Christlich-Demokratischer Studenten in den Räumen der Universität Bremen einen Vortrag über sein Buch „Räume der Gewalt“ halten wollte, nach Drohungen des dortigen AStA nicht auftreten konnte. Auch hier stelle man sich eine ähnliche Konstellation mit einem linken Professor und der Heinrich-Böll-Stiftung als Einlader und drohenden „Rechten“ als Veranstaltungsverhinderer vor und male sich aus, wie unsere lieblichen Lückenpressevertreter lamentierend loslärmen würden.
Die Macht der Presse zeigt sich vor allem darin, was sie verschweigt. Was sie nicht skandalisiert. Und damit gutheißt.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Acta diurna.
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