27. Februar 2024

Black Markets Matter „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen backen!“

Staatliche Eingriffe behindern den freien und friedlichen Austausch der Menschen

von Johann A. Hellerich

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Bildquelle: Carmen Steiner / Shutterstock Fehlte sicher nicht im Kuchenrepertoire der „Schwarz“-Konditorin: Österreichs berühmte Sachertorte

In Österreich ist unlängst eine 31-jährige Kuchenbäckerin angeschwärzt worden. Ihr Vergehen: Sie soll rund 800 Torten gebacken und verkauft haben, ohne ihre selbsternannten Zuhälter (auch bekannt unter dem Euphemismus Finanzamt) an den Erlösen ihrer Arbeit beteiligt zu haben. „Solche Fälle sind keine Kavaliersdelikte und schaden den Prinzipien der fairen Wirtschaft und der solidarischen Gesellschaft“, beklagt „Oberstrizzi“ Finanzminister Magnus Brunner lauthals. Angesichts des medienwirksamen Lamentierens des ranghöchsten Schutzgeldeintreibers der Alpenrepublik ist wohl nach dem berüchtigten Grundsatz Mao Zedongs „Bestrafe einen, erziehe hundert“ mit einer drakonischen Reaktion zu rechnen. Die Dame hatte nämlich nicht nur ohne Genehmigung und ohne Abfuhr von Steuern Torten gebacken, sondern nebenbei auch noch Arbeitslosengeld und Notstandshilfe bezogen. Betrachten wir einmal mit gesundem Menschenverstand, was hier passiert ist und wer hier eigentlich verbrecherisch handelt.

Im Jahr 1965 gab es in Österreich 5.120 Bäckereien und Konditorbetriebe, im Jahr 2022 nur noch knapp 1.000. Dieser krasse Rückgang ist mitnichten ausschließlich ein Erfolg der Optimierung durch Arbeitsteilung und technischen Fortschritt. Er ist vor allem das Resultat überbordender Bürokratie und staatlicher Auflagen, die kleinere Betriebe einfach nicht mehr händeln können – immer im Sinne und oft mit Tinte der Großindustrie verfasst. Die Bäckertätigkeit gewerblich auszuüben, ist auch in Österreich streng reguliert und nur Personen mit sogenanntem Befähigungsnachweis vorbehalten. Große Bäckereiketten und Tiefkühlbäcker, wie beispielsweise Dr. Oetker oder Coppenrath & Wiese, erfreuen und nähren sich an den Auswirkungen der staatlichen Intervention.

Als Exkurs sei an dieser Stelle daran erinnert, dass für die aktuell protestierenden Bauern ein ähnliches Schicksal geplant ist und beispielsweise ukrainisches Getreide ohne jegliche Einfuhrzölle trotz übergrenzwertiger Pestizidbelastung in die EU eingeführt wird. Aus Solidarität mit den größten Landbesitzern Monsanto, Vanguard, BlackRock und Blackstone gelten für ukrainische Agrarerzeugnisse auch nicht die Vorgaben des sogenannten Green Deal. 

Wer nun aber zu seinen Familienfesten eine besondere Torte wünscht, findet kaum noch fähige und bezahlbare Konditoren. In diese Lücke sprang nun offenbar die kreative Tortenbäckerin und machte über 800 Kunden glücklich. Sie konnte ihren Mitmenschen mit ihrem Talent und ihrem Fleiß nur bestmöglich dienen, indem sie ihre Kuchen unter den Bedingungen des freien Schwarzmarktes anbot und kreierte. Black Markets Matter.

Nun könnte man der jungen Frau dennoch vorwerfen, dass sie sich trotz ihrer Einnahmen durch ihre Backtätigkeit – nach Hochrechnungen des Finanzamtes sollen es wohl rund 72.000 Euro gewesen sein – vom Staat hat alimentieren lassen. Knapp 17.000 Euro erhaltene Nothilfe soll sie nun zurückzahlen. In einem Sozialstaat ist die Fehlallokation des von wertschaffenden Menschen abgeknüpften Geldes naturgegeben. Vermutlich sind nur maximal zehn Prozent der Menschen, die Nothilfe beziehen, wirklich bedürftig und unverschuldet arbeitsunfähig. Die restlichen 90 Prozent sind vom Sozialstaat selbst produziert, weil selbst dann, wenn es keinen Mindestlohn gäbe, die Nothilfe, das Bürgergeld und so weiter als monetäre Grenze ausgemacht sind, unter der sich kein normaldenkender Mensch mehr (offiziell) morgens aus dem Bett quält, und weil auf der anderen Seite auch kein normaldenkender Unternehmer einem Mitarbeiter einen Lohn zahlen würde, den dieser nicht zu erwirtschaften vermag. Mindestlöhne – ob direkte oder durch Sozialleistungen indirekt manifestierte – erzeugen Arbeitslosigkeit und letztlich Armut für alle, denn es gibt weniger Güter. In Anlehnung an Marie-Antoinette gilt: Wer Brot essen will, muss Kuchen backen. Oder eben auf andere Weise seinen Mitmenschen dienen.

Wenn die in der Presse genannten Zahlen so stimmen und die Tortenbäckerin keine Sozialleistungen kassiert hätte, wären ihre illegalen Kuchen um circa 21 Euro teurer gewesen. So gesehen, hat der Staat also den Kuchen um circa 25 Prozent subventioniert. Andererseits stecken in den Preisen der Zutaten Umsatz-, Lohn- und Unternehmenssteuern. Wenn wir uns die derzeitigen, aber auch die vergangenen Ausgabenpräferenzen von regierenden Politikern ansehen, leuchtet ein, dass jeder vermeintlich zu Unrecht bezogene Cent für die Tortenbäckerin ein Cent weniger für Kriegsgerät, Beamtenbesoldung, Indoktrination, Unterdrückung und Propaganda ist und somit Menschendenken und -leben rettet. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Vertreter des Staates hauptverantwortlich für die erodierende Gesetzestreue der Bevölkerung sind. Unzählige Rechtsbrüche der Politik, Bruch der Maastricht-Kriterien, des Dublin-II-Abkommens, verfassungsfeindliches Eingreifen in Wahlen, Verstöße gegen das Neutralitätsgebot und die Ermächtigung mittels Hunderter illegaler Verordnungen während der sogenannten Covid-Pandemie belegen das.

Wenn die österreichischen Schwarzmarkt-Backwerke wirklich gut sind, wovon bei 806 unter dem virtuellen Ladentisch verkauften Torten einfach auszugehen ist, würden bei circa 25 Prozent Preiserhöhung vielleicht zehn Prozent der Kunden abspringen. Wenn sie – vorausgesetzt, die Konditorin hat einen beruflichen Befähigungsnachweis – diese 806 Torten gesetzeskonform gebacken hätte, hätte sich der Tortenpreis mindestens verdoppelt, vermutlich sogar verdreifacht. Dann wäre der Absatz signifikant eingebrochen, was wiederum die Stückkosten erhöht und am Ende des Tages sämtliche, von unserer 31-jährigen Tortenbäckerin produzierten Kuchen so verteuert hätte, dass sie keinen einzigen mehr verkauft hätte.

Nun ist unbekannt, wie groß die Torten waren. Vermutlich hat aber jede einzelne wenigstens 20 Menschen einen glücklichen Moment verschafft. Und hier liegt der einzige Vorwurf, den man der Bäckerin aus ethischer Sicht machen könnte: Sie hat rund 16.000 Menschen die Stimmung verbessert. Aus den Erfahrungen des untergegangenen „real existierenden Sozialismus“ wissen wir, dass die Kräfte der Schwarz- und Graumärkte signifikant zur Verbesserung der Versorgungslage und somit paradoxerweise zur Linderung und Stabilisierung der sozialistischen Mangelwirtschaft beigetragen haben. Der bereits in den 1920er Jahren von Ludwig von Mises nachgewiesene zwangsläufige Untergang der sozialistischen Regime verzögerte sich dadurch. Die Tortenbäckerin, wie übrigens alle Wertschöpfenden, sind also mitschuldig daran, dass uns die Protagonisten der derzeitigen quasisozialistischen Regime noch länger gängeln und ausbeuten können. Hier hilft wohl nur ein Streik, wie ihn Ayn Rand in ihrem gleichnamigen Buch beschworen hat.

Die gute Nachricht für alle schadenfrohen Freunde des ausufernden Sozialstaates: Die Gesetze werden nicht geändert. Nach der Beendigung ihrer illegalen Tortenbäckerei wird die unbefähigte Konditorin wieder ganz legal Arbeitslosengeld und Notstandshilfe beziehen. Sie wird arm bleiben und ihren Mitmenschen nicht mehr dienen. Alle werden ein Stück gleicher werden, bis auf die ihresgleichen da oben, die auf uns schauen und schmatzend Torten essen.

Illegale Konditorei betrieben und Staat abgezockt: 31-Jährige aufgeflogen


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