23. April 2023

RezensionFrank W. Haubold: Das Kalanos-Projekt

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Ein vom Etatismus frustrierter Mittfünfziger (Fabian) beschließt, sich einem libertären Projekt anzuschließen und auf eine Insel auszuwandern, um ein neues Leben zu beginnen. Kurz vorher allerdings wird er heimlich vom EU-Geheimdienst mit einem tödlichen Erreger infiziert, womit ihn ein Beamter erpresst, um ihn als Undercover-Agent zu rekrutieren. Das Gegenmittel erhalte er erst, wenn er entsprechende Berichte an den Geheimdienst liefere. Und andererseits gibt es eine Mittvierzigerin, eine alternde Lady (Lena), die, ob ihrer welkenden Weiblichkeit frustriert, die Übersiedlung auf die libertäre Insel schon hinter sich hat, jedoch von der neuen Liebe auf der Insel verraten und deshalb suizidal wird. Das Buch beginnt spannend, beginnt dann aber bereits ab dem sechsten Kapitel (von insgesamt 17) zu langweilen. Dies Zum einen, weil die Spionagestory nicht weitergeführt wird, sondern mit einem Satz endet (der Protagonist stirbt). Und andererseits deshalb, weil die libertäre Welt gar nicht real ist, sondern das Bewusstsein des Helden einfach auf einen Server kopiert wurde, der sich in einem ältlichen russischen Satelliten in einer Erdumlaufbahn befindet. Die suizidale Lena erschießt sich übrigens ohne viel Nachdenken. Macht ja nichts, auf dem Server liegt ja noch ihre Kopie. Der Leser muss nicht lange warten. Lena verführt Fabian, beide erhalten per Software ihre frühere Jugendlichkeit zurück und kopulieren, was das Zeug hält. Die Insel wird von der EU (im Buch nur ein Satz) zerstört. Die restlichen zwei Drittel des Werkes beschäftigen sich mit dem Umzug der Daten in eine Art Nebel, der durchs Universum fliegt. Kurz vor Schluss noch ein Hit: Ein einsamer Programmierer versucht, alle Daten zu löschen, wird aber mit einer freizügigen Geliebten (eine Software, Matrix lässt grüßen) besänftigt. Fazit: Was haben Hunderttausende von Bewusstseinen in einem Speicher, gesteuert von einer Programmierer-Elite, mit libertären Ideen zu tun? Ich habe es leider nicht verstanden.


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