21. Mai 2025

RezensionWerner Patzelt: Deutschlands blaues Wunder

Die AfD und der Populismus

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Längere Zeit war vom Münchner Verlag Langen Müller wenig zu hören, jetzt füllt er wieder eine Lücke im liberal-konservativen Spektrum. So mit der Abhandlung von Philipp Bagus über „Die Ära Milei“ oder auch mit einem neuen Buch von Werner J. Patzelt, dem emeritierten Professor für Politische Wissenschaft an der TU Dresden. Patzelt ist Mitglied der CDU, besteht aber darauf, das Phänomen AfD ausgewogen und ohne Gehässigkeit zu untersuchen. Farbiger Journalismus ist von ihm nicht zu erwarten, er schreibt mit der Feder des Wissenschaftlers. Das Buch beginnt mit einer kurzen Geschichte der AfD, schildert ihr Programm und ihre Ziele, beurteilt ihre Arbeit in den Parlamenten und kritisiert den Umgang der etablierten Parteien mit der neuen Konkurrenz. Mithilfe einer Tabelle, die alle Wahlergebnisse im Bund und in den Ländern von 2013 bis 2024 wiedergibt, lassen sich Aufstieg und zwischenzeitliche Rückschläge der populistischen Partei rekapitulieren. Auch die Entwicklung von Bernd Lucke bis Alice Weidel wird knapp und übersichtlich illustriert. Mithilfe von ChatGPT analysiert Patzelt, wie die AfD von der Bevölkerung wahrgenommen wird und wie sich ihre Parlamentarier und Mitglieder selbst wahrnehmen. Einerseits sieht der Autor das Potenzial der Partei auf etwa 25 Prozent auf Bundesebene begrenzt, andererseits hält laut Meinungsumfragen gut die Hälfte der Bürger die AfD-Positionen sogar dann für wichtig und bedenkenswert, wenn man sich selbst gegen eine Stimmabgabe für diese Partei entscheidet. Ein anderes Paradoxon: Während sich die AfD seit Lucke hin zu mehr „Verbalradikalismus“ (so Patzelt missbilligend) geändert habe, seien die Wahlergebnisse trotzdem und ungeachtet der Ausgrenzung (auch durch den Verfassungsschutz) zunehmend besser ausgefallen. Insgesamt ein Buch, das hilft, Chancen, Erfolge und Defizite der Alternative für Deutschland besser zu verstehen.


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