19. Januar 2022

Welpen brauchen Grenzen! Was Demokratie mit Hundeerziehung zu tun hat

Und warum die Politiker uns alles kaputtmachen

von Oliver Gorus

Dossierbild

mittwochs um 6 Uhr

Wir waren nicht darauf gefasst, als im Spätsommer unsere Hündin verstarb. Sie war erst sieben Jahre alt, hatte sich im August noch rottweilerwohl gefühlt und ganz plötzlich ging es ihr schlecht; der Tierarzt sah beim MRT einen ganzen Monitor voll vom Krebs befallener Lymphdrüsen, und weg war sie aus unserem Leben.

Es war ein Schock, für den wir fast keine nervlichen Reserven mehr übrig hatten. Der Tod unserer lieben Hündin komplettierte dieses für uns katastrophale Jahr, in dessen Frühling ein naher Verwandter totgeimpft worden war, unser Nachbar den Herzinfarkt nach der Impfung nur knapp überlebt hatte, ein Mitarbeiter nach dem anderen sich nach Impfung oder Booster für mehrere Tage hatte krankschreiben lassen, die Kunden je nach Lockdown-Status völlig unvorhersehbar weggeblieben oder gekommen waren und der Staat uns Gesunde, Maßnahme um Maßnahme, an der Gurgel gepackt hatte und nach Lust und Laune zudrückte oder lockerließ.

Eigentlich wollten wir demnächst ohnehin wieder einen Welpen holen und es so machen wie bislang immer: Der alternde Hund erzieht den Welpen mit und blüht dabei noch einmal so richtig auf. Und der junge Hund lernt gleich eine Menge vom alten, die wichtigsten Sachen zumindest – ja, und wir Hundeeltern haben’s deutlich leichter. Das hatte immer wunderbar geklappt. Aber jetzt war alles anders.

Kurz vor Weihnachten, nachdem ich zwei Tage muskelkaterähnliche Verspannungen in den Oberschenkeln und im unteren Rücken während meiner amtlichen Covid-Quarantäne weggeschlafen hatte, immer im Bewusstsein, dass alle „Tagesschau“-Abhängigen an meiner Stelle glauben würden, es wäre ganz sicher nur ein Tag Muskelkater gewesen, hätte ich nur dem Staat gehorcht, kam dann unser Welpe zu uns.

Mit Laisser-faire ist kein Staat zu machen

Seitdem sind die Tage ganz schön anstrengend. Wenn Sie diese Erfahrung mit mir teilen, wissen Sie genau, wovon ich rede. Weil uns kein erfahrener Hund hilft, müssen wir dem Flegel ganz alleine Herr werden. Das ist gar nicht so einfach. Unsere Kinder bringt der Kleine regelmäßig zum Schreien vor Zorn und manchmal sogar zum Weinen. Nur meine Frau und ich bringen (meistens) genügend Autorität aufs Parkett, um ihn zu disziplinieren. Aber es kostet Kraft.

Wenn man mit einem Hund in einem menschlichen Haushalt in Würde überleben will, muss man rechtzeitig echte Erziehungsarbeit verrichten. Mit Laisser-faire kommen Sie da nicht weit, so ein Welpe ist kein Markt.

Dieses kleine Kerlchen hat einen unglaublichen, unbändigen inneren Antrieb, alles auszuprobieren, alles mit seinen nadelartigen Zähnen zu perforieren, jede Jugendstilstanduhr anzunagen, jeden Faden aus dem Teppich zu ziehen und pausenlos aufzudrehen, was das Herzchen hergibt. Auch während ich diese Sätze schreibe, Halbsatz für Unterbrechung für Halbsatz, muss ich ihn im Auge behalten. Wenn Sie ihm keine Grenzen setzen, und zwar so, dass er sie auch wirklich als solche erkennt, dann denkt er, das Rumwedeln mit dem Zeigefinger und die lauten Stimmen seien dazu da, ihn noch weiter anzufeuern. Am Ende überdreht er und dann wird’s hässlich. Aber wenn Sie ihn andauernd und stets rechtzeitig stoppen, dann lernt er sogar gelehrig, folgt Ihnen und ist dankbar und brav.

Es geht darum, seine Macht wirksam einzuschränken und ihm seine Grenzen unmissverständlich aufzuzeigen. Immer und immer wieder.

Ja, und das erinnert mich an unsere entgleiste Demokratie.

Was im Jahre zwei nach Corona den Politikern, die sich mit schlimmen, allzu schlimmen Charaktereigenschaften auf die Parteilisten und von dort in die Staatsämter gewieselt haben, offensichtlich fehlt, ist ein Herrchen oder Frauchen, die ihnen zeigen, wo die rote Linie ist.

Und das ist womöglich das K.-o.-Kriterium für dieses politische System, der wahre Grund, warum es mittelfristig nicht funktionieren kann: Der Souverän ist einfach nicht souverän genug, um den Politikern, deren innerer Antrieb, Unheil anzurichten, dem eines Welpen gleicht, die Grenzen aufzuzeigen! Ein handelsüblicher Politiker in Friede-Freude-Eierkuchen-Zeiten ist offenbar so erpicht darauf, jeden Raum auszufüllen, der ihm nicht verboten wird, sich alles und jedes anzueignen, was ihm nicht verwehrt wird, sich in alles einzumischen, aus dem er nicht draußen gehalten wird, dass er sogar den Verfassungsteppich anfrisst, wenn ihn Herrchen oder Frauchen nicht im Zaum halten.

Welpen brauchen Grenzen. Kinder brauchen Grenzen. Und Politiker brauchen ganz besonders begrenzende Grenzen – wenn man es denn schon unbedingt auf Teufel komm raus mit einer Volksherrchenschaft versuchen will.

Erziehungsauftragsüberforderung

Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass – wie der Name „Demokratie“ verspricht – das Volk in der Lage ist zu herrschen. Sie lassen sich von Lügnern und Betrügern, von Plagiatoren und Biographiefälschern hinters Licht führen, und dann lassen sie sich diese sinistren Gestalten zur Belohnung auch noch als Bürgermeister, Minister und Kanzler vor die Nase setzen und eine lange solche drehen und auf derselben herumtanzen. Das ist schwach.

Und Schwäche stachelt den gemeinen Politiker eben an wie einen Hundewelpen. Das bisschen investigativen Journalismus, der hier und da ausgräbt, wie die Politiker Zahlen fälschen, um den Michel gegen die Ungeimpften aufzuhetzen, sitzt so ein parteigestählter Amtsträger locker aus. Und das bisschen Spazierengehen diffamiert jeder mittelmäßige Bürokrat mithilfe seiner Freunde in den umstrittenen Zwangsmedien locker nach rechts weg oder gar in Richtung Staatsfeinde.

Der Bürger will eigentlich nur seine Ruhe haben. Er ist überfordert mit seinem Job in der Demokratie. Im Grenzensetzen ist er so schlecht wie Politiker schlecht im Wirtschaften sind. Und mit der natürlichen Autorität hat der Bürger genauso Probleme wie Politiker mit der Wahrheit.

Wie soll man die frechen Lügenbeutel nur zurecht- und in die Schranken weisen? Am Wahltag? – Ach, kommen Sie! Da lachen die Parteimitglieder Sie doch aus, denn es ist in Wahrheit ja doch egal, welche Farbe Sie wählen: Das Wahlergebnis ist so oder so mehr Staat und weniger Freiheit, wie die letzten sieben Jahrzehnte unmissverständlich zeigen. Und während Sie versuchen, mit Ihrer Wählerstimme die Pfütze im Flur aufzuwischen, setzt ihnen der nicht stubenreine Politiker auch noch einen Haufen vor die Küche. Sie werden den Politikern und den Parteien einfach nicht Herr, denn Sie sind zu harmlos. Kein Wunder, dass diejenigen, die an die Regierung gepuzzelt wurden, jeden Respekt vor dem Bürger, seinen Rechten und seiner Würde verloren haben.

Der Deutsche fühlt sich in einer Demokratie pudelwohl, aber er kann sie sich nicht erhalten. Dazu bräuchte es einen erfahrenen Hund, der ihm die Erziehungsarbeit abnimmt. Aber der ist nicht da. Und ehe er sich’s versieht, ist sein schönes Land kaputtgebissen, alle wertvollen Möbel sind zerkaut und zerschlissen, es herrscht das Recht des Aufmüpfigeren, und es stinkt.

Es ist eben so: Wer es nicht schafft, seine Politiker zu erziehen, sollte sich besser keine anschaffen.


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